Verhaltensexperimente: Wer ist schlauer: Wolf oder Hund?
Eine neue Serie von Verhaltensexperimenten mit Hunden und Wölfen bringt eindeutige Ergebnisse über die besonderen Fähigkeiten der Tiere – wie diese zu interpretieren sind, ist allerdings auch den Forschern um Monique Udell von der Oregon State University nicht ganz klar. Das Team hatte 10 Wölfe, 10 Schoßhunde und 10 ständig halb im Freien gehaltene Hofhunde verschiedenster Rassen und Mischungen Tests unterzogen, die eigentlich dazu gedacht waren, die Intelligenz und das Problemlöseverhalten zu untersuchen. Die Tiere sollten dabei einen nur mit Geduld und Fleiß knifflig zu öffnenden Behälter bedienen, um an eine Belohnung heranzukommen. Das gelang acht Wölfen gut und fast keinem Hund.
Tatsächlich kommt eine derartige Aufgabe aber auch vor allem im Lebensraum der Wölfe vor, bemerkten die Forscher. Die Wölfe warteten daher auch nicht lange, bevor sie sich ans Werk machten. Anders dagegen die Hunde: Meist versuchten sie gar nicht erst, den Behälter zu öffnen. Stattdessen richteten sie ihr Augenmerk während des Experiments auf in der Nähe anwesende Menschen als Bezugsperson: Offenbar waren die Tiere schlau genug zu wissen, wer die schwierige Aufgabe leichter als sie bewältigen könnte oder ihnen Anleitung zum weiteren Vorgehen gibt. Wahrscheinlich, so Udell und Co, werden im Experiment eben nicht Intelligenzunterschiede, sondern die verschiedenen sozialen und kognitiven Problemlösungsstrategien offenbar.
Schon vorher hatten Versuche von Udell nahegelegt, dass die enge Bindung an den Menschen für den Hund bei allen Vorteilen auch einen gewissen Verlust an Eigenständigkeit bedeutet hat. Andere Forscher halten es ohnehin für fragwürdig, von "dem" Hund zu sprechen: Die Tiere seien im Lauf der Domestikation derart unterschiedlich geworden, dass diese Verallgemeinerung falsch wäre. So gesehen dürfte ein Ansatz von Forschern um Brian Hare von der Duke University vielleicht mehr Aussicht auf Erfolg haben: Das Team rekrutierte in einem Citizen-Science-Projekt 500 Hundefreunde aus der Bevölkerung und leitete sie an, verschiedene Experimente zu Hause mit ihren Tiere nachzuspielen, um eine deutlich größere Datenbasis und gesicherte Ergebnisse zu bekommen. Ähnliche Projekte mit noch mehr Teilnehmern sind weltweit in Planung.
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