Ökologische Landwirtschaft: Wer mehr Bio will, muss zahlen
Wenn die Bauern anlässlich der »Grünen Woche« in Berlin zu bundesweiten Treckerkorsos aufbrechen, protestieren sie nicht allein gegen härtere Umweltauflagen und Änderungen bei der Düngeverordnung. Sie protestieren auch dagegen, ein System am Laufen halten zu müssen, das kurz vor dem Kollaps steht. Und dafür immer wieder heftige Kritik einzustecken: »Sie säen nicht. Sie ernten nicht. Doch sie wissen alles besser«, hat einer von ihnen auf sein Transparent geschrieben.
Jahrzehntelang gab es einen gut funktionierenden Gesellschaftsvertrag zwischen Landwirten und dem Rest der Bevölkerung. Die einen produzierten mit harter Arbeit genügend Nahrungsmittel für die wachsenden Ansprüche der wachsenden Bevölkerung. Die anderen ließen sie gewähren. Hauptsache, die Preise waren schön niedrig.
Das Gewährenlassen ist schon lange Geschichte. Heute müssen die Landwirte auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig sein, immer mehr Vorgaben aus Brüssel erfüllen und immer häufiger mit den Vorboten des Klimawandels – Dürren und Überschwemmungen – umgehen. Und dann hat auch die Bevölkerung, die wenig Ahnung von der praktischen Landwirtschaft hat, sehr genaue Vorstellungen davon, wie Lebensmittel zu produzieren sind: Sie will blühende Landschaften. Den Insekten soll es wieder besser gehen, anderen Arten natürlich auch. Die Bauern sollen am besten kein Gift mehr spritzen, die Gewässer sauber und den Klimawandel aufhalten.
Im Grunde wünscht sich die Mehrheit der Bevölkerung also eine flächendeckende ökologische Landwirtschaft – nur an den Preisen der Nahrungsmittel soll sich nichts ändern. Für Bauern eine Quadratur des Kreises.
Die konventionelle Landwirtschaft ist schlecht für die Umwelt
Dabei lässt sich an einer offensichtlichen Wahrheit nicht rütteln. Die Landwirtschaft hat eine große Mitverantwortung an vielen Umweltproblemen. Das ist mittlerweile gut belegt: Von 1980 bis 2000 haben sich die Gesamtbestände der Vögel in der Agrarlandschaft europaweit halbiert. Das ist ein Minus von 300 Millionen Brutpaaren. 22 von 37 typischen Agrarvögeln haben negative Bestandstrends.
Bei den Insekten ist die Lage noch schlimmer. Die Bestände sind regelrecht kollabiert. Vor 30 Jahren war die Masse der Insekten, die an Kontrollstellen gesammelt werden konnten, mindestens viermal so groß wie heute, ergab beispielsweise eine Studie aus dem Jahr 2017 von einem Team um Caspar Hallmann von der Radboud-Universität in den Niederlanden.
Die Studie, die auf Forschungsergebnisse des Entomologischen Vereins Krefeld zurückgeht, wird durch eine im Oktober 2019 erschienene Untersuchung der TU München noch einmal bestätigt: So ist zwischen 2008 und 2017 die Zahl der Insekten auf untersuchten Flächen in Bayern, Thüringen und Brandenburg stark zurückgegangen. Auf Wiesen und in Wäldern ging die Artenzahl um etwa ein Drittel zurück. Die Masse der Insekten nahm besonders stark in den Graslandschaften ab (um 67 Prozent). In Wäldern schrumpfte sie um etwa 40 Prozent.
Als wesentliche Ursachen dafür werden in verschiedenen Studien Überdüngung, der hohe Einsatz von Pestiziden, der Rückgang von Brachen und die Beseitigung von Landschaftselementen wie Hecken genannt.
Auch die Gewässer leiden unter der Landwirtschaft: Gerade mal zehn Prozent der Flüsse, Seen und Küstengewässer befinden sich in einem guten oder sehr guten Zustand. Bei knapp 60 Prozent dagegen ist der Zustand unbefriedigend oder schlecht. Entscheidenden Anteil daran hat die Überdüngung der Gewässer, vor allem mit Stickstoff. Und dafür wiederum ist die Landwirtschaft zu 57 Prozent verantwortlich, so das Umweltbundesamt 2015. In Gebieten mit besonders hoher Nutztierdichte ist das Grundwasser außerdem zum Teil so stark belastet, dass es nicht ohne Weiteres zur Trinkwassergewinnung herangezogen werden kann.
Schon deshalb scheint mehr Bio in der Landwirtschaft dringend geboten zu sein.
Ökologische Landwirtschaft ist besser für Umwelt und Klima
Und ja, die ökologische Landwirtschaft ist tatsächlich besser für Umwelt und Klima. Gewiss, wer sich ausschließlich von eingeflogenen Bioprodukten aus Übersee ernährt, hat vermutlich eine schlechtere Ökobilanz als jemand, der auf regionale Produkte aus konventioneller Landwirtschaft setzt. Grundsätzlich aber schneiden ökologische Anbaumethoden im Vergleich zu konventionellen bei den Themen Umwelt- und Klimaschutz deutlich besser ab.
Das belegt unter anderem der im Frühjahr 2019 veröffentlichte Report »Die Leistungen des Ökolandbaus für Umwelt und Gesellschaft«, der unter Federführung des Thünen-Instituts in Braunschweig und der Universität Kassel entstanden ist. Für den Report wurden Dutzende Studien mit Vergleichen von konventioneller und biologischer Landwirtschaft ausgewertet. Mit eindeutigem Ergebnis: 58 Prozent der Vergleichspaare zeigten signifikante Vorteile der ökologischen Bewirtschaftung. Bei 14 Prozent schnitt die konventionelle Landwirtschaft besser ab. Auf ökologischen Flächen wachsen demnach im Mittel fast doppelt so viele Ackerkräuter wie auf konventionell bewirtschafteten Feldern. Die Bioflächen ziehen mehr Vögel an (plus 24 Prozent), und auch die Zahl der Vogel- und Insektenarten ist größer (plus 35 Prozent und plus 23 Prozent). Gleichzeitig wird die Umwelt weniger stark belastet: Der Stickstoffeintrag liegt im Schnitt um 30 bis 40 Prozent unter dem einer gleich großen konventionell bewirtschafteten Fläche.
Ökologisch bewirtschaftete Böden speichern mehr Kohlenstoff im Boden (plus 10 Prozent) und setzen weniger klimaschädliches Lachgas frei (minus 24 Prozent). Und weil mehr Wasser einsickern kann (plus 137 Prozent) und die Erosion geringer ist, sind sie auch besser auf die Folgen des Klimawandels – zum Beispiel Extremwetterereignisse – eingestellt, ergab die Auswertung der Forscher.
Ökologische Landwirtschaft ist weniger produktiv
Doch die Rücksichtnahme auf die Natur hat ihren Preis. Die geringere Umweltbelastung entsteht durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und mineralischen Stickstoffdünger, durch vorgeschriebene tierschonende Mahdverfahren, vielfältige Fruchtfolgen und das Anlegen von Hecken und Randstreifen. Diese weniger intensive Bewirtschaftung hat zwangsläufig zur Folge, dass Biobauern deutlich geringere Ernten einfahren als konventionell wirtschaftende. Um die Bevölkerung satt zu bekommen, muss also eine viel größere Fläche bewirtschaftet werden.
Wissenschaftler um Guy Kirk von der britischen Cranfield University haben durchgespielt, welche Konsequenzen es hätte, wenn England und Wales komplett auf ökologische Landwirtschaft umstellen würden. Laut ihrer Studie im Fachblatt »Nature Communications« würde der Ausstoß klimaschädlicher Gase in den Regionen tatsächlich um etwa 20 Prozent sinken. Allerdings müssten wegen der um bis zu 40 Prozent geringeren Erträge in großem Maßstab zusätzliche Anbauflächen im Ausland geschaffen werden und die Nahrungsmittel von dort importiert werden. Je nachdem, was sich auf diesen Flächen vor der Umnutzung befand, könnte sich die Klimabilanz teils merklich verschlechtern.
Für das Szenario gehen die Wissenschaftler von einem nahezu unveränderten Essverhalten der Bevölkerung aus. Sie nehmen an, dass auch in Zukunft genauso viele Fleisch- und Milchprodukte konsumiert werden wie bisher. Das hat Folgen für die Ökobilanz: Denn vor allem diese Erzeugnisse sind es, für die in Übersee zusätzliche Anbauflächen geschaffen werden müssten, so die Forscher.
»Die konventionelle Landwirtschaft verursacht enorme Kosten, die sich in den Lebensmittelpreisen nicht widerspiegeln«
Konstantin Kreiser
Zu einem ganz ähnlichen Ergebnis kam ein internationales Forscherteam um Adrian Muller vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick in der Schweiz in einer Studie, die 2017 ebenfalls in »Nature Communications« veröffentlicht wurde. Bei einer grundlegenden Ernährungsumstellung hin zu deutlicher weniger Fleischkonsum könnten theoretisch neun Milliarden Menschen mit ökologischer Landwirtschaft ernährt werden, berechnete das Wissenschaftlerteam.
Der Verbraucher hat es in der Hand
So interessant solche Gedankenspiele auch sind: Mit der Realität haben sie wenig zu tun. Nur 8,9 Prozent der Anbaufläche in Deutschland werden ökologisch bewirtschaftet. Bioprodukte machten 2017 gerade einmal 5,1 Prozent des Gesamtumsatzes mit landwirtschaftlichen Produkten aus, ermittelte der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft für eine aktuelle Aufstellung.
Viele Grünen-Wähler, ökobewegte Großstädter und Klimaaktivisten fordern zwar eine Ökologisierung der Landwirtschaft. Wenn es aber um den eigenen Geldbeutel geht, greift die Mehrheit der Bevölkerung doch lieber zum konventionellen Produkt. Solange sich daran nichts ändert, wirkt es ziemlich scheinheilig, sich über Insektensterben, Artenschwund und belastete Gewässer aufzuregen – oder die Bauern dafür an den Pranger zu stellen.
Mehr Bio auf konventionellen Höfen
Es gibt bereits pragmatische Ansätze, wie man die konventionelle Landwirtschaft umweltfreundlicher machen kann, ohne gleich das komplette System umzukrempeln. Im F.R.A.N.Z.-Projekt (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft) wird in zehn Modellbetrieben in Deutschland erprobt, wie sich klassische Naturschutzmaßnahmen auf die Umwelt und auf die wirtschaftliche Situation der Landwirte auswirken.
Das Projekt ist eine seltene Kooperation zwischen Naturschützern und Bauern, die zu gleichen Teilen vom Umwelt- und vom Landwirtschaftsministerium finanziert wird. Die Idee dazu hatte die Umweltstiftung Michael Otto, die für die Umsetzung den Bauernverband mit ins Boot holte. Die Maßnahmen an sich sind nicht neu: hier ein Blühstreifen, dort ein Getreideschlag mit doppeltem Reihenabstand. Altgras, das auch im Winter stehen bleiben darf, eine zwölf Meter breite Brache, die die Monokultur eines Maisfelds durchbricht, oder die Einführung des so genannten Feldlerchenfensters – ein 20-Quadratmeter-Stück mitten im Acker, in dem nichts eingesät wird. Neu ist aber das Ausmaß, mit dem sie im F.R.A.N.Z.-Projekt angewendet werden: Bis zu zehn Prozent der Betriebsflächen sollen im Sinne der Artenvielfalt aufgewertet werden. Bisher finden solche Maßnahmen meist nur auf ein bis zwei Prozent der Flächen statt.
Nach drei Jahren mit zum Teil extremem Wetter ist es für eine endgültige wissenschaftliche Bewertung zwar noch zu früh. Aber der Trend zeigt deutlich, dass die Maßnahmen offenbar greifen. Ein Ergebnis des Monitorings von 2017 und 2018 ist zum Beispiel, dass die Zahl der Ackerwildkräuter im Extensivgetreide deutlich höher ist (18 Arten je 100 Quadratmeter) als im konventionell bewirtschafteten Getreideacker (zwölf Arten). Die Zahl der Tagfalterarten ist im Vergleich zu normalem Ackerland doppelt so hoch (im Durchschnitt acht beziehungsweise vier Arten pro Streifen). Zudem werden die Schmetterlinge auf den Maßnahmenflächen bis zu viermal so häufig gesichtet wie in anderen Bereichen.
Am Ende geht es wie immer ums Geld
Die Betreuung der Landwirte im F.R.A.N.Z.-Projekt ist sehr intensiv. Es gibt einen naturschutzfachlichen Berater für jeden Hof, der bei der Entwicklung der Maßnahmen hilft und die Umsetzung und wissenschaftliche Auswertung betreut. Der Mehraufwand wird den Landwirten erstattet, und es gibt eine Entschädigung für die geringeren Ernteerträge.
Würden das Modellprojekt oder vergleichbare Maßnahmen flächendeckend auf allen konventionell wirtschaftenden Bauernhöfen eingeführt, der positive Effekt für die Umwelt könnte enorm sein: Durch die intensive Betreuung und Kontrolle ließen sich die einzelnen Maßnahmen genau an die Begebenheiten vor Ort anpassen. Vor allem aber könnten dadurch die Naturschutzflächen in der Landwirtschaft erheblich wachsen – von derzeit zwei auf bis zu zehn Prozent der konventionellen Anbaufläche.
Für die einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe wären die Mehrkosten nur schwer zu tragen – für die Gesellschaft als Ganze aber schon: In dem Projekt kalkulieren die Verantwortlichen mit 800 Euro Mehrkosten für jeden Hektar, auf dem Maßnahmen durchgeführt werden. Auf dem Modellbetrieb im Brandenburg ist die Maßnahmenfläche derzeit 50 Hektar groß. Für den Hof entstehen dadurch zusätzliche Kosten von jährlich etwa 40 000 Euro. In Deutschland werden zirka 15,2 Millionen Hektar Fläche konventionell bewirtschaftet. Wenn zehn Prozent davon nach dem F.R.A.N.Z.-Vorbild aufgewertet werden, beliefen sich die Kosten rein rechnerisch auf rund 1,2 Milliarden Euro.
Zu den Aussichten einer flächendeckenden Finanzierung werden von Projektseite selbst keine Angaben gemacht, die Sache ist politisch umstritten. Ohnehin bekäme man für sein Geld keine zertifizierte Biolandwirtschaft, sondern eine extensivere, weniger umweltschädliche, aber immer noch konventionelle Landwirtschaft. Ein wirklich grundlegender Wandel hin zu einer klima- und umweltneutralen Landwirtschaft würde allerdings bedeutend teurer werden.
Versteckte Kosten trägt die Allgemeinheit
Wobei alle derartigen Kostenvergleiche an einem grundsätzlichen Mangel leiden: »Das Problem der konventionellen Landwirtschaft ist, dass sie enorme Kosten verursacht, die sich in den Lebensmittelpreisen nicht widerspiegeln«, sagt Konstantin Kreiser, der beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) den Bereich globale und EU-Naturschutzpolitik leitet.
Diese so genannten externen Kosten entstehen, wenn der Landwirt natürliche Ressourcen in Anspruch nimmt oder verschmutzt, die nicht ihm, sondern der Allgemeinheit gehören. Dazu zählt die Belastung der Atmosphäre mit CO2, die Eutrophierung der Gewässer durch Stickstoffeintrag oder auch die Belastung des Trinkwassers durch Abwässer. Müssen solche Verschmutzungen tatsächlich beseitigt werden, zahlt die Allgemeinheit – etwa durch den Bau einer kommunalen Trinkwasseraufbereitungsanlage.
Wie hoch die externen Kosten der deutschen Landwirtschaft sind, ermittelte eine im November 2019 veröffentlichte Studie der Boston Consulting Group, an der unter anderem der WWF mitgewirkt hat. Der Bericht beziffert sie auf mindestens 90 Milliarden Euro im Jahr.
Würde man diese theoretisch anfallenden Kosten den Bauern aufbürden, müssten diese bei den Lebensmittelpreisen kräftig aufschlagen, allerdings nicht bei allen Produkten gleichermaßen. Rindfleisch etwa müsste laut der Berechnung der Autoren des Berichts fünf- bis sechsmal so teuer sein wie heute. Der Preis für Schweinefleisch müsste sich mindestens verdoppeln, der für Geflügel verdreifachen. Eier und Milch würden mindestens doppelt so teuer, der Preis für Brotweizen würde sich sogar verfünffachen. Obst und Gemüse würden dagegen nur minimal teurer.
Über die Summe von 90 Milliarden Euro externer Kosten lässt sich trefflich streiten: Für die CO2-Emission legt die Studie einen Kostenansatz von 180 Euro je Tonne zu Grunde. Dieser Wert wird auch vom Bundesumweltamt vorgeschlagen. Im aktuellen Klimaschutzprogramm der Bundesregierung dagegen sind nur Preise von zunächst 25 Euro je Tonne vorgesehen.
Immerhin erlaubt diese Kostenabschätzung, unterschiedliche Formen der Landwirtschaft zu vergleichen. So zeigt sich beispielsweise: Je mehr »bio«, desto geringer die externen Kosten. Um ein Drittel ließen sie sich durch »ausgewählte, teilweise relativ niedrigschwellige landwirtschaftliche Methoden und Maßnahmen« senken, schreiben die Verfasser der Studie.
Eine moderate Reduktion des Fleischkonsums auf die von Gesundheitsexperten empfohlene Menge würde die externen Kosten um ein Viertel reduzieren. Würde zudem Deutschland ab sofort nur noch für den Eigenverbrauch produzieren und Nahrungsmittel nicht mehr verschwenden, sänken die externen Kosten auf 20 Milliarden pro Jahr. »Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass eine Landwirtschaft ohne externe Kosten in naher Zukunft unmöglich sein wird.«
Wie man es auch dreht und wendet: Die Allgemeinheit muss sich ihre Ernährung etwas kosten lassen. Aus Sicht des NABU müssen sich die Landwirtschaft und ihre Finanzierung in den kommenden Jahren von Grund auf neu ausrichten. »Wir setzen uns gemeinsam mit anderen Umweltverbänden für eine Reform der Agrarsubventionen und für ein Ende der Flächenprämien ein«, sagt Kreiser. Von den europaweit etwa 60 Milliarden Euro, die jedes Jahr als Subventionen fließen, sollten 15 Milliarden direkt für Naturschutzmaßnahmen reserviert werden, als verlässliche Einkommensquelle für die teilnehmenden Landwirte. Das übrige Geld sollte dafür verwendet werden, die Landwirtschaft klimaneutral und naturverträglich umzubauen und in Zukunft ganz unabhängig von Subventionen zu machen.
Dieser Plan basiert auf einer reinen Umverteilung der Mittel, für die die Steuerzahler nicht extra zur Kasse gebeten werden müssten. Trotzdem werden auch auf die Verbraucher erhebliche zusätzliche Kosten zukommen: »Wenn wir es mit dem Natur- und Klimaschutz wirklich ernst meinen, muss künftig jeder Einzelne einen wesentlich größeren Teil des Einkommens für Lebensmittel ausgeben«, sagt Kreiser. Notwendig wäre dabei eine gezielte Unterstützung von Einkommensschwachen, damit sich alle in der Gesellschaft nachhaltige Lebensmittel leisten können.
Die Verbraucher und die Gesellschaft als Ganzes werden also in den kommenden Jahren immer konkreter die Frage beantworten müssen, wie viel ihnen Klima- und Umweltschutz wert sind.
Aber gibt es eine Alternative dazu? Konstantin Kreiser ist sich jedenfalls sicher, dass die Veränderungen des Konsums und des Preises, den wir dafür zahlen, extrem sein müssen: »Schließlich haben wir es auch mit einer Megakrise zu tun«, sagt er.
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