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Altamerika: Wer waren die Menschenopfer der Azteken?

Menschenopfer waren im alten Reich der Azteken üblich. Aber wen haben die herrschenden Eliten rituell getötet? Waren es Kriegsgefangene, Fremde - oder Einheimische?
Menschenopfer der Azteken

Im Reich der Azteken kam die rituelle Opferung von Menschen durchaus vor, was gut belegt ist – etwa durch schriftliche Aufzeichnung der späteren spanischen Eroberer, Berichte der indigenen Bevölkerung und archäologische Funde wie auf der obersten Terrasse des Templo Mayor in der Hauptstadt Tenochtitlan. Weniger klar ist, wen die Azteken eigentlich opferten: Vielleicht Kriegsgefangene, wie viele Experten vermutet hatten? Neue Details für weitere Diskussionen liefern nun die Analysen der Überreste von sechs Geopferten, die Archäologen um Allan Barrera vom mexikanischen National Institute of Anthropology and History durchgeführt haben: Sie belegen, dass die Verstorbenen zwar Fremde gewesen sind, dann aber über längere Zeit im Aztekenreich gelebt hatten, fasst die spanische Nachrichtenagentur EFE zusammen.

Demnach dürfte es sich bei den Opfern zumindest nicht um gerade erst internierte Kriegsgegner gehandelt haben – vielleicht, so spekulieren die Forscher, waren die zwischen 1469 und 1521 Getöteten eher Geiseln, die über längere Zeit von den Azteken gefangen gehalten wurden; und womöglich handelte es sich auch um eine Art Mündel, die im Umfeld der höheren Kasten gedient hatten. Dies sei wahrscheinlich, weil das Opfern niedrig gestellter Personen – wie Sklaven oder Dienern – womöglich auch den rituellen Wert des Opfers gemindert haben.

Bei der Strontium-Isotopenanalyse in Knochen oder Zähnen wird das Verhältnis der verschiedenen Isotope dieses Spurenelements mit dem in der Umwelt verglichen: Dort variiert es in Gestein und Vegetation von Region zu Region und gelangt über die Nahrungskette in den menschlichen Körper. Im Zahnschmelz finden sich daher Spuren der ursprünglichen Herkunft der Toten, in Knochen auch Hinweise über die letzten Lebensjahre. Die sechs analysierten Geopferten stammten demnach nicht aus dem Aztekenreich, lebten aber zumindest einige Jahre im Hochland um Tenochtitlan und ernährten sich von dort produzierter Nahrung.

Das straff organisierte mittelamerikanische Reich der Azteken bestand etwa 200 Jahre lang zwischen der Küste des Pazifiks und dem Golf von Mexiko, bis Hernán Cortés es mit seinen Truppen eroberte. Der letzte König Moctezuma II. starb 1520, die Anfang des 14. Jahrhunderts gegründete Hauptstadt Tenochtitlan wurde bald dem Erdboden gleichgemacht.

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