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Ebolaepidemie: WHO verzichtet auf globale Notfallmaßnahmen

Bisher sei die Gefahr, dass sich das Virus weltweit ausbreitet, gering. Allerdings drohe sich die Seuche auf Nachbarstaaten auszuweiten.
Ebolawarnschild

Bei einem Krisentreffen in Genf hat die Weltgesundheitsorganisation WHO darauf verzichtet, den aktuellen Ebolaausbruch zu einem medizinischen Notfall von internationaler Bedeutung (PHEIC) zu erklären. Ein solcher Schritt, der weltweite Maßnahmen gegen eine Ausbreitung der Krankheit mit sich bringen würde, würde Reisen und Warenverkehr behindern und so vermutlich eher schaden als nützen, erklärte Robert Steffen, der Vorsitzende des Komitees, auf der Pressekonferenz. Die Gefahr einer globalen Ausbreitung sei derzeit noch sehr niedrig, die Epidemie in der kongolesischen Provinz Nord-Kivu könne aber auf Nachbarländer übergreifen und sei definitiv eine Gefahr für die Region.

Die Sitzung des Notfallkomitees war eine Reaktion auf die drastisch verschlechterte Lage im Seuchengebiet, nachdem ein Angriff von Rebellengruppen auf die Stadt Beni Ende September dazu geführt hatte, dass Maßnahmen gegen die Seuche für mehrere Tage unterbrochen waren. Traten vor der Unterbrechung etwa zehn neue Fälle pro Woche auf, waren es seit dem ersten Oktober insgesamt 59 bestätigte Fälle, davon mindestens einer nahe der Grenze zu Uganda. Das ist ein Viertel aller Ebolafälle des gesamten, seit August laufenden Ausbruchs.

Die WHO bestätigte auf der Pressekonferenz, dass die meisten neu Infizierten keinen Kontakt mit bekannten Erkrankten hatten. Die kritische Sicherheitslage verhindert, dass Fachleute von Regierung und WHO alle Kontakte Infizierter aufspüren und isolieren, so dass es derzeit unbekannte Ansteckungsketten gibt. Das Komitee hofft bei der Verbesserung der Sicherheitssituation auf den UN-Sicherheitsrat. Gleichzeitig sollen die Impfungen mit der experimentellen Ebolavakzine ausgeweitet werden; dazu müsse der Impfstoff so schnell wie möglich in größeren Mengen bereitgestellt werden.

Die Situation sei zwar kritisch, so Steffen, aber dennoch ist das Notfallkomitee optimistisch: In anderen Regionen sei der Ausbruch bereits eingedämmt. Man sei trotz der schwierigen Lage »zuversichtlich, dass der Ausbruch in absehbarer Zeit unter Kontrolle gebracht werden kann«. Wie lange das dauert, sei schwierig einzuschätzen, erklärte später der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. »Wir versuchen, es innerhalb dieses Jahres zu schaffen.« Bereits im Frühjahr verzichtete die WHO darauf, wegen eines anderen Ebolaausbruchs im Kongo internationale Maßnahmen einzuleiten – damals gelang es den Teams vor Ort, die Epidemie unter anderem mit Hilfe des Impfstoffes zu stoppen.

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