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Infektionskrankheiten: Vorerst ausreichend HIV-Medikamente in der Ukraine

Durch den Krieg mussten in der Ukraine viele Menschen ihre HIV-Behandlung unterbrechen. Nun konnte laut WHO zumindest ein Versorgungsengpass mit Medikamenten behoben werden.
Zwei Hände in Handschuhen spielen mit mehrere Ampullen voll Blut herum. Auf einer davon steht "HIV-Test". Mit echten HIV-verdächtigen Blutproben geht man allerdings etwas weniger lässig um.

Eine drohende Krise bei der medizinischen Versorgung von HIV-Infizierten in der Ukraine ist nach Angaben des Europabüros der Weltgesundheitsorganisation WHO vorerst abgewendet worden. Gemeinsam mit der US-Regierungsinitiative Pepfar, den ukrainischen Behörden und Partnerorganisationen habe die WHO die Beschaffung von 209 000 Packungen des antiretroviralen Kombimedikaments TLD sichergestellt, erklärte die WHO Europa am Mittwoch. Auslöser waren Berichte über unterbrochene HIV-Behandlungen, die das Leben von tausenden Menschen bedrohten.

Der Bedarf der meisten Menschen, die in der Ukraine wissentlich mit HIV leben, könnte damit in den nächsten zwölf Monaten abgedeckt werden. Die erste Ladung mit Medikamenten habe die polnische Grenze zur Ukraine bereits überquert und komme nun bald in die HIV-Versorgungseinrichtungen.

»Dieser Krieg hat das Potenzial, die hart erkämpften Fortschritte der vergangenen Jahren bei einer Reihe von Gesundheitsproblemen, darunter HIV, zu untergraben«, erklärte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Angesichts der Fortschritte im Kampf gegen HIV in der Ukraine habe man dies dort nicht zulassen dürfen.

Rund 260 000 Menschen in der Ukraine leben schätzungsweise mit HIV. Allerdings wussten Ende 2020 nur knapp 70 Prozent der Betroffenen von ihrem Status und weniger als 60 Prozent erhielten eine antiretrovirale Therapie, mit der sich das Virus dauerhaft im Körper unterdrücken lässt. Die WHO Europa wies darauf hin, dass Männer den Großteil derjenigen ausmachten, die antiretrovirale Medikamente benötigten, und dass männliche Ukrainer zwischen 18 und 60 ihr Land nicht verlassen dürften. Trotz der großen Zahl an Menschen, die außer Landes geflüchtet seien, liege der Hauptbedarf somit weiter innerhalb der ukrainischen Grenzen.

Bereits in den vergangenen Wochen hatten Experten ihre Sorge darüber geäußert, dass der Krieg in der Ukraine die Ausbreitung zahlreicher Infektionskrankheiten in der Bevölkerung begünstigen könnte. Neben den Versorgungsengpässen mit HIV-Medikamenten droht auch die Zahl der Infizierten mit Covid-19, Masern und Polio in die Höhe zu schnellen. Schuld daran sind die vergleichsweise niedrigen Impfquoten in dem Land gegen alle drei Krankheiten. Auch mit multiresistenter Tuberkulose hat die Ukraine in besonderem Ausmaß zu kämpfen. Wird eine Tuberkulosebehandlung nicht lückenlos durchgeführt, kann dies zur Entstehung von neuen Resistenzen beitragen. (dam)

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