Chronobiologie: Wider die innere Uhr
Am kommenden Sonntag ist es wieder so weit: die Sommerzeit geht zu Ende, die Uhren werden eine Stunde zurück gestellt. Für viele Menschen ist die geschenkte Stunde Schlaf eine Erleichterung. Kein Wunder, wie Münchner Forscher nun belegen: Die innere Uhr wird durch die sommerliche Zeitumstellung gehörig durcheinander gebracht.
Jedes Frühjahr und jeden Herbst plagt viele Menschen das gleiche Problem: Sie wissen nicht, ob die Uhr nun eine Stunde vor oder eine zurück gestellt werden muss. Es scheint, als wolle sich unser Gehirn mit den halbjährlichen Zeitumstellungen einfach nicht anfreunden. Kein Wunder, könnte man meinen, wenn man sich einmal die Geschichte der Sommerzeit anschaut.
Es war das ungenutzte sommerliche Abendlicht, das 1916 in Deutschland, Österreich und Irland den Ausschlag gab. Statt wie früher mit den Hühnern ins Bett zu gehen, sollte die Verschiebung des Uhrzeigers nun auch die Abendstunden für regsame Betriebsamkeit nutzbar machen. Seither hat die Sommerzeit ein stetiges Auf und Ab erlebt: Nach nur zwei Jahren Probezeit wurde sie in der Weimarer Republik wieder abgeschafft, im Zweiten Weltkrieg dann wieder eingeführt.
Die Alliierten schenkten Nachkriegsdeutschland 1947 gar eine so genannte Hochsommerzeit, bei der sich der Schlaf gleich um zwei Stunden verschob. Ab 1950 war dann erst einmal Ruhe, bis sich 1980 nach der Ölkrise der Siebziger Jahre auch Deutschland dem europäischen Vorstoß einer Mitteleuropäischen Sommerzeit anschloss – als Energiesparmaßnahme der besonderen Art.
Nicht nur dieses Murren ließ Mediziner und Chronobiologen schon lange vermuten, dass die Einführung der Sommerzeit unsere innere Uhr durcheinander bringt. Sie richtet sich bei ihrem Schlaf-Wach-Rhythmus unter anderem nach dem Sonnenlicht und passt sich so auch den jahreszeitlichen Veränderungen an.
Doch Studien zur Auswirkung der Sommerzeit auf unsere innere Uhr sind rar, häufig beziehen sie sich zudem nur auf eine sehr geringe Probandenzahl. Entsprechend widersprüchlich waren bislang die Ergebnisse. Nun haben Forscher um den Chronobiologen Thomas Kantermann von der Ludwig-Maximilian-Universität in München in zwei Studien den Einfluss der Sommerzeit auch die innere Uhr neu untersucht.
Zuerst verglichen die Forscher mittels einer Datenbank die Schlafgewohnheiten von 55 000 Europäern. Mussten die Menschen arbeiten, folgten ihre Schlafgewohnheiten der festgelegten Sommerzeit. An ihren freien Tagen jedoch richtete sich der Schlaf jedoch eher nach der Normalzeit und damit nach dem sich jahreszeitlich ändernden Sonnenaufgang. Hatten die Menschen also die Wahl, folgten sie eher ihrer inneren Uhr als der gesetzlich festgelegten Sommerzeit.
Im Herbst, entdeckten die Forscher, gewöhnt sich der Körper schnell an die neue Zeit, egal ob bei Frühaufstehern oder Spätzubettgehern. Nach nur einer Woche waren die Schlafrhythmen an Wochenenden und an Arbeitstagen angeglichen. Im Frühjahr jedoch zeigte sich ein anderes Bild: Sowohl die Tagesaktivitäten als auch die Schlafgewohnheiten richteten sich auch zwei Wochen nach der Zeitumstellung weiterhin nach dem Tages- und Nachtzyklus der Sonne. Allein: Aufstehen mussten die Menschen früher. Im Endeffekt bekamen sie deshalb weniger Schlaf, ihre Aktivitätsphasen mussten sie entgegen ihrer inneren Uhr dem sozialen Zeitplan anpassen. Besonders die Spätaufsteher hatten hier Probleme, ihren Schlafrhythmus neu zu justieren.
Wenn man zudem annehme, dass sich die innere Uhr nach der Morgen- und Abenddämmerung richte, beginne die Normalzeit im Herbst zudem einen ganzen Monat zu spät, berichtet Kantermann. Seiner Ansicht nach bringt die Sommerzeit unsere innere Uhr derart durcheinander, als würde man uns jedes Frühjahr in ein anderes Land bringen, ohne uns an die dortige Zeitzone anzupassen.
Es war das ungenutzte sommerliche Abendlicht, das 1916 in Deutschland, Österreich und Irland den Ausschlag gab. Statt wie früher mit den Hühnern ins Bett zu gehen, sollte die Verschiebung des Uhrzeigers nun auch die Abendstunden für regsame Betriebsamkeit nutzbar machen. Seither hat die Sommerzeit ein stetiges Auf und Ab erlebt: Nach nur zwei Jahren Probezeit wurde sie in der Weimarer Republik wieder abgeschafft, im Zweiten Weltkrieg dann wieder eingeführt.
Die Alliierten schenkten Nachkriegsdeutschland 1947 gar eine so genannte Hochsommerzeit, bei der sich der Schlaf gleich um zwei Stunden verschob. Ab 1950 war dann erst einmal Ruhe, bis sich 1980 nach der Ölkrise der Siebziger Jahre auch Deutschland dem europäischen Vorstoß einer Mitteleuropäischen Sommerzeit anschloss – als Energiesparmaßnahme der besonderen Art.
Nun gilt für knapp ein Viertel der Weltbevölkerung: in der Nacht des letzten Sonntages des März wird die Uhr eine Stunde vor, in der Nacht des letzten Sonntages im Oktober eine Stunde zurück gestellt. Doch das Stöhnen über die Zeitverschiebung nimmt auch nach knapp dreißig Jahren kein Ende.
Nicht nur dieses Murren ließ Mediziner und Chronobiologen schon lange vermuten, dass die Einführung der Sommerzeit unsere innere Uhr durcheinander bringt. Sie richtet sich bei ihrem Schlaf-Wach-Rhythmus unter anderem nach dem Sonnenlicht und passt sich so auch den jahreszeitlichen Veränderungen an.
Doch Studien zur Auswirkung der Sommerzeit auf unsere innere Uhr sind rar, häufig beziehen sie sich zudem nur auf eine sehr geringe Probandenzahl. Entsprechend widersprüchlich waren bislang die Ergebnisse. Nun haben Forscher um den Chronobiologen Thomas Kantermann von der Ludwig-Maximilian-Universität in München in zwei Studien den Einfluss der Sommerzeit auch die innere Uhr neu untersucht.
Zuerst verglichen die Forscher mittels einer Datenbank die Schlafgewohnheiten von 55 000 Europäern. Mussten die Menschen arbeiten, folgten ihre Schlafgewohnheiten der festgelegten Sommerzeit. An ihren freien Tagen jedoch richtete sich der Schlaf jedoch eher nach der Normalzeit und damit nach dem sich jahreszeitlich ändernden Sonnenaufgang. Hatten die Menschen also die Wahl, folgten sie eher ihrer inneren Uhr als der gesetzlich festgelegten Sommerzeit.
Wie genau wirkt sich die Zeitumstellung nun aber auf den Einzelnen aus? Dies untersuchten Kantermann und seine Kollegen anschließend mit einer zweiten Studie, in der sie 50 Probanden jeweils vier Wochen vor und nach der Umstellung auf Sommer- oder Normalzeit begleiteten. Dabei berücksichtigten sie auch die individuellen Schlafgewohnheiten, die einen Menschen eher zum Frühaufsteher oder zur Nachteule machen und auch seinen Tagesrhythmus entsprechend beeinflussen.
Im Herbst, entdeckten die Forscher, gewöhnt sich der Körper schnell an die neue Zeit, egal ob bei Frühaufstehern oder Spätzubettgehern. Nach nur einer Woche waren die Schlafrhythmen an Wochenenden und an Arbeitstagen angeglichen. Im Frühjahr jedoch zeigte sich ein anderes Bild: Sowohl die Tagesaktivitäten als auch die Schlafgewohnheiten richteten sich auch zwei Wochen nach der Zeitumstellung weiterhin nach dem Tages- und Nachtzyklus der Sonne. Allein: Aufstehen mussten die Menschen früher. Im Endeffekt bekamen sie deshalb weniger Schlaf, ihre Aktivitätsphasen mussten sie entgegen ihrer inneren Uhr dem sozialen Zeitplan anpassen. Besonders die Spätaufsteher hatten hier Probleme, ihren Schlafrhythmus neu zu justieren.
Wenn man zudem annehme, dass sich die innere Uhr nach der Morgen- und Abenddämmerung richte, beginne die Normalzeit im Herbst zudem einen ganzen Monat zu spät, berichtet Kantermann. Seiner Ansicht nach bringt die Sommerzeit unsere innere Uhr derart durcheinander, als würde man uns jedes Frühjahr in ein anderes Land bringen, ohne uns an die dortige Zeitzone anzupassen.
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