News: Wie aufrecht war der aufrechte Gang wirklich?
Als der Anthropologe Brian Richmond 1998 ein paar Veröffentlichungen über die Entwicklung der Primatenhand las, stellte er fest, dass in frühen Arbeiten nicht nur die gratartige Verknöcherung beschrieben wurde, sondern zwei weitere im Handgelenk, die wie Nut und Feder ineinander passen. Sie dienen wohl der Gelenkstabilität. Er beschloss, zusammen mit David Strait von der George Washington University noch einmal die Sammlung des Smithsonian National Museum of Natural History" durchzusehen. Als die Wissenschaftler Lucy inspizierten, machten sie eine erstaunliche Entdeckung: Die Handgelenksknochen zeigen exakt die Merkmale des Knöchelgangs. Lucy selbst ging sehr wahrscheinlich längst aufrecht, dennoch wiesen ihre Handgelenke Überbleibsel der sich abstützenden Vorfahren auf.
Richmond und Strait berichten nun in Nature vom 23. März 2000, dass Schimpansen, Gorillas und zwei frühe Hominiden – A. afarensis und A. anamensis – allesamt dieselben charakteristischen knöchernen Anpassungen zeigen, diese aber beim modernen Menschen vollständig fehlen. Diese Merkmale gingen offensichtlich im Laufe der menschlichen Evolution vor etwa zweieinhalb bis drei Millionen Jahren verloren.
Der Fund lässt aber wichtige Fragen ungeklärt. So bleibt weiterhin offen, warum sich der Gang auf zwei Beinen entwickelte. Außerdem fehlen bislang Fossilien, mit deren Hilfe die Aufspaltung der Entwicklungslinien zu Schimpanse, Gorilla und Mensch dokumentiert werden können.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 18.10.1999
Mit kurzen Beinen bummelt es sich besser
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 11.1.1999
Der Affe, der wie ein Mensch lief
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 15.12.1998
Mit Kopf und Fuß
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.