Drucktechniken: Wie Benjamin Franklin Geldscheine fälschungssicher machte
Schon seinen Zeitgenossen galt Benjamin Franklin (1706–1790) als genialer Kopf. Berühmt wurde er zu Lebzeiten für seine zahlreichen Erfindungen und Leistungen unter anderem als Diplomat und Staatsmann, als Mitverfasser der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und als Wissenschaftler. Heute ist er vielen bekannt für seine Entdeckung des Blitzableiters.
Seinen zahlreichen Lebensleistungen fügen Wissenschaftler nun eine weitere Errungenschaft hinzu. Laut einer Studie in der Fachzeitschrift »Proceedings of the National Academy of Sciences« verbesserte Franklin die Techniken, mit denen in den damaligen britischen Kolonien Nordamerikas Geldscheine bedruckt wurden. Ein Team um Khachatur Manukyan von der University of Notre Dame hat dazu mehr als 600 erhaltene Geldscheine mit diversen Verfahren durchleuchtet. Dabei entdeckte es Methoden, mit denen Franklin und seine Druckereien das Geld vor Fälschungen schützten. Und so manche dieser Methoden wirken auch aus heutiger Sicht erstaunlich modern.
Bekannt war bereits, dass die mit Franklin zusammenarbeitenden Druckereien Papier mit Wasserzeichen versahen. Auch nutzte der Erfinder Blätter von Bäumen oder Büschen, deren filigrane Struktur sich auf die Banknote übertrug und nach Ansicht des Forscherteams praktisch unmöglich per Hand nachzumalen war.
Bei ihrer Studie analysierten die Wissenschaftler nun jedoch auch einige weitere von Franklin eingesetzte Methoden zur Bekämpfung von Geldfälschungen, darunter bisher nicht dokumentierte Strategien. Die Druckereien in Franklins Netzwerk verwendeten beispielsweise eine natürliche Tinte auf Graphitbasis für den Schwarzdruck anstatt wie andere Drucker und Fälscher schwarze Tinten aus verbranntem Pflanzenöl oder verkohlten Knochen. Franklin entwickelte außerdem robustes Geldpapier, das farbige Fäden, Mikrofasern und durchsichtige, kristallartige Füllstoffe unterschiedlicher Größe enthielt.
Zum Vergleich untersuchte das Team Fälschungen aus der Zeit sowie Scheine von anderen Druckereien, die zwischen den Jahren 1709 und 1790 produziert worden waren. Ziel war es, eine Alternative zur Währung der englischen Krone zu schaffen, um so die einheimische Wirtschaft von der Kolonialmacht unabhängig zu machen und schließlich auch die Revolution in den Kolonien zu finanzieren.
In der Studie wird eine Vermutung über den Einsatz von Mineralen als Füllstoff in Franklins Geldpapier diskutiert: »Wir nehmen an, dass die enthaltenen Muskovit-Partikel eine doppelte Absicht hatten.« Franklin und sein Kompagnon, der Papierhersteller Anthony Newhouse, experimentierten wahrscheinlich, um die Haltbarkeit des Geldpapiers zu verbessern und es gegen Schäden durch Umlauf und Alterung zu schützen. Zu diesem Zweck scheinen sie Muskovit-Partikel in den Papierbrei eingebracht haben. Muskovit ist eine sehr häufige Form von Glimmer, die auch heute noch in diversen Anwendungen als Füllstoff verwendet wird. Den zweiten möglichen Nutzen der Kristalle könnte Franklin vielleicht beim Experimentieren mit dem daraus angereicherten Papier entdeckt haben: Größere Muskovit-Kristalle erschienen an der Oberfläche des Papiers und reflektierten bei Kippen der Scheine Licht. Diese Eigenschaft kann weder leicht nachgeahmt werden noch ist so ein Papier günstig. Beides dürfte Fälscher vor größere Schwierigkeiten gestellt haben.
Wer solche Banknoten nachahmen wollte, musste in den Besitz entsprechenden Papiers gelangen: Im Jahr 1779 wurde ein britisches Schiff entdeckt, das Papier »mit Glas und Seide darin« enthielt, zitieren Manukyan und Team eine zeitgenössische Quelle. Es wird vermutet, dass dieses Papier dazu bestimmt war, die Währung der um ihre Unabhängigkeit kämpfenden Kolonisten zu fälschen und mit Hilfe der Blüten die Wirtschaft der Abtrünnigen unterminieren. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Kolonien bereits seit vier Jahren im Krieg mit dem Königreich.
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