Glückliche Paare: Auf die Kombination der Bindungsstile kommt es an
Die meisten Ehen halten, bis dass der Tod sie scheidet. Doch wenn sie scheitern, dann häufig schon in den ersten Jahren. Das Risiko dafür hängt mit den Bindungsstilen der beiden Partner zusammen, berichtet ein Team um James McNulty von der Florida State University in Tallahassee.
Der Grundstein für stabile Beziehungen wird schon in der Kindheit gelegt, wie der britische Psychologe John Bowlby (1907–1990) in den 1940er Jahren beobachtete. Demnach können Kinder verschiedene Bindungsstile entwickeln: Die sicher gebundenen haben gelernt, dass ihre engsten Bezugspersonen immer für sie da sind; die anderen haben diese Erfahrung nicht gemacht. Laut einer von der britischen Wohltätigkeitsorganisation The Sutton Trust in Auftrag gegebenen Studie ist jedes vierte Kind nicht sicher gebunden.
Um herauszufinden, wie sich solche Erfahrungen auf die Zufriedenheit in einer Ehe auswirken, befragte und begleitete die Gruppe um McNulty mehr als 500 frischverheiratete Paare in den USA über mehrere Jahre hinweg. Die Sozialpsychologinnen und -psychologen erhoben zu verschiedenen Zeitpunkten, wie sehr beide Partner Aussagen zur Zufriedenheit mit der Ehe zustimmten (zum Beispiel »Wir führen eine gute Ehe«) und wie stark ihre Bindungsangst (»Ich habe Angst davor, die Liebe meines Partners zu verlieren«) und Bindungsvermeidung (»Ich finde es schwierig, mich von meinem Partner abhängig zu machen«) ausgeprägt waren.
Ein Partner kann die Schwächen des anderen ausgleichen
Wie die Forscher vermutet hatten, waren Paare, bei denen beide einen sicheren Bindungsstil aufwiesen, zu Beginn der Ehe am zufriedensten und ließen sich im beobachteten Zeitraum seltener scheiden. Eine unsichere Bindung beider ging hingegen mit einer größeren Unzufriedenheit und einer höheren Wahrscheinlichkeit für eine Scheidung einher. Wiesen die Partner hingegen unterschiedliche Bindungsstile auf, kam es auf die Konstellation an. So war es beispielsweise bei niedriger Bindungsangst eines Partners egal, wie stark die Bindungsvermeidung des anderen ausgeprägt war. Und ebenso machte eine hohe Bindungsangst des einen Partners nichts aus, wenn der andere eine geringe Bindungsvermeidung zeigte.
Das spricht für die Annahme, dass ein sicher gebundener Partner die Schwierigkeiten des anderen zumindest teilweise abfedern kann. »Insbesondere bei Personen mit hoher Bindungsunsicherheit trug ein sicher gebundener Partner dazu bei, dass beide zumindest bis zu einem gewissen Grad vor negativen Folgen geschützt waren«, sagt Studienautorin Sierra Peters. Bindungsunsicherheit stehe zwar mit einer geringeren Zufriedenheit mit der Beziehung und einer höheren Scheidungswahrscheinlichkeit in Verbindung, wie die Psychologin erklärt. »Dennoch zeigt unsere Forschung, dass die Kombination der Bindungsunsicherheiten beider Partner ausschlaggebend dafür ist, inwieweit sich diese negativen Auswirkungen in einer Beziehung manifestieren.«
Darüber hinaus sprechen neuere Arbeiten dafür, dass der in der Kindheit erlernte Bindungsstil zwar im Lauf des Lebens recht stabil ist, aber nicht unveränderlich. Es ist also immer möglich, an der eigenen Beziehungsfähigkeit zu arbeiten.
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