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Kuriose Studie: Wie der Grill-Rauch in den Körper kommt

Die Untersuchung machte die Runde: Krebs erregende Stoffe wandern beim Grillen durch die Haut. Bei näherer Betrachtung entpuppen sich die Befunde als schlecht belegt oder banal.
Grillmeister am Werk

Beim Grillen wird ein wesentlicher Teil der Krebs erregenden Stoffe direkt aus der Luft über die Haut aufgenommen. Eine Arbeitsgruppe um Eddy Y. Zeng von der Jinan University in Guangzhou setzte insgesamt 20 männliche Probanden dem mit den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) kontaminierten Grillrauch und Grillgut aus und maß, wie viele der Krebs erregenden Stoffe über den Urin wieder ausgeschieden wurden. Dabei nahmen auch Testpersonen, die weder Rauch einatmeten noch gegrillte Lebensmittel aßen, erhebliche Mengen der Chemikalien auf. Entsprechend seien nicht nur Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Grillabenden gefährdet, sondern ebenso Unbeteiligte, die einfach nur im Rauch stehen, so die Schlussfolgerungen der Gruppe in »Environmental Science & Technology«. Die wichtigste Quelle Krebs erregender Stoffe sei aber das Essen von Grillgut.

Das Team behauptet sogar, dass dieser Transportweg wichtiger sei als die Aufnahme der Schadstoffe beim Einatmen des Rauchs – für solche Schlussfolgerungen ist die Studie allerdings zu klein. Die Ergebnisse der entsprechenden Analyse sind – kaum überraschend – sehr inkonsistent. Gleiche Einschränkungen gelten für die Schlussfolgerungen über Kleidung und aufgenommene Menge an PAK. Zwar hatten Probanden mit mehr frei liegender Hautfläche tatsächlich mehr der Giftstoffe im Urin, bei so wenigen Teilnehmern lässt sich ein Zufallsergebnis jedoch nicht ausschließen.

Die Autorinnen und Autoren weisen immerhin selbst darauf hin, dass die Studie zu klein sei, um solche Effekte sicher zu belegen. Zumal alle Beteiligten »eigene Kleidung« trugen, also keineswegs Textilien mit kontrollierter Durchlässigkeit oder Aufnahmefähigkeit. Mithin ist die Aussage, dass sich die Chemikalien aus dem Rauch in der Kleidung sammelten und so auch später noch in den Körper wandern können, eher plausibel als tatsächlich belegt. Wirklich belastbar erscheint an der Untersuchung lediglich die Feststellung, dass PAK ebenso durch die Haut in den Körper gelangen. Für alle anderen Schlussfolgerungen, gesteht auch das Autorenteam ein, brauche man eine neue Studie mit deutlich mehr als 20 Versuchspersonen. Auf die Idee hätte man aber vorher kommen können. Man wird an keinem Punkt der Veröffentlichung den Verdacht ganz los, dass die fragliche Grillveranstaltung eigentlich das Sommerfest des Instituts war.

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