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Front statt Forschung: Wie der Nahostkrieg die Wissenschaft ausbremst

Der Angriff der Hamas und die israelische Bombardierung des Gazastreifens beeinträchtigt die gesamte Region – auch das Leben und die Arbeit von Forschenden.
Zerstörte Universität in Gaza
Am 19. Oktober 2023 hat das israelische Militär die evakuierte Islamic University in Gaza (IUG) bombardiert.

Die Menschen in Israel, im Gazastreifen und im Westjordanland leiden unter den Folgen des Angriffs der militanten Hamas am 7. Oktober. Damals drangen Hamas-Kämpfer in Israel ein und töteten rund 1200 Menschen, darunter mindestens 28 Kinder, wie die israelische Zeitung »Haaretz« berichtet. Etwa 240 Personen wurden entführt, unter ihnen befinden sich mindestens 33 Kinder.

Nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) und des UN-Kinderhilfswerks UNICEF beläuft sich die Zahl der Todesopfer in Gaza durch die israelische Bombardierung und der anschließenden Bodenoperation auf mehr als 11 000, darunter mehr als 4500 Kinder. Über 1,8 Millionen Menschen sind obdachlos geworden, und 25 der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation nicht mehr funktionsfähig.

Die Forscherinnen und Forscher sowie die wissenschaftliche und medizinische Infrastruktur der Region sind ebenfalls vom Krieg betroffen. In Israel und im Westjordanland stehen die Labore leer, und die meisten Forschungsprojekte wurden entweder eingestellt oder verschoben. Viele israelische Fachleute sind als Reservisten in die Armee einberufen worden.

Das Satellitenzentrum der Vereinten Nationen (UNOSAT) hat der Fachzeitschrift »Nature« mitgeteilt, die Gebäude von fünf der sechs wichtigsten Universitäten im Gazastreifen seien beschädigt.

»Nature« hat mit Forschenden in Israel, im Gazastreifen und im Westjordanland sowie mit ihren internationalen Kolleginnen und Kollegen gesprochen, um ihre Perspektive darzustellen.

Die Nachwirkungen des Angriffs in Israel

Die Folgen des Angriffs der Hamas am 7. Oktober war für die akademische Gemeinschaft in ganz Israel spürbar – vor allem aber im Süden des Landes, nahe der Grenze zum Gazastreifen, wo sich der Terror der militanten Organisation konzentrierte.

84 Menschen, die etwa 40 Kilometer von Gaza entfernt an der Ben-Gurion University of the Negev (BGU) in der südlichen Stadt Be'er Scheva studierten, arbeiteten oder Angehörige von dort Beschäftigten waren, verloren ihr Leben. Weitere fünf Personen wurden entführt und neun wurden verletzt, wie ein Sprecher der Universität mitteilte. Unter den Toten sind ganze Familien, die innerhalb eines Tages ausgelöscht wurden.

Zu ihnen zählen der aus der Ukraine stammende theoretische Physiker Sergey Gredeskul und seine Frau Viktoria, die in ihrem Haus in Ofakim, etwa 20 Kilometer westlich von Be'er Scheva, getötet wurden. »Sergey war nicht nur ein großartiger Physiker, sondern auch ein Musiker, Geschichtenerzähler und Historiker der berühmten Charkiw School of Physics«, sagt der Leiter des Physik-Fachbereichs der BGU, Oleg Krichevsky, der ein enger Freund der Familie war. »An diesem Tag wurden wir von Gredeskuls Enkel, der in Europa lebt, und ihrer Tochter in der Ukraine kontaktiert. Sie sagten uns, dass die Gredeskuls nicht ans Telefon gehen. Also begannen wir auch, sie anzurufen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen habe ich bei der Polizei eine Vermisstenanzeige aufgegeben.« Nachdem Krichevsky erfahren hatte, dass das Paar ermordet worden war, ging er auf Bitten der Tochter zu ihrem Haus, um ihre Habseligkeiten abzuholen. Dort fand er überall Einschusslöcher vor.

Nahostkonflikt | Auf die Attacke militanter Hamas-Kämpfer am 7. Oktober 2023 vom Gazastreifen aus antwortete Israel mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Mehr als 10 000 Palästinenserinnen und Palästinenser sowie mindestens 1200 Israelis wurden dabei bislang getötet.

An der Bar-Ilan University in Ramat Gan, in der Nähe von Tel Aviv, wurden 34 Studierende und Angehörige von Mitarbeitern getötet. Sie stammten entweder aus den südlichen Gemeinden oder hatten am Supernova-Musikfestival nahe der Grenze zum Gazastreifen teilgenommen, bei dem mindestens 260 Menschen von der Hamas ermordet wurden. Unter den rund 240 entführten Personen befinden sich drei Angehörige von Lehrkräften und Studierenden der Universität. Zu den Toten zählen auch Reservisten der Armee, die versuchten, die Menschen vor den Angreifern zu schützen.

Auch das Weizmann Institute of Science in Rehovot, südlich von Tel Aviv, hat Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verloren. Eine von ihnen, die Hochschullehrerin Marcelle Frailich Kaplun von der Abteilung für Wissenschaftslehre, wurde im Kibbuz Be'eri, der kommunalen Siedlung, in der sie lebte, ermordet. Ihr Ehemann, Dror Kaplun, wird noch immer vermisst.

Frailich Kaplun hatte sich als Forscherin mit der Verbesserung des naturwissenschaftlichen Unterrichts befasst, insbesondere der Chemie. »Marcelle war eine Person, mit der jeder gerne zusammenarbeitet: klug und engagiert. Die Art Mensch, die andere anspornt«, schrieb ihre Kollegin Miri Kesner in einem vom Weizmann-Institut veröffentlichten Nachruf. »Sie war leidenschaftlich bemüht, die Relevanz der Chemie für die Industrie und für unser tägliches Leben zu verdeutlichen«, schrieb Kesner.

»Wir haben eine Nulltoleranzpolitik gegenüber Hetze und Hassreden, unabhängig davon, ob diese gegen Juden oder Araber gerichtet sind«Millette Shamir, Vizepräsidentin der Tel Aviv University

Laut dem Präsidenten der Bar-Ilan University, Arie Zaban, ist der Campus leer. Der Beginn des akademischen Jahres wurde verschoben und viele Doktoranden sowie jüngere Forscherinnen und Forscher wurden zum Militär eingezogen. Die Universität hat eine Telefon-Hotline für emotionale Unterstützung eingerichtet. Zudem hat die Fakultät für Optometrie ihre Mobile Vision Clinic aktiviert, die evakuierte Menschen aus den südlichen Kibbuzim und Städten wie Ofakim und Netivot behandelt. »Viele der Personen haben bei der Evakuierung ihre Brillen verloren, also kommen Optiker und führen Sehtests durch, um Brillen für sie herzustellen«, sagt Zaban.

Angesichts der angespannten Lage unterstützt die Tel Aviv University auch ihre arabisch-israelischen Studierende, die 15 Prozent der Studentinnen und Studenten ausmachen. »Unsere Priorität ist es, dafür zu sorgen, dass sich diese Studierenden an der Universität sicher fühlen«, schreibt Vizepräsidentin Millette Shamir in einer Erklärung auf der Website der Universität. »Wir haben eine Nulltoleranzpolitik gegenüber Hetze und Hassreden auf unserem Campus eingeführt – unabhängig davon, ob diese gegen Juden oder Araber gerichtet sind.«

Gazas Universitäten im Visier

Auf der anderen Seite des Grenzzauns, im Gazastreifen, leiden die Universitäten und die wissenschaftliche Infrastruktur unter der israelischen Bombardierung und Bodenoffensive gegen die Hamas.

Nach Angaben des Palästinensischen Zentralbüros für Statistik mit Sitz in Ramallah im Westjordanland gibt es in Gaza 17 Hochschuleinrichtungen, darunter sechs Universitäten. Eine siebte, die Al-Quds Open University (AQOU), bietet Fernstudiengänge an. Alle sieben Universitäten haben ihren Campus in Gebieten, die das israelische Militär zur Evakuierung aufgefordert hat.

Nach Angaben des palästinensischen Ministeriums für Hochschulbildung und wissenschaftliche Forschung mit Sitz in Ramallah wurden die Gebäude von fünf der Universitäten mäßig bis schwer beschädigt, darunter die Al-Azhar University Gaza, die Gaza University und die Islamic University Gaza (IUG), alle in Gaza-Stadt. UNOSAT hat unabhängig davon Gebäudeschäden an diesen fünf Universitäten festgestellt. Ein Mitarbeiter von UNOSAT erklärte gegenüber »Nature«, dass die Agentur anhand von Satellitenbildern, die vor und nach einem Angriff aufgenommen wurden, beschädigte Gebäude lokalisiert und bewertet.

Krieg in Nahost

Neun der 14 Gebäude der IUG, der ältesten Hochschuleinrichtung in dem Gebiet, wurden durch zwei Bombardierungswellen am 9. und 11. Oktober zerstört, darunter wissenschaftliche Labore, das Informatikgebäude und das Gebäude für die medizinische Ausbildung. Keiner der 17 000 Studierenden oder der mehr als 300 Mitarbeiter war zum Zeitpunkt der Zerstörung vor Ort. Allerdings wurden viele von ihnen bei anderen Bombenangriffen getötet oder verletzt, darunter Amani Al Mqadma, Leiter der Abteilung für internationale Beziehungen der Universität.

In einer Presseerklärung vom 11. Oktober 2023 und einem dazugehörigen Video bestätigte das israelische Militär (Israel Defense Forces, kurz: IDF) den Angriff auf die IUG. Der Erklärung zufolge wurde die Universität als »Ausbildungslager für Mitarbeiter des militärischen Geheimdienstes sowie für die Entwicklung und Herstellung von Waffen« genutzt, und die Konferenzen hätten der »Beschaffung von Geldern für den Terrorismus« gedient.

»Nature« fragte das Militär, ob es Beweise vorlegen könne, dass die Universität in illegale Aktivitäten verwickelt sei. Ein IDF-Sprecher antwortete per E-Mail: »Die IDF konzentrieren sich derzeit auf die Beseitigung der Bedrohung durch die Terrororganisation Hamas. Fragen dieser Art werden zu einem späteren Zeitpunkt geprüft.«

»Nature« sprach mit vier Fachleuten, die in Universitäten im Gazastreifen arbeiteten. Drei von ihnen sind seit dem Beginn der Bombardierung obdachlos und gehören zu den 1,8 Millionen Menschen, die wegen der Anweisung des israelischen Militärs, nach Süden zu ziehen, vertrieben wurden. Alle gaben an, sich allein gelassen zu fühlen.

»Es gibt keinen Strom, kein Internet, kein Trinkwasser, keinen Treibstoff«Hatem Ali Elaydi, Elektroingenieur

Die Zweigstelle der Al-Quds Open University in Gaza hat ebenfalls Schäden durch Bombardierungen gemeldet. Mohammad Abu Jazar, Umweltingenieur an der Universität, sagt, er habe alle Hoffnung verloren, dass die internationale Gemeinschaft ihnen zu Hilfe kommen werde. »Ich entschuldige mich für meine deutlichen Worte, aber ich glaube nicht, dass es eine wissenschaftliche Gemeinschaft gibt, die etwas tun kann.«

Der Elektroingenieur Hatem Ali Elaydi von der IUG sagt, dass er 74 Personen aus sieben Familien in seinem Zuhause beherbergt. Eine der täglichen Prioritäten sei die Beschaffung von Lebensmitteln, sauberem Wasser, Medikamenten, Reinigungsmitteln und Kleidung für die Familien, die ihre Häuser verloren haben. »Es gibt keinen Strom, kein Internet, kein Trinkwasser, keinen Treibstoff« und die Familien tränken salziges Wasser aus dem Meer. Jeder Tag beginne damit, alle zu kontaktieren, um herauszufinden, wen sie bei den Bombenangriffen in der vorangegangenen Nacht verloren haben.

Der Sozialwissenschaftler Bill Williamson von der britischen Durham University hat vor dem Krieg zum palästinensischen Hochschulwesen geforscht. »Ich habe damals über ein System geschrieben, das mit all seinen Mängeln immer noch funktionierte. Jetzt wird es, zumindest in Gaza, zerstört«, sagt er.

Ängste im Westjordanland

Teile der Kommunalverwaltung im Westjordanland, wo fast drei Millionen Palästinenser leben, werden von der Palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet. Israel ist jedoch weiterhin für die Grenzen und die Sicherheit zuständig. Zudem siedeln sich immer mehr israelische Bürger in diesem Gebiet an.

Nach Angaben des Amts der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten OCHA (Stand: 15. November 2023) wurden seit dem 7. Oktober 183 Palästinenserinnen und Palästinenser von israelischen Sicherheitskräften im Westjordanland getötet. Damit hat sich die Zahl der Todesopfer im Jahr 2023 auf 427 erhöht. Drei Israelis wurden nach Angaben der UN bei Angriffen von Palästinensern getötet. Am 9. Oktober leitete die israelische Zulassungsbehörde für Schusswaffen eine »Notoperation« ein, »damit sich so viele Zivilisten wie möglich bewaffnen können«.

Die Fachleute, mit denen »Nature« gesprochen hat, sagen, dass die zunehmende Gewalt den Lehr- und Forschungsbetrieb an den 34 Hochschuleinrichtungen im Westjordanland, darunter 13 Universitäten, zum Erliegen gebracht habe. Das verschlimmere die bereits bestehenden Schwierigkeiten für Mitarbeitende und Studierende.

Studierende und Dozenten seien jetzt einem erhöhten Risiko ausgesetzt, erschossen zu werden, wenn sie zum Campus fahren, sagt der Datenwissenschaftler Majdi Owda von der Arab American University in Ramallah. Dies liege zum Teil auch daran, dass sich palästinensische Fahrzeuge anhand ihrer Nummernschilder identifizieren lassen. »Im Moment können wir niemandem erlauben, in einer solchen Umgebung zu reisen«, sagt er.

»Sicherheit steht an erster Stelle«, fügt Raed Debiy hinzu, ein Sprecher der An-Najah National University in Nablus im Westjordanland. Laut Debiy schicke die Universität Medizinstudenten mit abgeschlossener klinischer Ausbildung in Krankenhäuser im Westjordanland, um Verletzten zu helfen.

Auch die Verhaftungen palästinensischer Akademikerinnen, Akademiker und Studierender haben zugenommen. Seit vielen Jahren wenden die israelischen Behörden Verwaltungshaftbefehle an: ein rechtliches Verfahren, das es dem Militär erlaubt, Personen, die als Sicherheitsrisiko gelten, zu verhaften und zu inhaftieren – ohne die gegen sie erhobenen Vorwürfe erläutern zu müssen. Ende Juni 2023 befanden sich nach Angaben der Menschenrechtsorganisation B'Tselem in Jerusalem 1117 Palästinenser auf dieser Grundlage in Haft.

Am 1. November wurde der Astrophysiker Imad Barghouthi von der Al-Quds University in Jerusalem zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt, nachdem die Polizei am 23. Oktober um 3 Uhr nachts in sein Haus eingedrungen war, ihm Handschellen angelegt und ihn abgeführt hatte, wie seine Tochter Duha berichtete. Der theoretische Physiker Mario Martone vom King's College London und Mitglied von Scientists for Palestine, eine Organisation zur Förderung der Forschung in den palästinensischen Gebieten, setzt sich für die Freilassung seines Kollegen ein. Er sagt, Barghouthi sei einflussreich auf seinem Gebiet. »Seine frühen Arbeiten zur Plasmadynamik im kosmologischen Kontext waren von internationaler Bedeutung. Er hat keine politischen Verbindungen und hat nie gewalttätige Handlungen ausgeführt«, sagt Martone.

»Nature« erfragte bei den Israel Defence Forces Einzelheiten zu Barghouthis Verhaftung. Diese verwiesen an den israelischen Inlandsgeheimdienst Schin Bet und die Polizei. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels hatten beide nicht geantwortet.

Hoffnung auf Zusammenarbeit

Die Universitäten in Israel, im Gazastreifen und im Westjordanland arbeiten jeweils intensiv mit Einrichtungen in Übersee zusammen. Verbindungen zwischen israelischen und palästinensischen Einrichtungen gibt es hingegen kaum.

Im Moment liegen viele internationale Kooperationen auf Eis. Einige Forscherinnen und Forscher hoffen, dass die internationale Gemeinschaft die Zusammenarbeit wieder aufnimmt und die Bildungs- und Forschungsinfrastruktur des Gazastreifens erneut aufbaut, sobald der Konflikt in irgendeiner Form gelöst ist. Andere zeigen sich jedoch weit weniger zuversichtlich.

Hicham El Habti, Präsident der Polytechnischen Universität Mohammed VI (UM6P) im marokkanischen Salé, war einer der Ersten, der sich nach den Anschlägen vom 7. Oktober an Daniel Chamovitz, den Präsidenten der BGU, wandte, um seine Trauer und Solidarität auszudrücken. Seit zwei Jahren arbeiten die Universitäten im Rahmen des Abraham-Abkommens zusammen an Projekten zur Nachhaltigkeit und zum Klimawandel. Israel und einige arabische Länder hatten mit dem Abkommen im Jahr 2022 die Normalisierung ihrer Beziehungen eingeleitet. Seither sind Studierende und Mitarbeitende zwischen der BGU und der UM6P hin- und hergereist und haben Forschungsprogramme in den Bereichen Landwirtschaft, Wasser, Energie und Bodensanierung gestartet.

»Wir werden das überwinden. Im Namen der Menschen, die ihr Leben verloren haben, werden wir diesen Ort zu einem besseren machen«Arie Zaban, Präsident der Bar-Ilan University

Chamovitz möchte diese Zusammenarbeit fortsetzen und sogar noch ausbauen. Er berichtet von den guten Beziehungen zwischen der BGU und der UM6P sowie anderen marokkanischen Universitäten. »Die UM6P hat sogar eine Synagoge auf dem Campus, die von jüdischen Studierenden besucht wird«, so Chamovitz.

»Die derzeitige Situation ist wirklich traurig, wirklich traumatisch«, sagt Arie Zaban, Präsident der Bar-Ilan University und Vorsitzender der Vereinigung der Universitätsleiter in Israel. »Aber gleichzeitig weiß ich, dass wir das überwinden werden. Im Namen der Menschen, die ihr Leben verloren haben, werden wir diesen Ort zu einem besseren machen.« Bar-Ilan hat eine Kooperation mit dem marokkanischen National Energy Transition Consortium geschlossen, dem 20 Forschungsgruppen marokkanischer Universitäten angehören. Zaban erwartet, dass diese Zusammenarbeit fortgesetzt wird. »Diese Projekte finden in der Regel auf der Ebene von Mensch zu Mensch statt. Und wenn man erst einmal auf dieser Ebene miteinander spricht, bilden sich sehr starke Beziehungen, die nur schwer zu durchbrechen sind«, sagt er.

Die meisten internationalen Studierenden und Forschenden, die am Weizmann-Institut gearbeitet haben, sind inzwischen in ihre Heimatländer zurückgekehrt, berichtet der Geowissenschaftler Eyal Rotenberg. Die internationale Zusammenarbeit sei davon stark beeinträchtigt.

Im Westjordanland sieht es ähnlich aus. Laut Debiy von der An-Najah University werden gemeinsame Projekte, einschließlich Konferenzen mit europäischen und amerikanischen Fachleuten, abgesagt oder verschoben: »Eine internationale Konferenz über Zahnmedizin wurde verschoben. Eine andere internationale Forschungskonferenz für Medizinstudenten, die am 8. Oktober beginnen sollte, wurde komplett abgesagt«, sagt er. Internationale Akademikerinnen und Akademiker könnten Debiy zufolge nicht mehr ins Westjordanland kommen. »Es ist nicht einmal mehr sicher, die Brücke zwischen Jordanien und Palästina zu betreten.«

»Meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Gazastreifen sind nun die meiste Zeit des Tages damit beschäftigt, sauberes Wasser und die Grundversorgung zu beschaffen«Yaakov Garb, Sozial- und Umweltwissenschaftler

Zwischen den Fachleuten aus Israel und den palästinensischen Gebieten gab es früher eine gewisse informelle Zusammenarbeit. Doch der Sozial- und Umweltwissenschaftler Yaakov Garb von der BGU sagt, dass seine Kollegen aus dem Gazastreifen nun »die meiste Zeit ihres Tages damit beschäftigt sind, sauberes Wasser und die Grundversorgung zu beschaffen«.

Williamson ist Treuhänder des Durham Palestine Educational Trust, einer britischen Wohltätigkeitsorganisation, die palästinensische Studierende und Forschende an der Durham University unterstützt. Er hofft, dass man – wenn dieser Krieg zu Ende ist – Regierungen und Akademiker ermutigen könne, sich Gedanken über den Wiederaufbau der palästinensischen Hochschulbildung zu machen. »Es ist nicht nur eine gute Sache für Palästinenserinnen und Palästinenser, sondern auch für die kollektive Sicherheit im Nahen Osten – und, offen gesagt, für eine bessere Welt.«

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