News: Wie der Schnabel gewachsen ist
Das Lehrbuchbeispiel dafür sind die Darwinfinken auf Galapagos. Als die ersten Einwanderer die Inseln besiedelten, waren sich die Vögel alle noch recht ähnlich. Doch im Laufe der Zeit spezialisierten sie sich auf unterschiedliche Nahrungsquellen, was sich in der berühmten Vielfalt ihrer Schnabelformen ausdrückt. Durch diese so genannte adaptive Radiation entstanden zahlreiche eigenständige Arten, die heute nebeneinander verschiedene Nischen dieses Ökosystems besetzen.
Aber ein anderer Schnabel ist noch nicht alles. Will ein Finkenmännchen seine Angebetete für sich gewinnen, muss er sie durch seinen Gesang überzeugen und sich von den anderen Interpreten absetzen. Dabei spielt der Schnabeltyp offenbar eine entscheidende Rolle, vermutet Jeffrey Podos von der University of Massachusetts.
"Vögel mit großen Schnäbeln spielen im Wesentlichen ein schwerfälliges Musikinstrument, während solche mit kleineren Schnäbeln als Musiker deutlich gewandter sein sollten", erklärt Podos. Denn Vögel mit kleinen Schnäbeln trällerten schnellere Lieder mit einem größeren Tonumfang (Nature vom 11. Januar 2001).
Wenn ökologische Anpassung und Fortpflanzung so eng zusammenhängen, könnte das die Artentstehung sehr beschleunigt haben, meint Podos. Und das würde vielleicht auch erklären, warum sich in so kurzer Zeit so viele verschiedene Arten auf den Inseln entwickeln konnten.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 24.11.2000
"Nichts als Prahlerei?"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 24.7.2000
"Futterneid macht erfinderisch" - Spektrum Ticker vom 6.9.1999
"Artbildung zum Zuschauen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 7/94, Seite 100
"Unvollkommenheit und Evolution"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.