Coronavirus: Wie die Boosterimpfung den Schutz gegen Omikron erhöht
Die Omikron-Variante von Sars-CoV-2 infiziert auch viele Geimpfte und Genesene. Trotzdem ist man nach drei Dosen eines mRNA-Impfstoffs in hohem Maße vor schwer wiegenden Folgen geschützt. Doch wie ist es zu erklären, dass Auffrischungsimpfungen, die auf dem ursprünglichen Stamm des Virus basieren, schwere Erkrankungen durch neu auftretende Varianten verhindern? Ein Team um den Mediziner Michel Nussenzweig von der Rockefeller University in New York hat hier genauer hingeschaut: Die dritte Impfung führt demnach dazu, dass das Immunsystem eine größere Bandbreite an Antikörpern produzieren kann – einschließlich solchen, die Omikron bekämpfen. Die Forschenden publizierten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift »Nature«.
Nussenzweig und seine Kollegen analysierten Blutproben von 42 Menschen im Alter von 23 bis 78 Jahren, die drei Dosen eines mRNA-Impfstoffs (8 mit Moderna, 34 mit Biontech/Pfizer) erhalten hatten. Die Proben waren nach der ersten, zweiten und dritten Dosis entnommen wurden. Keiner der Studienteilnehmer war vor der Impfung mit Sars-CoV-2 infiziert gewesen. Die Autoren nahmen bei ihrer Analyse die B-Gedächtniszellen unter die Lupe. Diese Zellen wurden bislang weniger in dem Zusammenhang erforscht, der Fokus lag bisher vor allem auf den zytotoxischen T-Zellen .
Diese T-Zellen erkennen körpereigene Zellen, die von Viren befallen wurden, und töten sie ab. Die B-Gedächtniszellen dagegen stellen eine Art Immunreserve dar. Sie entstehen während einer Impfung oder Infektion parallel zu den Plasmazellen, die Antikörper produzieren. Ihr Erbgut verschlüsselt die gleichen Erkennungssequenzen wie die Plasmazellen, sie stellen selbst aber keine Antikörper her, dafür verbleiben sie sehr lange im Körper. Unter bestimmten Bedingungen, etwa im Zuge einer Durchbruchinfektion, vermehren sie sich und erzeugen dabei unter anderem neue Plasmazellen, die Antikörper gegen den Erreger produzieren.
Größere Bandbreite und erhöhte Wirksamkeit gegen Omikron
Die Arbeitsgruppe um Nussenzweig stellte nun fest, dass die Zahl der B-Gedächtniszellen nach der dritten Dosis im Vergleich zur zweiten anstieg. Die produzierten Antikörper wiesen zudem eine größere Breite und Wirksamkeit bei der Neutralisierung von Sars-CoV-2 auf als diejenigen, die nach einer zweiten Impfung entstanden waren. Die Studienautoren führen das darauf zurück, dass Antikörper aus neuen B-Gedächtniszellen mehr Bereiche der für die Infektion wichtigen Rezeptorbindungsdomäne des Virus angreifen als die nach der zweiten Dosis gebildeten Antikörper. Sie fügen jedoch hinzu, dass auch eine dritte Impfung den Durchbruch der Infektion nicht immer verhindern kann.
Insgesamt neutralisierten mehr als 50 Prozent der analysierten Antikörper nach einer dritten mRNA-Impfdosis Omikron. Personen, die drei Dosen eines mRNA-Impfstoffs erhalten haben, verfügen also über ein vielfältiges B-Zell-Gedächtnisrepertoire, das schnell reagieren und Antikörper produzieren kann, die selbst Varianten wie Omikron ausschalten.
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