Raumfahrt: Wie ein Weltraumaufzug heute funktionieren könnte
Bereits mit heute verfügbaren Materialien wäre ein Weltraumaufzug möglich, berichten Zephyr Penoyre von der University of Cambridge und Emily Sandford von der Columbia University. Dazu müsse man das Problem jedoch aus einer ungewöhnlichen Richtung angehen, nämlich vom Mond aus, schreiben sie in einer aktuellen Veröffentlichung auf der Preprint-Plattform »ArXiv«. Zieht man ein Kabel von der Oberfläche des Mondes in Richtung Erde, könnte man es schon mit modernen Kunststoffen bis in den geostationären Orbit reichen lassen – eine Höhe, die heutige kommerzielle Raketen routinemäßig erreichen. Den Rest der Strecke könnte man entlang des Kabels fahren und so den Energieaufwand für die Reise zum Mond enorm reduzieren.
Der Trick funktioniert aus zwei Gründen. Zum einen dreht sich der Mond nur einmal im Monat um sich selbst – dadurch ist die Fliehkraft, die auf das Seil wirkt, viel geringer als auf der im Tagesrhythmus rotierenden Erde. Zum anderen reicht das Kabel nicht in die stärksten Bereiche des irdischen Gravitationsfelds hinein, was die auftretenden Kräfte noch einmal verringert. Tatsächlich wäre es das Gewicht des Richtung Erde herabhängenden Kabelendes, das die gesamte Konstruktion straff zieht. Das Ende des Aufzugs hinge damit auch so tief im Gravitationstrichter, dass man lediglich ein Drittel des bisher benötigten Treibstoffs bräuchte, um zum Mond zu gelangen.
Die Reise zum Mond wäre laut Penoyre und Sandford aber nicht der entscheidende Vorteil dieser Aufzugkonfiguration. Vielmehr würde der Lift den Zugang zum Lagrange-Punkt L1 des Erde-Mond-Systems erleichtern – und damit zu einer jener Positionen im Weltraum, an denen alle Kräfte näherungsweise im Gleichgewicht sind. Dieser Ort eignet sich nicht nur, um Raketen mit viel weniger Energieaufwand aus dem Erde-Mond-System herauszusenden, sondern auch für große Konstruktionsvorhaben, die im Einflussbereich der Erde durch den Gradienten der Schwerkraft komplizierter sind. Allerdings gibt es noch einige offene Fragen, zum Beispiel, wie das Material eines solchen Kabels mit den Bedingungen des Weltalls klarkäme – und nicht zuletzt, wie man ein derart langes Kabel auf dem Mond verankern will, wenn man es nicht mal zu Stande bringt, regelmäßig Menschen dort landen zu lassen.
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