Paläobotanik: Wie entstand die Savanne im Regenwald?
Mitten im Amazonasregenwald zwischen Brasilien, Surinam und Venezuela öffnet sich plötzlich die Landschaft: Die Große Savanne – Gran Sabana – erstreckt sich hier auf fast 70 000 Quadratkilometer und lässt seit Jahrzehnten Archäologen und Geowissenschaftler heftig miteinander diskutieren. Entstand sie aus natürlichen Gründen, oder legten die Menschen hier in den letzten 10 000 Jahren einfach zu oft Feuer? Valentí Rull vom Institut für Geowissenschaften Jaume Almera in Barcelona und seine Kollegen liefern nun ein Urteil, mit dem wohl beide Seiten leben können. Die Forscher hatten Pollenprofile in den Sedimenten von Seen der Region untersucht; ihre Verteilung lässt Rückschlüsse über die jeweils herrschende Vegetation zu.
Demnach entwickelte sich schon kurz nach Ende der letzten Eiszeit vor 12 000 Jahren ein Muster aus offener Savanne und geschlossenem Wald – mehr als 1000 Jahre, bevor die ersten Artefakte von Menschen im Gebiet auftauchen. Verantwortlich dafür sind neben klimatischen wahrscheinlich auch geologische Gründe: Die Gran Sabana ist unter anderem bekannt für ihre riesigen Tafelberge wie den Roraima, die aus der Ebene herausragen. In ihrem Regenschatten herrschen trockenere Bedingungen, die keinen dichten Baumbewuchs erlauben. Die heutige Ausdehnung der Savanne geht allerdings wohl dennoch auf den Menschen zurück. Denn mit der Einwanderung der lokalen indigenen Bevölkerung stieg auch die Feueraktivität stark an: Das Volk der Pemón setzt Brände gezielt ein, um Freiland zu schaffen und die Jagd zu erleichtern. Zudem reduzierte es wahrscheinlich die Zahl großer Pflanzenfresser, weshalb sich vermehrt Brennmaterial ansammelte – Feuer brannten heftiger und ausdauernder, was die Savanne vergrößerte. Heute setzen die Menschen vor Ort seltener Feuer ein, so dass sich wieder Treibstoff ansammelt – was den angrenzenden Regenwald gefährden könnte, da die Brände womöglich übergreifen, warnen die Forscher.
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