Erdrutsch: Wie es zum Erdrutsch in Norwegen kam
Am 2. Juni bemerkte der Norweger Egil Bakkeby in der Straße hinter seinem Haus etwas Seltsames: Ein Riss hatte sich im Boden geöffnet, dort, wo das Land zum Ufer hin abfällt. Am nächsten Morgen begann sein Haus zu knirschen. Vor seinem Küchenfenster sah er das Stromkabel zu seinem Haus reißen und flüchtete auf eine nahe Anhöhe. Von dort aus filmte er, wie ein 600 Meter breites Stück Land samt einer Straße, seinem und sieben anderen Häusern sowie dutzenden Bäumen in den Altafjord rutschten. Fotos der Lokalzeitung »Altaposten« zeigen eine neue Sandbank aus Geröll, Häusern, Müll und einem Wohnwagen in dem Fjord. Verletzt wurde anscheinend niemand.
Ursache des Erdrutsches war laut ersten Analysen der norwegischen Behörden eine Schicht aus Quickton, einer feinen, wasserhaltigen Ablagerung, die sich während der letzten Eiszeit vor allem an den Küsten Skandinaviens bildete. Dort verursacht das Material immer wieder spektakuläre Erdrutsche. Quickton entsteht, wenn sich in sehr salzreichen Gewässern feine Sedimente ablagern. Das Material hat zwei verhängnisvolle Besonderheiten, die es unter bestimmten Bedingungen instabil machen. Zum einen trägt Salz zu seiner Stabilität bei. Doch wenn die Schicht über dem Meeresspiegel liegt, waschen Regen und Grundwasser das Salz heraus.
Zum anderen ist Quickton Thixotrop, das heißt, wenn er bewegt wird und Scherkräfte auftreten, wird er dünnflüssiger. Durch diese beiden Eigenschaften verursacht Quickton immer wieder spektakuläre Erdrutsche, bei denen ganze Landstücke auf der instabilen Schicht plötzlich buchstäblich wegschwimmen. Auslöser des Rutsches in Alta war vermutlich die Schneeschmelze in der Region, durch die das Wasser nicht nur den Boden schwerer machte, sondern außerdem den Druck in den Poren erhöhte. Als das Land Richtung Meer zu sacken begann, wurde der Quickton durch die Bewegung flüssig, und die Erdscholle glitt auf der Schmierschicht gemächlich, aber unaufhaltsam ins Meer.
Korrektur im ursprünglichen Text: da es wohl in der Region nicht intensiv geregnet hat, war möglicherweise die Schneeschmelze Ursache des zusätzlichen Porendrucks.
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