Farbensehen: Wie 'farbenblinde' Tintenfische die Welt doch noch in bunt sehen
Ohne Farbpigmente in den Augen müssten Tintenfische eigentlich alles nur schwarz-weiß sehen. Aber: Wie können sie sich dann so passgenau tarnen? Eine spekulative Antwort liefern jetzt der Zoologiestudent Alexander Stubbs von der University of California in Berkeley und sein Vater, der Astrophysiker Christopher Stubbs von der Harvard University. Sie glauben, dass die Tiere unter Ausnutzung eines optischen Effekts doch noch Farben sehen können.
Diese "chromatische Aberration" tritt auch bei modernen Fotokameras auf und macht sich dort als farbiger Rand entlang von Kontrasten bemerkbar. Die Ränder entstehen, weil Licht unterschiedlicher Wellenlänge von der Linse unterschiedlich stark gebrochen wird, die einzelnen Farbbestandteile des einfallenden Lichts treffen darum nicht an ein und derselben Stelle auf.
Dieselben Farbränder könnten auch den Tintenfischen ermöglichen, Farben zu sehen. Allerdings müssten sie dazu zunächst auf einen Bereich vor dem Gegenstand scharf stellen und dann den Fokus über das Objekt hinweg in die Ferne gleiten lassen. Die Grade der Unschärfe führen dazu, dass sich auch das Ausmaß der chromatischen Aberration verändert – ein Effekt, aus dem auf die wahre Farbe eines Gegenstands zurückgeschlossen werden könnte, sofern er nicht weiter als einige Körperlängen entfernt ist.
Ob die Tintenfische tatsächlich dieses Prinzip ausnutzen, wissen Vater und Sohn Stubbs allerdings noch nicht. Einen viel versprechenden Hinweis darauf haben sie aber bereits bei ihren Simulationen gefunden: Die merkwürdige Pupille mancher Tintenfische, die der Form eines W ähnelt, maximiert die chromatische Aberration – und das sogar auf Kosten der Bildschärfe.
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