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Infektionskrankheiten: Wie Hepatitis-C-Viren das Immunsystem austricksen

Wissenschaftler um Michael Gale vom Southwestern Medical Center der Universität von Texas sind den Tricks des Hepatitis-C-Virus (HCV) weiter auf die Spur gekommen. So entdeckten die Forscher, dass das Gen RIG-I (retinoic acid-inducible I) eine wichtige Rolle bei der Vervielfältigung des Erregers spielt. RIG-I kodiert für ein Enzym, welches das RNA-Erbgut des Virus bindet und eine zellinterne Immunantwort auslöst. An deren Ende steht die Produktion von Interferonen, welche die Vervielfältigung der Viren in den Wirtszellen hemmt. In Zellen, in denen das RIG-I-Gen mutiert ist, kann sich HCV problemlos vermehren [1].

Allerdings vervielfältigt sich das Hepatitis-C-Virus auch in Zellen mit intaktem RIG-I-Gen, indem es dessen Signalweitergabe unterbricht [2]. Verantwortlich dafür ist die virale Protease NS3/4A, welche die übermittelnden Proteine der Zelle abbaut und so letztendlich die Interferon-Produktion verhindert. Außerdem greift NS3/4A in einen weiteren Signalweg ein, der in Leberzellen über so genannte Toll-like-Rezeptoren (TLRs) ebenfalls eine zellinterne Interferon-Abwehr auslöst [3].

In beiden Fällen könnten so genannte Protease-Hemmer, wie sie beispielsweise bei HIV-Patienten eingesetzt werden, dem Virus vielleicht Einhalt gebieten, spekulieren Gale und seine Mitarbeiter. Zunächst aber wollen sie klären, welche Proteine genau NS3/4A attackiert, um weitere Ansatzpunkte für Hepatitis-C-Therapien aufzuspüren.

Weltweit sind geschätzt 170 Millionen Menschen chronisch mit HCV infiziert. Die Ansteckung erfolgt häufig über Spritzen bei Drogenmissbrauch, Bluttransfusion oder sexuelle Kontakte. Die Erkrankung verläuft oft unentdeckt, da sie sich kaum durch akute Symptome äußert. Die Viren setzen sich allerdings meist im Körper fest und können im Laufe der Zeit zu schweren Leberschäden bis hin zu Leberkrebs führen. Die meisten Lebertransplantationen gehen auf Hepatitis-C-Infektionen zurück. Das Virus selbst wurde erst 1988 entdeckt.

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