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News: Wie Herpes simplex Hornhautentzündung auslöst

Die Herpes-bedingte Hornhautentzündung mit der Gefahr von Narbenbildung im Auge gehört zu den ausgesprochen unangenehmen Komplikationen einer Infektion mit dem Virus. Normalerweise wird nur die Bildung der typischen Fieberblasen vom Erreger verursacht. Doch manchmal wirkt sich der Virus auch auf das Immunsystem aus.
Vor allem nach Virusinfektionen, bei denen die Erreger nicht binnen kurzer Zeit wieder aus dem Körper entfernt werden, können als Spätfolge andere Probleme auftauchen, die erst durch das Immunsystem des Betroffenen ausgelöst werden. Ein Beispiel dafür ist die chronische Leberentzündung nach Hepatitis B. Eine Virus-Infektion wird beispielsweise auch als auslösender Faktor für die Multiple Sklerose vermutet, es gibt gleichermaßen Hinweise für die Beteiligung an der Entstehung des Typ-I-Diabetes (juveniler Diabetes).

Wissenschafter um Zi-Shan Zhao von der Harvard Medical School (Boston/Massachusetts) beschreiben in der Ausgabe vom 27. Februar 1998 in Science, wie das Herpes simplex-Virus die infektionsbedingte Hornhautentzündung auslöst. Demnach besitzt HSV-1 offenbar Bestandteile, welche das Immunsystem sehr stark an Eiweißstoffe erinnern, die in der normalen Hornhaut des Menschen vorkommen. Das wird virale Mimikry genannt.

Die Forscher suchten zunächst in einer Protein-Datenbank nach jenen Eiweißstoff der Viren, der möglichst ähnlich dem "keratogenen Peptid" (Protein der Hornhaut) ist. Sie stießen dabei auf eine Abfolge von Aminosäuren, die fast übereinstimmt und von Immunzellen erkannt wird. Die Folge: In einer Art Verwechslung zwischen HSV-1 und der Hornhaut kommt eine Abwehrreaktion in Gang, welche zur Entzündung führt.

Der Beweis der Entstehung der Keratitis infolge einer HSV-1-Infektion wurde an Labormäusen dann auf umgekehrten Weg erbracht: Zhao und seine Co-Autoren konstruierten ein Herpes simplex 1-Virus, welchem das Protein mit der fatalen Ähnlichkeit zu jenem der Hornhaut fehlte. Die Folge, wie sie in der wissenschaftlichen Arbeit beschrieben wird: "Mutierte HSV-1-Viren, die dieses Peptid nicht enthielten, brachten keine Autoimmunreaktion in Gang." – Die Labormäuse begannen nicht an einer Virus-Hornhautentzündung zu leiden, wenn man sie infizierte.

Der Vergleich: Während 85 Prozent der Labormäuse, deren Hornhaut man mit dem gefährlicheren Herpes-Viren infizierte, dort eine Entzündung entwickelten, war das bei keinem der Tiere der Fall, welche die mutierten Erreger auf die Augen geträufelt bekamen.

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