Ausbreitung: Wie Kojoten Amerika eroberten
Kojoten im Central Park von New York, mitten im Herz einer Millionenstadt – das sorgte vor ein paar Jahren für Aufsehen. Doch ungewöhnlich war es nicht: Die Hundeverwandten haben sich seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts stark über Nordamerika ausgebreitet und dabei auch Städte wie New York oder Chicago erobert. Sie haben dort sogar eine höhere Lebenserwartung als in der Natur, weil sie nicht oder nur selten gejagt werden und reichlich Nahrung finden. In welchem Zeitrahmen und wie stark die anpassungsfähigen Tiere tatsächlich ihr Verbreitungsgebiet ausgedehnt haben, analysierten Roland Kays vom North Carolina Museum of Natural Sciences und sein Team in »ZooKeys«.
Insgesamt nutzten sie dafür mehr als 12 500 einzelne Nachweise von Kojoten aus allen Teilen Nord- und Zentralamerikas – mit einigen überraschenden Ergebnissen. So waren die Tiere in historischer Zeit doch schon weiter verbreitetet als angenommen. Sie galten als Bewohner der Wüsten und Prärien im Herzen Nordamerikas und Mexikos. Allerdings zeigen subfossile Überreste, dass sie schon vor etwa 10 000 Jahren durch die trockenen Gebirge und Nadelwälder des Westens streiften. Dieses Verbreitungsgebiet war bis etwa 1920 stabil, danach begannen die Kojoten ihren langen Marsch nach Osten, Süden und Norden. Bis 1980 hatten sie die Appalachen, Alaska und Costa Rica erreicht. Danach stießen sie bis an die Atlantikküste und Neufundland vor, im Süden haben sie den Panamakanal überquert und stehen jetzt vor dem Darien – einer unerschlossenen Regenwaldregion an der Grenze zwischen Panama und Kolumbien. Sollten sie auch dieses Gebiet durchdringen, stünde einer flächenmäßigen Ausbreitung in Südamerika kaum mehr etwas entgegen.
Nicht ganz klar ist, was diese Expansion auslöste und begünstigte – zumal andere Fleischfresser wie Pumas oder Wölfe zur gleichen Zeit aus Teilen ihres Verbreitungsgebiets verschwanden. Laut Kays und Co gibt es dafür mehrere, teils menschengemachte Auslöser. Von Natur aus sind Kojoten anpassungsfähig, denn sie können in Wüsten wie in Regenwäldern oder Städten überleben. Sie jagen bevorzugt Nagetiere, verschmähen aber auch Essensreste nicht. Ihre Ausbreitung in den Osten der USA hängt unter anderem damit zusammen, dass die ehemals flächendeckenden Wälder zerstückelt und durch Nutzflächen ersetzt wurden. Durch die Ausrottung von Wolf und Puma verschwanden Konkurrenten und Fressfeinde. Und schließlich paarten sich Kojoten auch mit Wölfen, Rotwölfen und vor allem Hunden, was die Fellfarben- und Größenvielfalt der »östlichen« Kojoten erklärt. Diese Vermischung machte die Tiere zudem weniger scheu und noch anpassungsfähiger, so Kays.
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