Suizidprävention bei Jugendlichen : Warnzeichen erkennen, Leben retten

Von allen fühlt sich Anna missverstanden. Die Eltern nerven, weil ihre Noten in letzter Zeit immer schlechter geworden sind. Oft herrscht deswegen Streit zu Hause. Tom, ein neuer Mitschüler, macht sich ständig über ihr Aussehen lustig; andere Klassenkameradinnen und -kameraden sind schon mit eingestiegen. Viele Freunde hatte Anna ohnehin noch nie in ihrer Klasse. Das Schlimmste ist, dass auch Maja und Cleo, ihre engsten Freundinnen, nicht mehr so häufig wie früher mit ihr sprechen und sich seit ein paar Monaten auch ohne sie treffen. Anna fühlt sich müde und verzweifelt; alles ist ihr zu viel. Sie fragt sich, ob ihr Leben überhaupt noch lebenswert ist. Annas Deutschlehrerin, Frau Müller, merkt, dass sich die 15-Jährige zunehmend zurückzieht und stets niedergeschlagen wirkt. In der letzten Unterrichtsstunde hat Anna sogar ein Gedicht mit dem Titel »Wenn ich nicht mehr wäre ...« verfasst. Frau Müller macht sich Sorgen. Gleichzeitig sieht sie sich überfordert und ist unsicher, ob und vor allem wie sie agieren soll. Schwebt Anna in ernster Gefahr oder durchlebt sie gerade lediglich eine schwierigere Phase, wie sie nun einmal zum Leben dazugehören? Und wie könnte sie Anna überhaupt helfen?
Wie Anna und Frau Müller geht es auch anderen Jugendlichen und ihren Lehrkräften. Die Unsicherheit beim Thema Suizidalität ist groß. Dabei wird es immer präsenter an Schulen. Zum einen nimmt das Bewusstsein für die psychische Gesundheit in der Gesellschaft zu, zum anderen berichten Jugendliche tatsächlich von mehr Suizidgedanken und -versuchen als noch vor der Covid-19-Pandemie, während die Suizidraten über die letzten Jahrzehnte weitestgehend stabil sind.
Unter dem Begriff Suizidalität versteht man alle Denk-, Verhaltens- und Erlebensweisen, die in Gedanken, durch aktives Handeln oder passives Unterlassen den eigenen Tod anstreben oder diesen als mögliches Ergebnis einer Handlung in Kauf nehmen. Suizidalität ist ein Überbegriff, unter dem Suizidgedanken, -pläne und -versuche zusammengefasst werden.
Kurz erklärt
Suizidalität: Überbegriff für alle Gedanken, Verhaltensweisen oder Empfindungen, die den eigenen Tod anstreben oder ihn in Kauf nehmen
Suizidgedanken: Gedanken darüber, sich das Leben nehmen zu wollen. Man unterscheidet zwischen passiven (»Es wäre für alle besser, wenn ich nicht mehr da wäre«) und aktiven Suizidgedanken (»Ich möchte mich umbringen«)
Suizidpläne: konkrete Absichten einer Person, wie (also mit welcher Methode), wann oder wo eine Person sich das Leben nehmen will. Manchmal planen Menschen auch die Zeit nach ihrem Tod, zum Beispiel indem sie Abschiedsbriefe verfassen
Suizidversuch: der tatsächliche Versuch, sich umzubringen, der jedoch nicht zum Tod geführt hat. Er ist von selbstschädigendem Verhalten wie zum Beispiel Ritzen zu unterscheiden, das nicht den Tod als Ziel hat (Fachleute sprechen von nicht suizidalem selbstverletzendem Verhalten, kurz NSSV)
Suizid: das (absichtliche) Herbeiführen des eigenen Todes
Die zweithäufigste Todesursache von Jugendlichen
Im Jugendalter sind Suizide die zweithäufigste Todesursache nach Unfällen: Im Jahr 2023 nahmen sich laut Zahlen des Statistischen Bundesamts 195 Jugendliche in Deutschland das Leben (22 von ihnen waren jünger als 15 Jahre, 173 zwischen 15 und 19 Jahre alt); unter den 20 bis 24-Jährigen waren es 291. Wie verschiedene Umfragen unter Schülerinnen und Schülern in Deutschland zeigen, haben zwischen 15 und 40 Prozent der 14- bis 17-Jährigen schon mindestens einmal darüber nachgedacht, ihr Leben zu beenden; acht Prozent haben einen Versuch unternommen. Einer repräsentativen Studie aus den USA zufolge nehmen Suizidgedanken und -versuche ab dem Alter von 12 Jahren bis ins junge Erwachsenenalter immer weiter zu.
Wenn kein Ausweg mehr in Sicht ist
Das Jugendalter ist eine prägende, anspruchsvolle Zeit. Sie bringt viele neue Herausforderungen mit sich. Heranwachsende müssen sich unter anderem von ihren Eltern ablösen, neue Beziehungen zu Gleichaltrigen aufbauen und eine eigene Identität entwickeln. Unsicherheiten und Selbstzweifel sowie negative Emotionen wie Trauer, Ärger und Wut sind typisch für diese Phase, und auch Suizidgedanken sind weit verbreitet.
Fühlen sich Jugendliche in dieser komplizierten Zeit alleingelassen und erleben verschiedene psychische Belastungen wie zum Beispiel Gewalt, Streit in der Familie oder den Tod oder die Trennung von einer wichtigen Person, kann sie das so überfordern, dass sie trotz ständiger Anstrengungen keinen Ausweg mehr sehen. Sie fühlen sich in ihrer Situation gefangen und hilflos. Der Tod erscheint als einzige Alternative, um das als unerträglich wahrgenommene Leiden zu beenden. Ein Suizidversuch erfolgt in der Regel im Moment großer Verzweiflung, nicht selten aus einem Impuls heraus. Man nennt das einen suizidalen Modus. Er kann zum Beispiel durch überwältigende Gefühle wie Trauer, Einsamkeit und Anspannung, ein akutes Mobbingerlebnis oder eine Trennung ausgelöst werden. Das ganze Denken, Fühlen und Handeln einer Person engt sich ein; der Suizid wird zum übergeordneten Ziel. Dieser Zustand kann wenige Minuten oder auch mehrere Tage anhalten.
Wege aus der Not
Denken Sie manchmal daran, sich das Leben zu nehmen? Erscheint Ihnen das Leben sinnlos oder Ihre Situation ausweglos? Haben Sie keine Hoffnung mehr? Dann wenden Sie sich bitte an Anlaufstellen, die Menschen in Krisensituationen helfen können: an den Hausarzt, niedergelassene Psychotherapeuten oder Psychiater oder die Notdienste von Kliniken. Kontakte vermittelt der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116117.
Die Telefonseelsorge berät rund um die Uhr, anonym und kostenfrei: per Telefon unter den bundesweit gültigen Nummern 0800 1110111 und 0800 1110222 sowie per E-Mail und im Chat auf der Seite www.telefonseelsorge.de. Kinder und Jugendliche finden auch Hilfe unter der Nummer 0800 1110333 und können sich auf der Seite www.u25-deutschland.de per Mail von einem Peer beraten lassen.
Bei der Entstehung von Suizidalität spielen biologische, soziale und psychologische Faktoren zusammen. Ein Forscherteam um den Psychologen Rory O'Connor von der University of Glasgow in Schottland hat 2018 auf Basis früherer Forschungsergebnisse ein Modell suizidalen Verhaltens entworfen. Es geht von drei Phasen aus. Bestimmte genetische oder individuelle Veranlagungen (zum Beispiel ein Hang zum Perfektionismus oder eine geringere Ausschüttung des Botenstoffs Serotonin im Gehirn) bilden in Kombination mit belastenden Lebensereignissen wie traumatischen Kindheitserfahrungen in der so genannten prämotivationalen Phase, in der es noch keine Suizidgedanken gibt, die Grundlage für die Suizidalität.
In der motivationalen Phase kommt es zu Suizidgedanken und der Absicht, sich umzubringen, wenn eine Person sich auf Grund von Niederlagen oder Demütigungen hilflos und in einer Situation gefangen fühlt und keinen anderen Ausweg mehr sieht. Die Betroffenen haben oft das Gefühl, nur noch eine Last für andere zu sein, und äußern mitunter, dass sie Angst haben, sich etwas anzutun. Mangelnde Problemlösungsstrategien, ständiges Grübeln oder fehlende soziale Unterstützung spielen dabei eine wichtige Rolle. Inwiefern eine Person die Überlegungen in der dritten, volitionalen Phase tatsächlich umsetzt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hat sie Zugang zu tödlichen Methoden wie Medikamenten? Wie impulsiv, aber auch wie unempfindlich und furchtlos ist sie gegenüber Schmerzen? Hat sie schon mal einen Versuch unternommen? Gab es gerade einen Suizid im Bekanntenkreis?
Risikofaktoren erkennen
Darüber hinaus gibt es weitere Risikofaktoren für Suizidalität. Mädchen berichten häufiger von Suizidgedanken als Jungen und unternehmen auch häufiger einen Versuch, daher ist das weibliche Geschlecht ein Risikofaktor. Dennoch begehen mehr Jungen Suizid: 2023 nahmen sich in Deutschland 123 Jungen und 50 Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren das Leben. Das wirkt zunächst paradox, könnte aber daran liegen, dass Frauen in der Regel weniger tödliche Methoden (etwa Medikamente) wählen und einen Suizidversuch eher überleben. Eine andere Erklärung ist, dass sie sich häufiger Hilfe suchen als Männer.
Ein weiterer großer Risikofaktor ist eine psychische Störung. Jugendliche mit einer entsprechenden Diagnose weisen ein bis zu zwölffach erhöhtes Suizidrisiko auf. Ein Team um den Psychologen Matthew K. Nock von der Harvard University befragte über 6000 Heranwachsende und ihre Eltern. Das Ergebnis: Bei 89 Prozent der Jugendlichen mit Suizidgedanken beziehungsweise 96 Prozent der Jugendlichen, die einen Suizidversuch unternommen hatten, lagen eine oder mehrere psychische Erkrankungen vor. Auch Misshandlung, Missbrauch oder Vernachlässigung in der Kindheit sowie bestimmte Persönlichkeitseigenschaften können die Wahrscheinlichkeit für Suizidalität erhöhen. Zum Beispiel sind Jugendliche, die von Suizidgedanken oder Suizidversuchen berichten, oft impulsiv und haben Schwierigkeiten damit, Stress, Probleme und ihre Emotionen zu bewältigen. Der größte Risikofaktor ist jedoch ein früherer Versuch. Hat jemand schon mal probiert, sich das Leben zu nehmen, ist die Wahrscheinlichkeit für einen Suizid besonders hoch.
Neben solchen kaum veränderbaren Umständen gibt es variable Risikofaktoren. Sie schwanken mitunter stark und gehen einem Suizidversuch unmittelbar voraus. Dadurch können sie dem Umfeld einen Hinweis liefern, wenn eine nahestehende Person in eine suizidale Krise gerät. Zum Beispiel sind Jugendliche, die sich selbst absichtlich verletzen, häufiger suizidal. Auch der deutlich erhöhte Konsum von Alkohol oder illegalen Drogen und ein verändertes Schlafverhalten gehen einem Versuch oft voraus. Manche Jugendlichen schlafen mehr, andere weniger. Ein weiteres Zeichen ist, wenn sich jemand zurückzieht. Denn Personen, die alle Beziehungen gekappt haben, fällt es leichter, sich vom Leben zu verabschieden. Zeichnungen oder Gedichte über den Tod, eine deutlich intensivere Mediennutzung (insbesondere von Social Media) oder eine plötzliche Verbesserung der Stimmung, obwohl sich nichts an den Umständen geändert hat, können ebenfalls auf einen baldigen Suizidversuch hindeuten.
Die Gefahr von Mobbing
Ein großer Risikofaktor für Suizidalität bei Schülern ist Mobbing, also die Gewalt mehrerer Personen gegen eine einzelne. Betroffene leiden häufig unter einem geringen Selbstwert und dem Gefühl, nicht dazuzugehören. Eine Befragung von Heidelberger Wissenschaftlern unter mehr als 600 Jugendlichen ergab: Wer monatelang regelmäßig gemobbt wurde, war mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit suizidal. Eine 2012 veröffentliche Studie konnte zeigen, dass Mobbingerfahrung im Alter von 13 Jahren Suizidversuche zwei Jahre später vorhersagen kann. Insbesondere Cybermobbing steht mit Suizidalität in Verbindung. Die betroffene Person kann sich den Tätern dabei kaum entziehen und eine breite Masse des sozialen Umfelds wird per Mausklick miteinbezogen. Forschende gehen davon aus, dass die höhere Zahl an Suizidversuchen bei LGBTQIA+-Jugendlichen (Abkürzung für lesbisch, homosexuell, bisexuell, transgender, queer, intersexuell und asexuell) mit Mobbing und Ausgrenzung auf Grund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität zusammenhängt.
Prävention an Schulen wirkt
Um Suizide bei Jugendlichen zu verhindern, sind Präventionsprogramme an Schulen wichtig. Sie richten sich an alle Schülerinnen und Schüler. Die meisten Programme dieser Art liefern Hintergrundwissen über Suizidalität, zeigen Unterstützungsmöglichkeiten auf und vermitteln Hilfestellungen, wie Jugendliche reagieren können, wenn sie selbst betroffen sind oder jemand aus ihrem Umfeld.
Mit Präventionsprogrammen an Schulen ließe sich pro Klasse im Schnitt jedes Jahr ein Suizidversuch verhindern
Die Wirkung einiger Suizidpräventionsprogramme an Schulen ist inzwischen wissenschaftlich belegt. Allerdings sind sie in Deutschland noch nicht überall verbreitet. Ein Beispiel ist die »Youth Aware of Mental Health«-Intervention, kurz YAM. Ein internationales Team um die Psychiaterin Danuta Wasserman vom Karolinska-Institut in Stockholm verglich das Programm in einer Studie mit mehr als 11 000 Jugendlichen aus über zehn europäischen Ländern mit anderen Interventionen: einer Fortbildung für Lehrkräfte und einem Screening gefährdeter Schüler durch Fachleute. Eine Minimalintervention mit Hilfe von Postern und Visitenkarten diente als Kontrollbedingung. YAM war der Kontrollbedingung am deutlichsten überlegen. Die Zahl der Suizidgedanken und -versuche halbierte sich im ersten Jahr nach Durchlaufen des Programms. Allgemein gibt es inzwischen eine gute Datenlage dazu, dass die Prävention an Schulen Suizide verhindern kann. Weltweit könnten solche Angebote die Zahl der Suizidversuche um etwa ein Drittel reduzieren, so die Schätzung. Anders ausgedrückt ließe sich mit dem flächendeckenden Ausrollen entsprechender Programme pro Klasse im Schnitt jedes Jahr ein Suizidversuch verhindern
Wie Außenstehende helfen können
Eine suizidale Krise entsteht oftmals aus einer länger anhaltenden Belastung, beispielsweise einer dauerhaften Überforderung in der Schule oder im Alltag, die sich nach einer konkreten Situation wie einer Trennung oder Zurückweisung zuspitzt. Es ist wichtig, die verschiedenen Anzeichen für eine solche Notlage frühzeitig zu erkennen und die Person darauf anzusprechen. Anders als oft vermutet, ruft es keine Suizidgedanken hervor oder verstärkt diese, wenn man nach ihnen fragt. Stattdessen entlastet es Jugendlichen für gewöhnlich, wenn sie über ihre bedrückenden Empfindungen sprechen können und ernst genommen werden.
Wichtig ist es, dem Heranwachsenden zu vermitteln: Suizidgedanken sind eine heftige, aber keine außergewöhnliche Reaktion auf Belastungen. Suizidale Krisen sind durchaus verbreitet und gehen meistens wieder vorbei. Da sie sich aber verselbstständigen können, ist es wichtig, sich so früh wie möglich Hilfe zu suchen.
Lehrkräfte sind nicht dafür verantwortlich, die suizidale Krise eines Schülers zu lösen. Das können sie auch gar nicht leisten. Aber sie können eine entsprechende Notsituation erkennen und die betroffene Person je nach Schwere der suizidalen Krise so lange begleiten und nicht allein lassen, bis ein Elternteil oder ein psychologischer Krisendienst übernimmt (siehe »Was tun bei einer suizidalen Krise?«).

Die Freude am Leben wiederfinden
Zurück zu Anna: Frau Müller sind die Warnzeichen für Annas suizidale Krise aufgefallen, woraufhin sie direkt das Gespräch gesucht hat. Anna war erleichtert: Endlich nimmt jemand wahr, wie schlecht es ihr wirklich geht. Sie erzählt, dass sie öfter daran denkt, sich etwas anzutun, sie aber keine konkreten Pläne hat. Es sind Fantasien, um aus dieser Situation herauszukommen, für die sie sonst keine Lösung sieht. Frau Müller und Anna haben daraufhin gemeinsam Annas Eltern angerufen, die sie abgeholt und zur Notfallambulanz der örtlichen Kinder- und Jugendpsychiatrie gebracht haben. Seitdem geht Anna wöchentlich in eine Psychotherapie. Zu Hause gibt es weniger Streit wegen Noten, und Anna nimmt an einem Theaterkurs teil, wo sie neue Freunde gefunden hat und sich wohlfühlt.
Wie man über Suizidalität berichten sollte
Der Werther-Effekt bezeichnet das mehrfach belegte Phänomen, dass es nach ausführlichen Medienberichten über Suizide zu Nachahmungstaten kommt. Der Name geht auf Goethes Roman »Die Leiden des jungen Werther« zurück. Nach dessen Veröffentlichung im Jahr 1774 kam es Berichten zufolge zu einer Welle von Selbsttötungen junger Männer. Ein aktuelles Beispiel für den Werther-Effekt ist die Netflix-Serie »Tote Mädchen lügen nicht«. Seit Ausstrahlungsbeginn im März 2017 nahmen Internetrecherchen zum Thema Suizid in den USA deutlich zu. Bei den 10- bis 17-Jährigen stieg die Suizidrate um knapp 30 Prozent an.
Bei der Berichterstattung über Suizide ist es wichtig, keine Details zu nennen und keine einfachen Erklärungen zu liefern, zum Beispiel indem man den Suizid als Weg aus der Krise – und damit als Lösung eines Problems – verklärt. Stattdessen ist es entscheidend, Lösungsmöglichkeiten und Behandlungserfolge aufzuzeigen. Zum Beispiel durch Geschichten von Menschen, die eine suizidale Krise erfolgreich gemeistert haben. Und indem über Warnsingale, Hilfsangebote und das Leid der Hinterbliebenen gesprochen wird. Dann kann das Sprechen, Singen oder Schreiben über Suizidalität Betroffene dazu motivieren, Hilfe zu suchen. Das Phänomen wird Papageno-Effekt genannt. In Mozarts Oper »Die Zauberflöte« überwindet der verzweifelte Papageno durch die Hilfe anderer seine Suizidgedanken und fasst neuen Mut. Ein neueres Beispiel für diesen Effekt: Nach der Veröffentlichung des Hip-Hop-Songs »1-800-273-8255« von Logic feat. Alessia Cara & Khalid im Jahr 2017 riefen plötzlich deutlich mehr Menschen bei einer Suizid-Hotline an. Das Lied handelt von einer Person, die keinen Sinn mehr im Leben sieht; der Titel des Songs ist die Telefonnummer der US-amerikanischen Suizid-Hotline National Suicide Prevention Lifeline.
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