Besser sehen: Wie man den blinden Fleck schrumpfen lässt
Das menschliche Auge ist eine Fehlkonstruktion – und wir können es sogar selbst sehen. Oder genauer gesagt: nicht sehen. Nahe dem Zentrum unseres Blickfelds nämlich haben wir eine blinde Stelle, sie entspricht dem Punkt, an dem der Sehnerv die Netzhaut durchstößt. Dort gibt es schlicht keine Sinneszellen. Nun aber hat ein Forschungsteam um Paul Miller von der University of Queensland in Australien Indizien gefunden, dass Training die Sehfähigkeit in dieser Region gezielt verbessert. Zweimaliges Training reduzierte die Fläche des blinden Flecks bei ihren zehn Versuchspersonen um etwas mehr als zwölf Prozent. Mit diesem Effekt lassen sich, hoffen Miller und sein Team, auch die Folgen von Netzhautschäden und Krankheiten lindern.
Millers Gruppe verwendete eine bewegte Sinuswelle, um die Empfindlichkeit für Farbe und Bewegungsrichtung zu verbessern. Sie positionierten das Bild direkt über dem blinden Fleck ihrer Versuchspersonen und justierten seine Größe mit Hilfe einer Blende so, dass die Versuchspersonen in 70 bis 75 Prozent der Fälle Richtung beziehungsweise Farbe korrekt identifizierten. Sie ließen ihre Probanden dann 20 Tage lang mit diesem Versuchsaufbau üben. Anschließend stellten sie fest, dass sie die Blende ein wenig schmaler einstellen konnten, um die gleiche Fehlerquote zu erreichen – der blinde Bereich war geschrumpft. Nach Angaben der Arbeitsgruppe handelt es sich um mehr als bloße Übung – wenn nur ein Auge trainieren durfte, ließ sich der Effekt nicht auf das andere übertragen. Ursache ist möglicherweise, dass jene Nerven, die Signale aus dem Randbereich des Flecks ableiten, gestärkt aus dem Training hervorgehen.
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