Palmöl: Wie nachhaltige Palmölproduktion funktionieren kann
Palmöl hat sich längst einen schlechten Ruf erarbeitet: Das kostengünstige Produkt der produktiven Ölpalmen steckt in vielen Lebensmitteln, Kosmetika und Biodiesel und wird daher stark nachgefragt, dies geht aber oft direkt auf die Kosten von Umwelt und Nachhaltigkeit, weil steigender Bedarf großteils durch neue Plantagen gedeckt wird. Für diese werden allerdings vor allem in Indonesien und Malaysia große Flächen von Regenwald vernichtet – nicht selten nach gezielter Brandstiftung. Verschiedene Gegenmaßnahmen – vom Boykottaufruf bis zur geförderten Umkehr des Prozesses steuern hier nur zögerlich gegen. Ein Beispiel aus Südamerika zeigt jetzt, wie Palmöl auch nachhaltiger produziert werden kann. Die Details des Palmölanbaus in Kolumbien fasst ein Team von kolumbianischen, französischen und schweizerischen Ökologen nun im Fachblatt »Science Advances« zusammen.
Die Forscher um Juan Carlos Quezada von der Polytechnischen Hochschule in Lausanne und seine Kollegen untersuchen seit einigen Jahren in Kolumbien, wie sich verschiedene Palmölplantagen auf den Kohlenstoffkreislauf auswirken. Das Land in Südamerika unterscheidet sich dabei von großen Produzenten wie Indonesien und Malaysia, weil hier neue Palmölfarmen seit rund fünf Jahrzehnten häufig auf frei werdendem, altem Weideland neu angelegt wurden. Dies eröffnete den Forschern die seltene Chance, die langfristigen Folgen dieser Umwidmung von Weideland auf sechs unterschiedlich alten Plantagen zu analysieren.
Insgesamt zeigt sich, so die Auswertung, dass Ölpalmen in der subtropischen Region mehr Kohlenstoff binden können als altes, verwahrlostes Weideland, das großteils aus Savanne mit einigen Büschen und kleineren Bäumen besteht. Allerdings holt gerade die erste Generation von Ölpalmen Kohlenstoff auch aus tieferen Bodenschichten heraus. Nach der zweiten Generation – gepflanzt meist nach 25 bis 30 Jahren – kehrt sich dieser Prozess dann allmählich um: Die Überreste der alten Palmen reichern die oberen Bodenschichten neu an, und insgesamt wird so die Kohlenstoffbilanz ausgeglichen – auch weil die Blätter, Wurzeln und Stämme der bis zu 15 Meter hohen Pflanzen nun mehr Kohlenstoff binden als zuvor das aufgegebene Weideland. Im Vergleich zu Pflanzungen auf abgebranntem Regenwald ist die Kohlenstoffbilanz deutlich verbessert – weshalb altes Weideland sich für nachhaltige Palmölplantagen durchaus eignet. Die Palmölindustrie muss also nicht umweltschädlich sein, so die Forscher: Vermieden werden müsse der Raubbau an Biodiversität beim Roden oder Abbrennen des Regenwaldes und der fatale Eingriff in den Kohlenstoffkreislauf, der dadurch entstünde. Besonders die Ölpalme kann dann allerdings die Nachfrage nach Öl womöglich nachhaltiger und umweltschonender decken als weniger produktive Alternativen.
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