Sport und Umwelt: Wie Radrennen helfen, den Klimawandel zu erforschen
Radsportrennen locken nicht nur regelmäßig tausende begeisterte Fans auf die Straßen – sie können auch nützlich für die Wissenschaft sein. Das belegt nun eindrücklich eine Studie von Forschern um Pieter De Frenne von der Universität Gent. Um zu untersuchen, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die heimische Pflanzenwelt hat, griffen De Frenne und seine Kollegen auf einen ungewöhnlichen Datensatz zurück: Sie analysierten Archivaufnahmen der Flandern-Rundfahrt, dem wohl populärsten Eintagesrennen Belgiens.
Das Material war zwischen 1981 und 2016 im Auftrag der belgischen Rundfunkanstalt VRT entstanden. Bei der ausführlichen Sichtung der Videos hielten die Wissenschaftler fest, wie viele Blätter und Blüten Jahr um Jahr an Bäumen und Sträuchern zu sehen waren, die markante Wegpunkte der sich kaum verändernden Strecke säumten. Dabei entdeckten sie, dass die Bäume im Lauf der Zeit immer früher damit begannen, Blätter und Blüten zu bilden. Während bis 1990 zum Zeitpunkt des Radrennens, das klassischerweise Anfang April stattfindet, noch alles kahl war, zeigte sich die Pflanzenwelt in den darauf folgenden Jahren immer grüner und farbenprächtiger – das galt vor allem für Magnolien, Hainbuchen, Birken und Weißdorne. Der Grund dafür sind wahrscheinlich die wärmeren Temperaturen, die in der Region seit 1980 im Durchschnitt um 1,5 Grad Celsius gestiegen sind, sagen die Forscher.
Die Aufzeichnungen des Radrennens haben sich in ihren Augen als hervorragendes Studienmaterial entpuppt. Sie glauben: Auf diesem Weg ließen sich sicher auch andere Klima- und Umweltdaten sammeln, etwa zur Baumgesundheit, zum Wasserpegel in Seen und Flüssen oder zur Ausbreitung invasiver Arten. Dafür könnten letztlich nicht nur die Aufnahmen von Radrennen auf der ganzen Welt herangezogen werden. Auch Videomaterial von anderen Sportereignissen, die regelmäßig zur gleichen Zeit am gleichen Ort stattfinden, birgt womöglich Potenzial, – seien es Marathons, Golfturniere oder Autorennen.
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