Wetter: Wie schnell wird ein Gewitter erwachsen?
Gewitter sind aus gutem Grund gefürchtet: Starkregen, Hagel, Blitz und Windböen können beträchtliche Schäden anrichten. Doch bislang können Wetterdienste diese Wetterunbilden allenfalls regional einigermaßen gut voraussagen – auf lokaler Ebene versagt jedoch die Auflösung ihrer Modelle. Zukünftig könnte sich das ändern, wenn sich die neuartige Datenauswertung Leipziger Forscher um Fabian Senf vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung dauerhaft bewährt: Mit Hilfe des Satelliten Meteosat-8 beobachteten sie quasi in Echtzeit, wie eine Gewitterwolke wächst und schließlich "erwachsen" wird. Meteosat-8 erfasst alle fünf Minuten die Wärmeabstrahlung beispielsweise von Wolken, aus deren Veränderung man dann das Höhenwachstum der Gewitterwolken abschätzen kann. Als Musterbeispiel blickten Senf und Co auf neun starke Unwetter aus dem Sommer 2012, die in Mitteleuropa starke Schäden verursachten.
Innerhalb einer kurzen Spanne entwickelten sich dabei aus den ersten Wolken schließlich die hoch aufragenden Kumuluswolken, in denen sich Hagelkörner ausbilden können und elektrostatische Aufladung Blitze erzeugt. Zwischen dem frühesten Stadium einer Gewitterzelle und dem Zeitpunkt, an dem sie in die Höhe schießt, vergingen nur 30 bis 45 Minuten. Nach einer weiteren halben Stunde ist das Gebilde dann "erwachsen" und stößt an seiner Obergrenze an die Tropopause, bis zu der sich das für uns relevante Wetter abspielt. "Von da an kann das Gewitter gefährlich werden", so Fabian Senf. Die Überwachung der Wolkenentwicklung per Infrarot könnte also die örtliche Warnung vor Extremwettersituationen verbessern – zumal die nächste Generation der Wettersatelliten eine räumliche Auflösung von ein mal zwei Kilometern haben soll. Allerdings müssen die Forscher noch ein paar Probleme überwinden: Hohe, aber harmlose, dünne Zirruswolken beispielsweise stören das Signal und verfälschen so die Vorhersage etwas.
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