Feuerökologie: Wie sehr zündelt der Mensch?
Jedes Jahr lösen Menschen absichtlich oder aus Versehen rund 80 000 Waldbrände allein in den Vereinigten Staaten aus – und damit etwa 85 Prozent aller Feuer in der Natur; nur der Rest entfällt auf natürliche Ursachen wie Blitze oder Zersetzungswärme. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Jennifer Balch von der University of Colorado in Boulder und ihrem Team. Die Wissenschaftler hatten die Daten von US-Behörden im Zeitraum zwischen 1922 und 2012 ausgewertet, die 1,5 Millionen Wildfeuer umfassen. Besonders bemerkenswert ist in den Augen von Balch und Co, dass sich die Länge der ursprünglichen Feuersaison mittlerweile verdreifacht hat: Mehr als die Hälfte aller Waldbrände entfallen inzwischen auf den Winter, Frühling oder Herbst, wo es normalerweise seltener brennt, weil sich kaum Gewitter bilden und die Vegetation prinzipiell feuchter ist.
Der Tag mit den meisten Feuern ist hingegen der 4. Juli, der US-amerikanische Nationalfeiertag, den viele auch für Ausflüge und Barbecues in der Natur nutzen – mit bisweilen verheerenden Folgen. Von Menschen ausgelöste Brände zerstören allerdings nur 44 Prozent der gesamten betroffenen Fläche, da sie oft im Siedlungsumfeld oder in der Nähe von Straßen, Campingplätzen oder anderen Infrastruktureinrichtungen entstehen. Ursache sind etwa weggeworfene Zigaretten, schlecht kontrollierte Lagerfeuer, Glasscherben oder gezielte Brandstiftung. Sie lassen sich aber meist schneller löschen oder eindämmen als Flächenbrände in der Wildnis, die durch Blitzschlag entzündet werden und von Feuerwehrteams nicht so gut erreichbar sind. Problematisch ist in diesem Zusammenhang die frühere und zum Teil noch aktuelle Brandbekämpfungspolitik in den USA. Feuer gehören hier zum natürlichen Bestandteil vieler Ökosysteme, doch wurden sie regelmäßig unterdrückt. In den Wäldern konnte sich daher viel brennbares Material anhäufen, das im Fall der Fälle zu heftigeren Feuern führt, die sich schlechter bekämpfen lassen.
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