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News: Wie sich um Schwarze Löcher Sterne bilden

Molekülwolke
Die enorme Anziehungskraft eines Schwarzen Lochs sollte früher oder später alles in seiner näheren Umgebung auseinander reißen. Gerade die fragilen Geburtsstätten von Sternen, riesige Gaswolken, würden von den hier herrschenden Gezeitenkräften auseinander getrieben – lange bevor sich darin ein Gestirn bilden kann. Junge Sterne in unmittelbarer Nähe des zentralen Schwarzen Lochs der Milchstraße zeugen allerdings vom Gegenteil. Ian Bonnell von der University of St. Andrews und William Rice von der University of Edinburgh zeigen nun anhand einer Computersimulation, wie das scheinbar Unmögliche möglich sein könnte.

Schon andere Wissenschaftler hatten vorgeschlagen, dass eine dünne, exzentrische Akkretionsscheibe aus Gas um ein Schwarzes Loch kreist, schließlich instabil wird und Sterne in ihr entstehen. Doch dafür müssten aus anderen Teilen der Galaxis massereiche Gaswolken angeliefert werden. Bonnell und Rice demonstrieren in ihrem Modell, wie rund zehn Lichtjahre vom Schwarzen Loch entfernte Molekülwolken – und damit noch nicht in dessen zerstörerischen Einfluss stehend – durch eine Kollision aus ihrer Bahn geworfen werden und sich dem kompakten Objekt innerhalb von etwa 20 000 Jahren nähern.

Einen Teil des Gases könnte die Wolke in einer exzentrischen Umlaufbahn um das Massemonster deponieren, während der Rest entkommt. Selbst wenn die Gezeitenkräfte an der Gasansammlung zerren, würden sie nicht die kleinen Strukturen darin zerstören. Diese sorgen dafür, dass die Akkretionsscheibe relativ schnell in einzelne Fragmente zerfällt, in denen dann Sterne entstehen können. Durch die Wechselwirkungen mir dem Schwarzen Loch würde sich das Gasgebilde je nach Masse auf mehrere hundert bis tausend Grad Celsius aufheizen und so sicherstellen, dass sich nur relativ große Sterne bilden, berichten die Forscher.

Die Ergebnisse stehen zwar im Einklang mit den Beobachtungen in unserer Milchstraße, etwa mit den exzentrischen Umlaufbahnen der Sterne um das Schwarze Loch im Zentrum der Galaxis, doch bislang konnte der von ihnen beschriebene Prozess nicht am Original nachvollzogen werden. Auch ob sich die von ihnen vorausgesetzten Anfangsbedingungen darin finden lassen, bleibt fraglich. Schließlich würden die meisten Molekülwolken innerhalb von hundert Lichtjahren vom Schwarzen Loch dessen direkte Nähe eher meiden, gibt Philip Armitage von der University of Colorado zu Bedenken. (mp)

© spektrumdirekt.de

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