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Erdmantel: Wie viel Kohlenstoff enthält das Erdinnere wirklich?

Eine Zone teilweise geschmolzenen Gesteins unter Nordamerika enthält weit mehr Kohlenstoff als bisher gedacht. Der Erdmantel spielt wohl eine größere Rolle für das Klima.
Feuer und Eis am Bárðarbunga-Vulkan

In 350 Kilometer Tiefe unter den westlichen USA brodelt ein gigantischer See aus in flüssigem Gestein gelöstem Kohlenstoff. Das jedenfalls schließen Saswata Hier-Majumder vom Royal Holloway, University of London, und Benoit Tauzin von der Université de Lyon aus seismischen Daten, die dort eine Anomalie mit der fünffachen Fläche Deutschlands und bis zu 70 Kilometer Dicke anzeigen. Nach der Analyse der beiden Forscher enthält die Zone etwa ein halbes Prozent geschmolzenes Material, das einen großen Anteil von Gasen wie Kohlendioxid und Wasser enthält. Insgesamt ist nach Modellrechnungen in diesem Reservoir möglicherweise 12 000-mal so viel Kohlenstoff enthalten, wie die heutige Menschheit pro Jahr ausstößt. Das interpretieren Hier-Majumder und Tauzin dahingehend, dass der Erdmantel einen weit größeren Anteil am Klimageschehen hat als vermutet.

Die Gase, die Teile des Erdmantels unter Nordamerika schmelzen ließen, stammen vermutlich aus der einst unter Nordamerika abgetauchten Farallon-Platte, die bis heute dort im Erdmantel nachweisbar ist. Durch solche plattentektonischen Vorgänge gelangen enorme Mengen Wasser und Karbonatgestein in den Erdmantel – wie viel, ist jedoch unklar. Die neuen Daten deuten nach Ansicht der beiden Forscher darauf hin, dass es wohl viel mehr ist als bisher vermutet. Die gasreiche Schmelze wird sich über die Jahrmillionen einen Weg an die Oberfläche bahnen, so dass der Kohlenstoff durch Vulkane dereinst nach und nach wieder in die Atmosphäre gelangt – und der Erde wohl ein wärmeres Klima bringt.

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