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Kunststoffproduktion: Wie viel Plastik wir jemals produziert haben

Seit der Erfindung von Kunststoffen haben Menschen bereits mehr als neun Milliarden Tonnen von diesem Material hergestellt. Der größte Anteil davon endete als Abfall.
Wer badet gerne im Müll? Offensichtlich zu viele Menschen

Als Charles Goodyear 1839 erkannte, wie man aus Kautschuk Gummi herstellt, konnte er nicht ahnen, dass Kunststoffe – seine Erfindung war einer der ersten – der Menschheit einmal Sorgen bereiten werden. Der anfängliche Segen begann nämlich mehr und mehr zu einem Fluch zu werden, als man in den frühen 1950er Jahren anfing, synthetische Materialien in Massenproduktion herzustellen. Laut der ersten globalen Analyse haben die Menschen bis zum Jahr 2015 insgesamt 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert. Das entspricht dem Gewicht von 25 000 Empire State Buildings. 6,3 Milliarden Tonnen dieser Menge endeten bereits als Müll, nur knapp 10 Prozent davon hat man wiederverwendet, 12 Prozent verbrannt und 79 Prozent lagern auf Deponien oder in der Natur, berechneten die Forscher von der University of Georgia und der University of California in Santa Barbara. Demzufolge existieren heutzutage insgesamt bereits 9,1 Milliarden Tonnen Plastik. Und wenn der aktuelle Trend anhält, werden bis 2050 über 13 Milliarden Tonnen Plastikabfälle auf Mülldeponien oder in der Umwelt lagern, prognostizieren die Wissenschaftler.

Die globale Produktion von Kunststoffen stieg von zwei Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf über 400 Millionen Tonnen im Jahr 2015. Und nichts deutet darauf hin, dass sich das Tempo verlangsamt: Von der Gesamtmenge der von 1950 bis 2015 geschaffenen synthetischen Materialien wurde in den letzten 13 Jahren etwa die Hälfte hergestellt, so die Autoren. Im Vergleich zu anderen vom Menschen produzierten Materialien wie Stahl oder Zement landet Plastik in der Regel rasch im Abfall: "Die Hälfte aller Kunststoffe wird nach vier oder weniger Jahren weggeworfen", sagt Roland Geyer, Koautor der Studie. Das liegt insbesondere daran, dass Verpackungen den größten Anteil am Kunststoffmarkt ausmachen. Vor allem durch die Verschiebung von Einweg- hin zu wiederverwendbaren Mehrwegverpackungen ist dieses Segment immer weiter gewachsen. Der Anteil von Plastik in kommunalen Abfällen stieg von weniger als ein Prozent im Jahr 1960 auf mehr als zehn Prozent bis 2005 in Ländern mit mittlerem und hohem Einkommen.

Ihre Beliebtheit im Alltag verdanken die Materialen einer Eigenschaft, die bei ihrer Entsorgung zum Problem wird: Beständigkeit. Denn Kunststoff verrottet nicht, so dass die Plastikabfälle, die wir Menschen produziert haben, für Hunderte oder sogar Tausende von Jahren weiter existieren werden. Plastikflaschen etwa brauchen bis zu mehreren hundert Jahren, bis sie vollständig zersetzt sind. Die Forscher möchten die künstlichen Materialien aber nicht vollständig aus dem Alltag verbannen, sondern zu einem kritischeren Umgang anregen: "Es gibt Bereiche, in denen Kunststoffe unentbehrlich sind – vor allem bei Produkten, die auf Haltbarkeit ausgelegt sind", so Kara Lavender Law, eine Autorin der Veröffentlichung. "Aber ich denke, wir sollten die steigende Verwendung von Plastik kritisch betrachten und uns fragen, wann dessen Gebrauch sinnvoll ist und wann nicht." Durch ihre Studie hätten sie nun Zahlen geliefert, die für eine politische Diskussion die Grundlage seien.

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