Nukleare Forensik: Wie weit war Hitler mit der Atombombe?
Wie die Alliierten hatte auch das deutsche Naziregime während des Zweiten Weltkriegs im "Uranprojekt" versucht, sich die Kernspaltung militärisch nutzbar zu machen – als Fernziel sollte neben einer Atombombe auch ein Kernreaktor entstehen. Es gibt allerdings keinerlei Beweise, dass diese Ziele bis Kriegsende auch nur annähernd erreicht wurden. Dies bleibt auch gültiger Stand der Dinge nach der jüngsten Untersuchung, die Nuklearforensiker vom Institut für Transurane in Karlsruhe nun veröffentlicht haben: Die Wissenschaftler hatten Uranproben untersucht, die in den 1940er Jahren in Experimenten des Uranprojekts verwendet worden waren.
Die Kernspaltungsforensiker suchten in der alten Probe nach Spurenelementen sowie nach den Uran- und Plutoniumisotopen 236-U und 239-Pu, die unter Neutronenbeschuss vermehrt entstehen. Dabei fanden sie aber keine Auffälligkeiten: Das Material war demnach nie Bedingungen ausgesetzt, wie sie bei nachhaltiger Kernspaltung auftreten. Die Probe selbst stammte übrigens aus einer Mine in Tschechien, wie die charakteristische Menge an enthaltenen seltenen Erden und das Verhältnis der Strontiumisotope zeigt. Dort war das Uran irgendwann zwischen 1940 und 1943 abgebaut worden. Offenbar war es dem nationalsozialistischen Wissenschaftlerteam aber nie gelungen, eine ausreichend große Menge an Uran für die notwendige kritische Masse zur Kernspaltung zusammenzutragen. Die von den Kernforschern im Dritten Reich verwendeten Uranproben – die "Heisenberg-Würfel", zu denen auch der nun untersuchte Uranklotz zählt – konnten im April 1945 zum großen Teil vom "Alsos"-Spezialteam der Alliierten sichergestellt werden.
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