Coronavirus in Deutschland: Wie wird die Corona-Warn-App noch besser?
Update 17.12.2020: Die Corona-Warn-App hat aktuell eine umfassende Überarbeitung erfahren. Gegenüber dem Stand dieses Beitrags hat es einige wichtige Änderungen geben. Sie betreffen vor allem die Art und Weise, wie das Risiko berechnet wird. Mehrere kurzzeitige Begegnungen mit niedrigem Risiko (grüne Warnmeldung) können künftig zu einem hohen Gesamtrisiko zusammengefasst werden. Dann erscheint eine rote Warnmeldung. Den Entwicklern zufolge ist eine solche Risikobewertung genauer als die bisherige.
Statt der Anzahl der risikobehafteten Begegnungen wird außerdem nach Installation des Updates die Anzahl an Tagen mit solchen Begegnungen angezeigt. Hat eine Begegnung mit hohem Risiko stattgefunden, wird zudem das entsprechende Datum angezeigt. Dadurch erhält der Benutzer eine Möglichkeit, die fragliche Begegnung zu identifizieren. Und schließlich haben die Entwickler das Verfahren vereinfacht, mit dem Nutzer ihr positives Testergebnis in der App eintragen können. Untersuchungen hatten ergeben, dass viele Infizierte dies bisher unterlassen haben.
Details zum Update finden sich in einer Mitteilung des Projekts. Im Apple Store ist das Update bereits vorhanden. Nutzer von Android müssen noch bis zu 48 Stunden auf das Update warten.
Auch wer die Hygieneregeln beachtet, kann sich Sars-CoV-2 einfangen. Haben Sie sich vielleicht angesteckt? Die Corona-Warn-App kann helfen, das herauszufinden. Sie soll Kontakte zwischen zwei oder mehreren Menschen erkennen und im Fall einer Infektion mögliche Kontaktpersonen warnen – ohne die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer zu gefährden, versteht sich.
Das System läuft inzwischen weitestgehend. Rund 90 Prozent der Testlabore in Deutschland können Ergebnisse über die App versenden, heißt es laut Robert Koch-Institut (RKI). Doch auch wenn die Zahl der aktiven Nutzerinnen und Nutzer steigt, dürften ruhig noch ein paar mehr mitmachen.
Viele sind weiterhin nicht richtig von der App überzeugt. Deshalb fordern unter anderem immer mehr Politiker inzwischen grundlegende Überarbeitungen und neue Funktionen. Aber was würde die App verbessern? Wie lässt sich das mit dem Datenschutz vereinbaren? Und könnte die Warn-App nicht rechtlich verpflichtend sein? All diese Fragen beantworten wir in dieser FAQ und erklären noch einmal, wie die Corona-Warn-App genau funktioniert.
Auf welchen Smartphones läuft die App?
Die App läuft sowohl auf iPhones als auch Android-Smartphones. Vorausgesetzt, dass es sich mindestens um ein iPhone 6S mit dem Betriebssystem iOS 13.6. oder höher handelt oder um ein Android-Gerät ab Android Version 6 aufwärts. Um zu funktionieren, muss Bluetooth dauerhaft aktiviert sein.
- Auf welchen Smartphones läuft die App?
- Wie funktioniert die App?
- Was bedeutet »Risikobegegnung«?
- Ab wann muss ich was tun?
- Wie viele Menschen nutzen die App?
- Wie viele Menschen müssten die App nutzen, damit sie wirkt?
- Dürfte die App rechtlich verpflichtend sein?
- Welche psychologischen Faktoren beeinflussen die Nutzung?
- Welche Daten erhebt die App?
- Mindert der Datenschutz die Wirksamkeit der App?
- Wie viele Infizierte melden ihr Testergebnis über die App?
- Wird die App weiterentwickelt?
- Was ist mit der Clusterkennung gemeint?
- Welche Funktionen wären noch sinnvoll?
- Wie könnte man mehr Menschen zum Mitmachen bewegen?
Wie funktioniert die App?
Die App verwendet die Bluetooth-Funktechnik, um den Abstand zwischen Personen zu messen. Begegnen sich zwei Menschen, die die App installiert haben, tauschen beide Apps im Hintergrund zufällig generierte kryptografische Codes aus. Wird ein Nutzer oder eine Nutzerin positiv auf Covid-19 getestet, kann er oder sie das Ergebnis freiwillig über die App teilen und somit mögliche Kontaktpersonen warnen. Die eigenen Zufallscodes landen dann auf einem zentralen Server. Einmal am Tag gleichen alle Apps die Codes aller positiv Infizierten auf dem Server mit den lokal auf dem Smartphone gespeicherten Codes der Begegnungen ab. Gibt es eine Übereinstimmung, ermittelt die App anhand verschiedener Parameter, ob es sich um eine Risikobegegnung oder um einen Kontakt mit niedrigem Risiko gehandelt hat – und warnt die Kontaktpersonen entsprechend.
Was bedeutet »Risikobegegnung«?
Die entscheidende Frage ist, ob der Kontakt eng genug war, um sich mit Covid-19 anzustecken. Anders ausgedrückt: ob es sich um eine »epidemiologisch relevante Begegnung« handelt. In die Berechnung fließt ein, wie groß der Abstand zwischen den Personen war, wie lang die Begegnung gedauert hat sowie wie lange sie her ist. Denn wenn der Kontakt mit einer heute positiv getesteten Person zehn Tage her ist, ist das Risiko der Ansteckung deutlich geringer, als wenn der Kontakt erst zwei Tage her ist. Auch macht es einen Unterschied, ob man kurz direkt neben einer positiv getesteten Person am Bahnsteig gestanden hat oder zwei Stunden neben dieser Person in der Bahn saß. In die engere Auswahl kommen Begegnungen, die länger als zehn Minuten, in weniger als acht Meter Abstand und in den vergangenen sechs Tagen stattgefunden haben. Hat die App eine Risikobegegnung ermittelt, wechselt der Status von grün auf rot.
Ab wann muss ich was tun?
Ist die Corona-Warn-App grün, ist nichts zu tun. In dem Fall waren die Kontakte zu kurz oder der Abstand zu groß, um eine Ansteckungsgefahr darzustellen. Trotzdem kann die App natürlich niemals eine 100-prozentig sichere Aussage treffen, und wer Symptome hat, sollte zumindest daheim bleiben. Erst wenn die App rot ist, empfiehlt das RKI tätig zu werden: zunächst die eigenen Kontakte reduzieren und bei Symptomen zusätzlich die Hausärztin oder das örtliche Gesundheitsamt zu kontaktieren, die dann entscheiden müssen, ob ein Test sinnvoll ist.
Wie viele Menschen nutzen die App?
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (Stand: 13.11. 2020 haben seit dem Start im Juni 22,4 Millionen Menschen die Corona-Warn-App heruntergeladen. Die Downloadzahlen sind aber nicht mit aktiven Nutzerzahlen gleichzusetzen, weil viele Menschen die App bereits wieder deinstalliert oder die Bluetooth-Funktion dauerhaft ausgeschaltet haben. Das RKI geht derzeit von etwa 17 bis 18 Millionen aktiven Nutzern aus, das wären immerhin rund 20 Prozent der deutschen Bürgerinnen und Bürger.
Wie viele Menschen müssten die App nutzen, damit sie wirkt?
Zu Beginn der Pandemie war häufig zu lesen, eine Tracing-App funktioniere nur, wenn sie 60 Prozent der Bevölkerung nutzen. Die Zahl geht allerdings auf die Fehlinterpretation der Ergebnisse einer Oxford-Studie zurück. In besagter Studie wurde die App als einzige Maßnahme gegen das Virus angenommen und es ging darum, die Pandemie völlig zu stoppen – beides ist in der Realität nicht der Fall.
»Anders als die Gesundheitsämter ist die App nie überlastet«Lucie Abeler-Dörner, Immunologin
Auch wenn deutlich weniger Menschen die App nutzen, wirkt sie. Das betont unter anderem die an der Studie beteiligte Immunologin Lucie Abeler-Dörner vom Big Data Institute der University of Oxford: »Wir sehen, dass die App nicht nur den altruistischen Nutzen hat, fremde Mitmenschen vor Infektionen zu warnen«, sagt sie. »Unsere Simulationen zeigen, dass die Nutzer der App auch selbst seltener infiziert werden.« Der Grund ist, dass die meisten Infektionen im engeren Umfeld stattfinden, etwa auf der Arbeit oder innerhalb von Familien und Glaubensgemeinschaften. »In dem Moment, in dem es im eigenen Umfeld gefährlich wird, werden Menschen durch die App gewarnt und durch die Quarantäne vor einer Ansteckung bewahrt«, sagt Abeler-Dörner.
Ein großer Vorteil von Tracing-Apps im Vergleich zu traditioneller Kontaktnachverfolgung sei die Geschwindigkeit: »Bei präsymptomatischer Infektion macht jede Stunde einen Unterschied, und anders als die Gesundheitsämter ist die App nie überlastet«, sagt die Immunologin. Die App funktioniert letztlich auch, wenn bloß 15 Prozent der Bevölkerung sie verwenden. Man solle sich aber nicht darauf ausruhen, sagt die Immunologin, denn je mehr Nutzer, desto größer sei die Wirkung.
Dürfte die App rechtlich verpflichtend sein?
Die Corona-Warn-App basiert auf Freiwilligkeit; eine rechtliche Grundlage für den verpflichtenden Einsatz gibt es nicht. Eine Verpflichtung stelle »einen Eingriff in das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung« dar, heißt es aus dem Büro des Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber. Auch Unternehmen dürften von Angestellten deshalb nicht verlangen, die App zu installieren. Der Versuch, eine neue gesetzliche Grundlage zu schaffen, dürfte aus Sicht von Experten wenig Erfolg haben – zumal 58 Prozent der Deutschen gegen eine App-Pflicht sind, wie jüngst eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa herausfand.
Welche psychologischen Faktoren beeinflussen die Nutzung?
»Es gibt drei psychologische Einflussfaktoren, die entscheidend sind«, sagt Wassili Lasarov, der an der Universität Kiel unter anderem zu ethischem Konsumverhalten forscht und im August eine Analyse zur Akzeptanz der App veröffentlicht hat. Dazu gehöre die Kosten-Nutzen-Rechnung, also zu welchen Kosten man sich oder seine Umwelt schützen kann, die Frage nach Vertrauen, also wem man seine Daten anvertrauen möchte, sowie die soziale Umwelt, also ob man Druck verspürt, die App nutzen zu müssen, weil es alle Freunde auch tun – Stichwort Gruppenzwang.
»Der Nutzen der App muss noch sichtbarer gemacht werden. Man muss sehen, was man selbst bewirken kann«Wassili Lasarov, Konsumforscher
Die Faktoren sorgen für ein ständiges Spannungsfeld: Mancher möchte die App vielleicht nutzen, fühlt sich aber bei der permanenten Bluetooth-Verbindung nicht wohl. Man will sich konform zur sozialen Umwelt verhalten, sich aber nicht zur Nutzung gezwungen fühlen. Diese so genannten Zielkonflikte seien häufig irrational, sagt Lasarov. So sei es denkbar, dass jemand den Nutzen der App zwar verstehe, aber mit der Corona-Politik der Bundesregierung nicht zufrieden sei und die App deshalb ablehne.
Die Entwickler könnten den Konflikten zumindest etwas entgegensteuern. »Es könnte noch genauer erklärt werden, wie die Risikobewertung funktioniert, weil das ein großer Unsicherheitsfaktor ist und Unwissenheit zu Ablehnung führen kann«, sagt Lasarov. »Zudem muss der Nutzen der App noch sichtbarer gemacht werden. Man muss sehen, was man selbst bewirken kann.« Nur zu sagen, man helfe mit der App der Gesellschaft, sei möglicherweise zu abstrakt. Besser sei es, wenn die App deutlich mache, wie sie konkret auch die eigene Gesundheit oder die von Familienmitgliedern schützt, sagt Lasarov.
Welche Daten erhebt die App?
Einmal am Tag erzeugt die App für jedes Smartphone einen Gerätecode, der im Fall eines positiven Testergebnis mit dem zentralen Server geteilt wird. Aus diesem werden wiederum für jede Begegnung ständig neue Zufallscodes generiert. Anhand dieser Codes ist kein Rückschluss auf die Identität oder den Standort der Nutzer möglich, auch sonst sammelt die App keine persönlichen Daten. Im Fall einer Risikobegegnung sagt die App nur, vor wie vielen Tagen der Kontakt stattfand, aber nicht wo und wann genau. Weil der Datenabgleich ausschließlich auf den Smartphones stattfindet, handelt es sich um einen so genannten dezentralen Ansatz. Darauf hatten Datenschützer und IT-Experten bei der Entwicklung gepocht.
Mindert der Datenschutz die Wirksamkeit der App?
»Wir haben mit dieser App ein hochtechnologisches Instrument und können es aus Datenschutzgründen nicht so nutzen, wie es notwendig wäre«, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann kürzlich. Sein bayerischer Amtskollege Markus Söder nannte die App einen zahnlosen Tiger. Sie und andere fordern, den strengen Datenschutz der App aufzuweichen. Aber würde das überhaupt helfen? »Es gibt keine epidemiologischen Argumente dafür, dass ein verringerter Datenschutz die Effizienz der App erhöhen würde«, sagt der IT-Experte Linus Neumann, Sprecher des Chaos Computer Clubs (CCC). Selbst wenn sich genau erfahren ließe, von welcher Person und an welchem Ort man sich infiziert hat, wie einige Politiker fordern, würde das nichts an Wirksamkeit verändern, weil man zu diesem Zeitpunkt bereits infiziert ist oder nicht.
Die Immunologin Lucie Abeler-Dörner sieht das ähnlich: »Zusätzliche Daten würden allenfalls die Evaluierung erleichtern, aber nicht dafür sorgen, dass die App besser funktioniert.« Hilfreich ist ihrer Ansicht nach die Funktion, mit der Nutzer angeben können, ob und wann sie Symptome haben. »Wir wissen, dass sich die Infektiosität um den Tag konzentriert, an dem die Symptome anfangen. Wenn man dieses Datum hat, kann man besser das Risiko bewerten, dem Kontakte ausgesetzt sind und die App akkurater machen«, sagt Abeler-Dörner. In der deutschen Corona-Warn-App wurde eine solche Symptomerfassung mit dem Oktober-Update eingeführt; seitdem können positiv getestete Nutzer freiwillige Angaben zu ihrem Krankheitsverlauf machen, die dann anonymisiert in die Weiterentwicklung fließen.
»Man muss den Prozess und die Bedienung so einfach gestalten, dass die Menschen ihn nicht mehr abbrechen«Linus Neumann, Chaos Computer Club
Wie viele Infizierte melden ihr Testergebnis über die App?
Wer positiv getestet wird und das Ergebnis über die App verifiziert, teilt es nicht automatisch mit allen Kontaktpersonen der vergangenen 14 Tage. Dieser Vorgang muss erst noch individuell ausgelöst werden – und das verunsichert offenbar viele Menschen. Denn laut RKI werden derzeit nur 60 Prozent aller positiven Testergebnisse auch geteilt. »Ich halte es für schwer vorstellbar, dass mehr als ein Drittel der Menschen aus Nachlässigkeit oder Boshaftigkeit die Warnung anderer Menschen auslassen«, sagt CCC-Sprecher Linus Neumann. Er glaubt, dass schlicht viele Menschen am Verifizierungsprozess über die Telefon-Hotline scheitern oder in einer »Sackgasse« innerhalb der App landen. »Man muss den Prozess und die Bedienung so einfach gestalten, dass die Menschen ihn nicht mehr abbrechen«, sagt Neumann. Das Gesundheitsministerium verfolgt offenbar einen anderen Ansatz: Eine künftige Version der App soll die Nutzer und Nutzerinnen mehrfach auffordern, das Testergebnis zu teilen, heißt es in einem internen Papier.
Wird die App weiterentwickelt?
Ja, aber langsam. Das letzte große Update im Oktober ermöglicht es, dass die App mit anderen Tracing-Apps aus dem Ausland kommunizieren kann. Somit ist eine Kontaktnachverfolgung über Ländergrenzen hinweg möglich. Zudem wurde die oben erwähnte Symptomerfassung eingeführt. Die nächsten Updates sollen unter anderem dafür sorgen, dass der Code-Abgleich mit dem zentralen Server nicht nur einmal am Tag, sondern häufiger stattfindet, so dass Risikobegegnungen schneller bekannt sind. Auch eine Check-in-Funktion für Restaurants oder Veranstaltungen wird diskutiert, um das Erkennen von Clustern zu erleichtern.
Was ist mit der Clusterkennung gemeint?
Ein Großteil der Covid-19-Infektionen entsteht dort, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen: im Restaurant, in der Kirche oder auf Familienfeiern. Solche Cluster und Superspreader treiben das Infektionsgeschehen an, wie eine aktuelle Studie im Magazin »Nature« bestätigt. Deshalb fordern immer mehr Experten, die Corona-Warn-App möglichst schnell um eine Clustererkennung nachzurüsten.
»Wir sehen, dass Papier-und-Bleistift-Systeme der Gastronomie nicht funktionieren«, sagt Linus Neumann vom Chaos Computer Club. Die Menschen würden aus Sorge falsche Daten angeben und »wenn ein Fall bekannt wird, gehen dann manchmal 500 Zettel an die Mitarbeiter eines Gesundheitsamtes, die dann alle möglichen Kontaktpersonen abtelefonieren sollen«, sagt er weiter. Da müsse man sich nicht wundern, wenn die Ämter überlastet sind. »Und die mit der heißen Nadel gestrickten zentralen digitalen Systeme werden der Reihe nach gehackt.«
»Einen QR-Code zu scannen, ist deutlich komfortabler und sicherer, als seine Adresse und Telefonnummer auf einen Zettel zu schreiben, den der nächste Gast einfach abfotografieren kann«Lucie Abeler-Dörner
Eine Lösung wäre, die bestehende Kontakterkennung der App auf Gruppen anzuwenden. Ein dezentrales und anonymes Konzept gibt es bereits, das von Kollegen der Gruppe stammt, die die Grundlage für die Corona-Warn-App entwickelt haben: CrowdNotifier. Vereinfacht gesagt funktioniert es so, dass etwa ein Restaurant oder eine private Zusammenkunft für einen begrenzten Zeitraum einen QR-Code über die App erstellt, den alle Gäste oder Teilnehmer scannen. Testet ein Teilnehmer später positiv, kann das Restaurant oder der Gastgeber nach Bestätigung alle Gäste warnen, die zu dem Zeitpunkt anwesend waren.
»Das Konzept von CrowdNotifier ist trivial«, sagt Neumann. »Da wir ohnehin eine Infrastruktur für die Benachrichtigung unterhalten, könnte man einfach daran andocken.« Auch Lucie Abeler-Dörner von der University of Oxford unterstützt den Ansatz. Ein solches System ermögliche nicht nur das schnelle Erkennen von Clustern, sondern mache die App auch präsenter im Alltag: »Einen QR-Code zu scannen, ist deutlich komfortabler und sicherer, als seine Adresse und Telefonnummer auf einen Zettel zu schreiben, den der nächste Gast einfach abfotografieren kann«, sagt die Immunologin.
Welche Funktionen wären noch sinnvoll?
Ein Problem der App ist, dass sie außerhalb der Kontakterkennung kaum einen Nutzwert bietet und deshalb nur selten geöffnet wird. Das allerdings ist empfehlenswert. Denn nur dann ist zu sehen, ob sie überhaupt funktioniert und es neue Risikobegegnungen gab. Deshalb gibt es Überlegungen, die App mit weiteren Funktionen anzureichern, etwa mit Informationen über die aktuellen Zahlen oder Hinweise zu bestehenden Regeln, wie sie etwa die neue App »Darf ich das?« anbietet.
Auch ein Kontakttagebuch als Teil der App ist denkbar. Dort könnten die Nutzer genau eintragen, wen sie wann getroffen haben. Wie genau die Umsetzung aussehen soll und wie sich mit dem Datenschutz verbinden lässt, ist aber noch unklar. Der IT-Experte Linus Neumann warnt: »Wenn ich in die App eintrage, an welchen Zeitpunkt und Ort ich welche Personen getroffen habe und die App gleichzeitig die Codes mit dieser Person austauscht, habe ich einen Datensatz erschaffen, der zur Demaskierung führen könnte.« Letztlich sei hier wieder die entscheidende Frage, ob ein Kontakttagebuch wirklich einen epidemiologischen Mehrwert schaffe. Neumann hält die schnelle Warnung für primär entscheidend.
Wie könnte man mehr Menschen zum Mitmachen bewegen?
Codes über Bluetooth lassen sich nicht nur zwischen Smartphones austauschen. An der Universität Kiel wird an einem günstigen Corona-Armband geforscht, das mit Handys kommunizieren kann und somit eine Alternative für ältere Bürgerinnen und Bürger ist oder jene, die sich kein aktuelles Smartphone leisten wollen oder können sowie für Situationen, in denen ein Smartphone nicht am Körper ist, im Schwimmbad etwa. Eine weitere Überlegung sind Schlüsselanhänger, die Codes austauschen. Beide Ideen haben aber ein theoretisches Problem: Um vor Risikobegegnungen gewarnt zu werden, müssten sie in irgendeiner Form die Daten des zentralen Servers abrufen können, also mit dem Internet verbunden sein.
Hier können Sie die Corona-Warn-App herunterladen:
App-Store Google Play Store
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