Im Medizinschrank: Dexpanthenol, Wundmittel statt Wundermittel
Tabletten gegen Kopfweh und Magenschmerzen, Salben für Brandwunden und Sportverletzungen – eine ordentliche Hausapotheke ist umfassend ausgestattet. Doch was für Wirkstoffe stecken eigentlich in den Medikamenten? Welche Mittel helfen wirklich, was ist umstritten? Und gibt es vielleicht eine gesündere Alternative? Wir werfen regelmäßig einen Blick auf die Mittel im Medizinschrank. Dieses Mal: Dexpanthenol.
Wie viele haben das zu Hause?
Dexpanthenol hat jeder in seiner Hausapotheke, der dort eine Wundsalbe aufbewahrt. Die Vorstufe des Vitamins B5, auch Panthenol oder Pantothenol genannt, findet sich zudem in Augencremes, Nasensprays, Augentropfen oder Lutschtabletten. In Wund- und Heilsalben ist der Wirkstoff am geläufigsten: 17 Millionen Tuben erstanden die Kunden in deutschen Apotheken im Jahr 2017. Damit gehört Salbe mit Dexpanthenol zu den vier meistverkauften rezeptfreien Arzneimitteln.
Wie wirkt das und wie gut?
Die Zeit heilt die meisten Wunden – aber mit Dexpanthenol geht es schneller. Nach dem Auftragen auf eine Schürf-, Kratz- oder Schnittwunde verwandelt sich die Vorstufe des Vitamins B5 in Pantothensäure. Die hemmt Entzündungen, lindert den Juckreiz und beeinflusst die Aktivität von Genen, die vor allem in der frühen Phase der Wundheilung Reparaturmechanismen in der Haut ankurbeln. Die Wirkung tritt nahezu sofort ein. Dexpanthenol soll zudem Narben elastisch halten und Zellschädigungen mindern. Die Salbe spendet Feuchtigkeit, so dass die Haut weniger spannt. Bei Halsweh wirkt Dexpanthenol aus Lutschtabletten auf die Schleimhaut im Rachen.
Die perfekte Hausapotheke
- Hinein sollten auf jeden Fall: sterile Kompressen, Mullbinden, Verbandpäckchen und -watte. Ebenso diverse Pflaster, ein Dreiecktuch und Klammern, um Verbände festzustecken. Zudem ist es sinnvoll, eine Schere, ein Fieberthermometer, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel parat zu haben.
- Hilfreich sind die Regeln für erste Hilfe und eine Liste mit den wichtigsten Rufnummern (112, ärztlicher und zahnärztlicher Bereitschaftsdienst, Apothekennotdienst). In einer Notsituation vergisst man solche Nummern schnell.
- Standardmedikamente sind Mittel gegen Herpes, Sodbrennen, Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Fieber, Halsweh, Kopfschmerzen. Ebenso ratsam: Salben, die Brand- oder Sportverletzungen lindern.
- Verschreibungspflichtige Arzneien wie zum Beispiel Blutdruckmittel oder Opiate gehören hingegen nicht in die Box.
- Dunkel, kühl und trocken – so ist der perfekte Ort für die Hausapotheke. Bestenfalls steht sie also im Schlafzimmer oder Flur, nicht im Bad oder in der Küche.
- Um Kinder zu schützen, sollte die Box abschließbar sein.
- Für was war das noch gleich? Notizen auf der Verpackung und die Beipackzettel helfen.
- Und wichtig: Prüfen Sie mindestens einmal im Jahr, ob noch alles drin und haltbar ist.
Was sind häufige Nebenwirkungen?
Dexpanthenol ist gut verträglich, vor allem als Salbe. Statistisch kommt es nur bei weniger als einem von 10 000 Patienten zu einer allergischen Reaktion. Wer überempfindlich reagiert, muss auf Wundsalbe mit dem Wirkstoff verzichten. Schwangere und Stillende sollten vorsichtshalber auf Halstabletten mit Dexpanthenol verzichten, weil die wissenschaftliche Datenlage für sie unklar ist. Lutschtabletten mit Salz sind eine gute Alternative, sofern sie keine ätherischen Öle wie Menthol oder Salbei enthalten. Gegen Wundsalbe mit Dexpanthenol während der Schwangerschaft spricht jedoch nichts.
Was ist die Alternative?
Günstiger als Salben mit Dexpanthenol sind solche mit Zink. Das Spurenelement wirkt leicht desinfizierend. Wenngleich Zinksalbe lange der Klassiker zur Behandlung von Wunden war, ist sie heute etwas aus der Mode gekommen. Im Gegensatz zu Salbe mit Dexpanthenol schafft sie kein feuchtes Wundmilieu, sondern bindet Flüssigkeit und trocknet die Haut dadurch aus. Zinksalbe ist daher nur für nässende Wunden geeignet. Alternativen zu Nasensprays mit Dexpanthenol setzen auf Salzgemische.
Wann sollte man doch zum Arzt gehen?
Wunden, die nicht zu bluten aufhören oder stark verschmutzt sind, sollte sich ein Arzt anschauen. Das Gleiche gilt für klaffende Wunden, Verletzungen im Gesicht oder solche, die zu eitern beginnen.
Im ersten Teil der Serie »Im Medizinschrank« ging es um Ibuprofen, den beliebten Schmerzdämpfer. Die Autorin hat sich ebenfalls mit dem Wirkstoff Xylometazolin beschäftigt, der in vielen Nasensprays enthalten ist.
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