Olivensterben: Wieder Ermittlungen gegen italienische Wissenschaftler
Italienische Behörden ermitteln gegen neun Fachleute, die Maßnahmen gegen den gefährlichen Olivenschädling Xylella fastidiosa koordinieren. Das gab die Staatsanwaltschaft auf einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag bekannt. Sie werden unter anderem beschuldigt, das Pathogen selbst in Umlauf gebracht zu haben. Außerdem seien Unterlagen manipuliert worden, um die Pläne durchzusetzen. Xylella stammt aus Mittelamerika und war bisher in Europa unbekannt. Umweltschützer und Olivenproduzenten protestieren seit Monaten gegen das drastische Vorgehen, mit dem man in Italien die neu eingeschleppte Seuche eindämmen will.
Der Fall erinnert an die Verfahren gegen eine Gruppe italienischer Geowissenschaftler im Zusammenhang mit dem Erdbeben von L'Aquila im Jahr 2009. Damals hatten die Behörden die mit dem Katastrophenschutz betrauten Experten für ihre Empfehlungen haftbar gemacht worden, weil das Expertengremium wissenschaftlich nicht haltbare Aussagen getroffen hatte. Im Fall der Oliven kursieren diverse Theorien, nach denen die Forscher selbst für die Epidemie verantwortlich seien oder gar ein Gegenmittel zurückhalten wollten.
Hintergrund des Konflikts ist jedoch vor allem, dass große Bestände gesunder Bäume gefällt werden, um den vermutlich von Insekten übertragenen Erreger auf seinem Weg nach Norden zu stoppen. Auch der großflächige Einsatz von Insektiziden über Olivenhainen steht in der Kritik von Umweltorganisationen. Tatsächlich ist der Nutzen dieser Maßnahmen schwer nachzuweisen – in einigen Regionen hatten Gerichte deswegen bereits zuvor einzelne Maßnahmen gestoppt.
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