Direkt zum Inhalt

Passau: Wiederentdeckung eines vergessenen Silberschatzes

Wiederentdeckung eines vergessenen Silberschatzes

Die Hausmeisterin der Staatlichen Bibliothek in Passau staunte nicht schlecht, als sie in den Magazinen des Archivs auf eine Schatulle stieß und das unscheinbare Kästchen öffnete: Darin lagen – offenbar über Jahre hinweg unbemerkt – 172 ausgewählte Silbermünzen und Schmuckmedaillen.

Diese Silbermünze ... | ... ist eine von 172 Prägungen, die vor wenigen Tagen in einem Archiv der Passauer Staatlichen Bibliothek entdeckt wurden. Die Datierung der Münzen umfasst einen Zeitraum von mehr als 1000 Jahren.

Was für viele einen überraschenden Schatzfund darstellt, kam aber längst nicht für alle unerwartet. Wie Bibliotheksleiter Markus Wennerhold berichtet, hatten seine Vorgänger allesamt Kenntnis über die wertvolle Ansammlung – nur haben sie das Ensemble weder erwähnt noch schriftlich vermerkt. Überdies befand sich die Schatulle für alle Augen sichtbar zwischen den Büchern im Magazin. Dennoch blieben die Münzen und Medaillen, von denen die ältesten römische Silberdenare sind, die jüngsten in die napoleonische Zeit datieren, über 200 Jahre vor der Öffentlichkeit verborgen.

Vermutlich gehörten die Prägungen zu einer größeren privaten Sammlung der Passauer Fürstbischöfe. Im Zuge der Säkularisation am Beginn des 19. Jahrhunderts hatte man die kostbarsten Stücke ausgesucht und in Sicherheit gebracht, um sie so vor dem Transport nach München zu bewahren. Zu dieser Auswahl zählen nicht nur Münzen aus verschiedenen Epochen, sondern auch aus weit entlegenen Ländern, beispielsweise Byzanz. Laut Wennerhold ist vor allem eine Medaille für die regionale Geschichte bedeutsam: Dabei handelt es sich um das Unikat der Gründungsmedaille des Jesuitenkollegs aus dem Jahr 1612 – die Staatliche Bibliothek geht auf ebendiese Einrichtung zurück und feiert im nächsten Jahr ihr 400-jähriges Bestehen.

Die Gründungsmedaille ... | ... des Passauer Jesuitenkollegs bezeugt schon längst nicht mehr dessen Stiftung im Jahr 1612, sondern die Neugründung der jesuitischen Studienkirche St. Michael 1677. In jenem Jahr wurde das Datum aktualisiert und das Kolleg in Kirche ("templi") unbenannt.

Mit der Säkularisation 1803 wurden beinahe alle Klöster in Bayern aufgehoben und enteignet. Ihr Vermögen floss anschließend in die Schatzkasse des bayerischen Kurfürsten. In den Folgejahren führte die Privatisierung kirchlicher Einrichtungen auch zur Auflösung vieler Klosterbibliotheken. Die Handschriften und Bücher in Passau fielen damals an den Kurfürsten, der die Bibliothek fortan als Aufnahmestelle für Schriften aus aufgelösten Bibliotheken im Umkreis nutzte.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.