Artenvielfalt: Willkommen, Rubinroter Seedrache
Eigentlich wollten Josefin Stiller von der Scripps Institution of Oceanography in San Diego und ihre Kollegen nur Gewebeproben bekannter Seedrachen – auch Fetzenfische genannt – aus australischen Gewässern untersuchen, um mehr über die Biologie der beiden gefährdeten Arten aus dem Meer vor Australiens südlicher Küste zu erfahren. Doch dabei fiel ihnen auf, dass eine der Proben überhaupt nicht zum Rest passte. Sie waren auf eine neue Art gestoßen, die bislang noch nicht wissenschaftlich beschrieben worden war: den Rubinroten Seedrachen (Phyllopteryx dewysea). Wie der Name bereits andeutet, leuchtet er intensiv rot, während seine beiden verwandten Spezies hellorange beziehungsweise gelb und purpur gefärbt sind. Ein DNA-Abgleich bestätigte, dass es sich um unterschiedliche Arten handelte – die erste neue Seedrachenspezies, die seit 150 Jahren entdeckt wurde.
Das männliche Exemplar, das Stiller ausfindig gemacht hatte, trug sogar noch Dutzende Jungtiere in seiner Bauchtasche: Seedrachen gehören zu den Seepferdchen, bei denen sich die Männchen um die Brutpflege kümmern. Eine umfangreiche Suche in australischen Museumsbeständen zeigte dann, dass noch mindestens drei weitere Exemplare bislang unbeachtet in den Regalen lagerten – darunter ein Fisch, der vor rund 100 Jahren bei Perth an den Strand geschwemmt worden war. Seedrachen leben normalerweise in relativ flachem Wasser mit Seetangbeständen. Die Färbung der dunkelroten Variante lege allerdings nahe, dass sie in tieferem Wasser vorkommt, wo Rottöne vor dem dunklen Hintergrund tarnen, meint die Biologin. Bislang hat noch niemand ein lebendes Exemplar beobachtet, deshalb wollen die Forscher nun eine Suchexpedition vor die westaustralische Küste organisieren.
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