News: Windige Geschichte
Und dann war es plötzlich soweit, die Ruhe nächtlicher Routine war dahin. Auf den Computerbildern leuchtete mit einem Mal ein heller Streifen, und schnell war klar: Hier rast ein Objekt von der Größe eines Mittelklassewagens direkt auf die Erde zu. Umgehend informierte McMillan das Minor Planet Center (MPC), und immerhin ergab die Auswertung der Flugbahn bald halbwegs Beruhigendes. Die Erde würde wohl glimpflich davon kommen und das unbekannte Objekt in 500 000 Kilometern Entfernung vorbeiziehen lassen.
Schon hatte der Brocken vom MPC den offiziellen Namen 2001-D47 erhalten, als die Daten der weltweit in Alarm versetzten Teleskope einliefen. Während überall die Rechner die weitere Flugbahn vorausberechneten, versuchte man am NASA Jet Propulsion Laboratory, stattdessen die Herkunft des Objekts zu ergründen. Es schien nämlich so, als halte sich 2001-D47 bereits eine ganze Weile in der Gegend auf. Und tatsächlich, der kosmische Wanderer kam nicht von weither, sondern hatte mehrere Umrundungen von Erde und Mond hinter sich. Und mit einiger Wahrscheinlichkeit war auch sein Ende schon absehbar, denn es schien, als ob er am 19. August 2001 dem Mond gefährlich nahe kommen würde.
Nun wurden die Forscher bald skeptisch, irgendwie war das nicht die Umlaufbahn eines bislang unbekannten Asteroiden! Lance Benner, der die komplizierten Flugbahnen am NASA Jet Propulsion Laboratory rekonstruiert hatte, schöpfte jedenfalls Verdacht: Dies war auf keinen Fall ein Asteroid. Sie waren da doch nicht einem harmlosen Satelliten auf den Leim gegangen? Kaum gedacht, meldete sich Jonathan McDowell zu Wort, Astronom am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und ausgebuffter Kenner der Raumfahrtgeschichte. Für ihn war rasch klar, worum es sich handelte - und 2001-D47 war fortan nicht mehr 2001-D47, sondern das WIND spacecraft, das seit 1994 auf waghalsigen Bahnen um Erde und Sonne kreist und die Sonnenwinde studiert.
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