Direkt zum Inhalt

Ethologie: Winkerkrabben schummeln mit falschen Scheren

Erfolgreicher Angeber
Gehandikapte Männchen der Winkerkrabbe Uca mjoebergi täuschen ihre Rivalen, indem sie überragende Kampfeskraft vorgaukeln. Simon Lailvaux von der University of New South Wales beobachtete Tiere, die nach dem Verlust der zum Imponieren und zum Kampf benutzten Schere schnell Ersatz produzieren. Diese Ersatzscheren sind im Kampf zwar so gut wie unbrauchbar, äußerlich aber vom Original nicht zu unterscheiden, weswegen mit ihnen weiterhin Weibchen angelockt und Konkurrenten abgeschreckt werden können.

Erfolgreicher Angeber | Wenn männliche Winkerkrabben (Uca mjoebergi) im Kampf ihre Schere verlieren, wächst ihnen ein günstiger, zahnloser Ersatz nach. Rivalen lassen sich von dieser Fälschung häufig beeindrucken und suchen widerstandslos das Weite. Nur in tatsächlichen Gefechten gereicht den Winkerkrabben der Schwindel zum Nachteil, da die Kopien schwächer als normale Scheren sind.
Scheren identisch nachwachsen zu lassen ist kostspielig, weswegen Uca mjoebergi stattdessen ein günstigeres Nachfolgemodell produziert, das leichter und zahnlos ist. Rivalen können den Unterschied nicht erkennen, wodurch die falschen Scheren unzutreffende Signale des Leistungsvermögens geben. Kommt es allerdings zum Kampf, fliegt der Bluff auf.

Signale wie die Scherengröße dienen in der Natur dazu, Männchen den tatsächlichen Kampf mit Artgenossen zu ersparen, der kräftezehrend und eventuell sogar tödlich sein kann. Nebenbuhler schätzen sich vor einer Auseinandersetzung ab, das Individuum mit der größeren Schere trägt den Sieg deshalb oft kampflos davon.

Die Scherengröße gibt einen Eindruck von der Stärke des Männchens und davon, wie gut es sich bei der Verteidigung seines Fraßganges festklammern kann. Der Verlierer einer Auseinandersetzung wird aus seinem Wohnloch gezogen und muss das Weite suchen. (mh)
  • Quellen
Lailvaux, S. et al.: Dishonest signalling of fighting ability and multiple performance traits in the fiddler crab Uca mjoebergi. In: Functional Ecology 10.1111/j.1365–2435.2008.01501.x, 2008.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.