Asteroid 2024 PT5: Die Erde wird kurzzeitig von einem zweiten Mond begleitet
Die Erde hat aktuell einen geheimnisvollen Besucher aus den Tiefen des Weltraums – aber er wird nicht lange bleiben.
Das 10 Meter große Objekt mit der Bezeichnung »2024 PT5« wurde erstmals am 7. August 2024 mit einem Teleskop in Südafrika gesichtet, als es sich der Erde bis auf etwa eine halbe Million Kilometer näherte. Es scheint ein relativ gewöhnlicher Asteroid zu sein – ein Mitglied der Arjuna-Familie, die unserem Planeten um die Sonne folgt. Aber 2024 PT5 sticht heraus: Am 29. September war dieser kleine Felsbrocken nur noch etwa 1,5 Millionen Kilometer von uns entfernt und wurde durch die Schwerkraft der Erde eingefangen. So wurde der Asteroid zu einem Satelliten unseres Planeten, einem so genanntem Minimond.
Diese Rolle nimmt er jedoch nur kurz ein. Der interplanetarische Besucher wird nicht einmal Zeit haben, die Erde vollständig zu umrunden. Am 25. November 2024 wird die Anziehungskraft der Sonne diejenige der Erde überwinden – und der Minimond wird zum Rest seiner Arjuna-Verwandten in seine normale heliozentrische Umlaufbahn zurückkehren.
Ein einfaches Hobbyteleskop wird leider nicht ausreichen, um einen Blick auf unseren vorübergehenden Gast zu erhaschen. Der Minimond ist zu klein und leuchtet zu schwach. Carlos de la Fuente Marcos, einer der Entdecker von 2024 PT5 und Astronom an der spanischen Universidad Complutense de Madrid, erklärte gegenüber Space.com, dass man ein Teleskop mit einem Durchmesser von mindestens 76 Zentimeter zusammen mit einem digitalen Detektor benötigt, um das Objekt zu erfassen.
Doch es wird nicht der letzte Besuch von 2024 PT5 bleiben. 21 Tage lang werteten Fachleute 122 Messungen seiner Umlaufbahn aus und schließen daraus, dass der Asteroid die Erde voraussichtlich im Jahr 2055 wieder vorübergehend als Minimond begleiten wird. Wenn man die Umlaufbahn von 2024 PT5 zurückverfolgt, zeigt sich, dass das Objekt bereits 1960 kurzzeitig zu einem Minimond wurde – doch das hatte damals niemand bemerkt.
Minimonde sind nicht selten
Tatsächlich kommen Minimonde recht häufig vor. Fuente Marcos und sein Bruder Raúl de la Fuente Marcos, ebenfalls von der Universidad Complutense de Madrid, erklären in ihrer Facharbeit zu 2024 PT5, dass bisher vier weitere Minimonde bestätigt wurden: 1991 VG, 2022 NX1, 2006 RH120 und 2020 CD3.
Die ersten beiden Objekte ähneln in gewisser Hinsicht 2024 PT5: Sie wurden kurz von der Erde gefangen, um dann von der Sonne entrissen zu werden – noch bevor sie unseren Planeten vollständig umrunden konnten. Solche Vorbeiflüge von Minimonden kommen vermutlich mehrmals pro Jahrzehnt vor, wobei die meisten bisher unentdeckt blieben. Die letzten beiden gemeldeten Minimonde sind hingegen seltener, dafür ist ihr Besuch aber von längerer Dauer: Sie verweilen mindestens ein Jahr lang als Satelliten der Erde und umkreisen unseren Planeten mehr als einmal. Diese »Orbiter«-Varianten tauchen weniger als zehnmal pro Jahrhundert auf.
In der Vergangenheit gab es Spekulationen darüber, ob einige dieser Objekte künstlicher Natur sein könnten. Und tatsächlich ist dies manchmal der Fall: Ein vor vier Jahren entdeckter Minimond-Kandidat 2020 SO entpuppte sich als ausgediente Oberstufe einer Rakete, die zur 1966 gestarteten Surveyor-2-Mondmission der NASA gehörte. Eine Zeit lang wurde vermutet, dass es sich auch bei 1991 VG um Weltraumschrott handelt – oder um eine die Erde überfliegende außerirdische Sonde. Aber spätere Beobachtungen sowie Untersuchungen der Brüder de la Fuente Marcos legen nahe, dass dieser Minimond natürlichen Ursprungs ist.
Solche natürlichen Minimonde sind für die Forschung interessant, da sie dank ihrer Nähe und geringen Relativgeschwindigkeit von der Erde aus leicht erreichbar sind. Und wer weiß: Vielleicht können wir ja künftig einen Blick auf die Oberfläche von 2024 PT5 werfen, falls der Asteroid von einer Raumsonde besucht wird.
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