News: Wir basteln ein Prion
Demgegenüber steht die Hypothese, daß ein anderes Agens – mit einer DNA oder RNA als Erbinformation – für die Deformierung der Prionen verantwortlich zeichnet. Das würde bedeuten, daß ein Virus oder ein bislang nicht bekannter Mikroorganismus hinter der ansteckenden und verheerenden Formwandlung steckt. In jedem Falle schreitet die Verformung der körpereigenen Prionen von Zelle zu Zelle voran, breitet sich also immer weiter aus, bis das Opfer der Erkrankung erliegt.
Dafür, daß alleine die deformierten Prionen ansteckend sind, gibt es jetzt deutliche Hinweise: Susan Lindquist und Liming Li, von der University of Chicago kombinierten eine Untereinheit eines Hefe-Prions mit einem Säugetierprotein und infizierten mit diesem Konstrukt Hefezellen. Das Hybrid-Protein funktionierte wie das natürliche Protein in einer Säugetierzelle. Lindquist und Li konnten diese Funktionalität allerdings ausschalten, indem sie die Form des Prionen-Anteils durch Zugabe krankmachender Prionen in den verklumpenden Zustand überführten. Diese "Erkrankung" wurde sogar bei der Zellteilung der Hefen auf die Nachkommenschaft weitergegeben.
Die Forscherinnen aus Chicago sehen in ihren Ergebnissen den Beweis dafür, daß Prionen alleine infektiös sind – zumindest in Hefe. Kritiker wenden ein, daß dieses Hefe-Modell kaum Gemeinsamkeiten mit der Situation in Säugetierzellen habe, geschweigen denn mit einer infektiösen Erkrankung eines Säugetiers. Trotzdem ist das geschilderte Experiment vielleicht doch geeignet, um zur Klärung der Debatte um die infektiösen Eiweiße beizutragen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 2.1.1998
Die Übertragung von Prionen-Krankheiten - Spektrum Ticker vom 21.1.2000
Proteine prägen Proteine
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 1.10.1998
"Ein neuer Prionentest"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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