Beobachtungstipp: Gibt es diesmal einen Weihnachtskometen?
»Kometen sind wie Katzen: Sie haben Schwänze und machen genau das, was sie wollen«, dieser Spruch des kanadischen Astronomen David Levy gilt auch für 46P/Wirtanen. Astronomen können die Bahnen der Schweifsterne um die Sonne zwar präzise berechnen und wissen daher genau, wann ein Komet der Sonne und der Erde am nächsten steht. Wie hell er aber exakt wird und wie auffällig sein Schweif erscheint, ist aber notorisch schwierig vorauszusagen.
Der Komet 46P (entdeckt durch den Astronomen Carl Wirtanen im Jahr 1948) gehört zur so genannten Jupiter-Familie. Seine Bahn führt ihn hinaus bis zur Bahn des größten Planeten des Sonnensystems. Zwei nahe Begegnungen mit Jupiter veränderten seinen Orbit, so dass er nun in 5,5 statt ursprünglich 6,6 Jahren um die Sonne kreist und dieser auch näherkommt. Dadurch wird der Komet heller als je zuvor: Je näher er der Sonne kommt, desto mehr erhitzt sich seine Oberfläche; Wasser und andere flüchtige Substanzen brechen aus ihr heraus und erzeugen seine ausgedehnte Atmosphäre (die Koma) und den Schweif. Der Kometenkern selbst ist nur 500 Meter groß und nicht sichtbar.
Die beste Passage seit Langem
Die Sonnenpassage 2018 ist von der Erde aus ideal zu beobachten, denn sie findet aus unserer Sicht am dunklen Nachthimmel statt. 46P/Wirtanen war seit seiner Entdeckung noch nie so gut zu sehen wie jetzt! Was aber wissen wir über die unmittelbare Zukunft des Kometen, und was ist Spekulation?
Fest steht, dass Wirtanen am 12. Dezember 2018 den sonnennächsten Punkt seiner Bahn erreicht, das Perihel. Nur vier Tage später, am 16. Dezember, steht er der Erde besonders nahe. 11,6 Millionen Kilometer trennen uns an diesem Tag von dem Kometen, das entspricht dem 30-Fachen der Distanz Erde-Mond. Nur neun Kometen sind seit 1950 der Erde nähergekommen. Auch der Verlauf der Bahn am Himmel ist genau bekannt.
Unsicher ist jedoch, wie hell er wird: Prognosen gehen davon aus, dass er Mitte Dezember etwa 4 mag hell werden könnte. Das entspricht in etwa der Helligkeit der schwächeren Sterne in den Sternbildern Großer und Kleiner Bär, die bei uns bei einigermaßen dunklem Himmel mit bloßem Auge zu sehen sind. Allerdings ist ein Komet kein punktförmiges Objekt wie ein Stern. Ende November hatte Wirtanen 5,5 mag erreicht und erschien auf Fotografien ungefähr so groß wie der Vollmond. Er war nur unter einem extrem dunklen Himmel mit dem bloßen Auge zu erkennen. Je näher er der Erde kommt, desto größer erscheint er. Seine Helligkeit verteilt sich also auf eine immer größere Fläche am Himmel.
Völlig offen ist, wie groß und wie ausgeprägt sein Schweif wird. Ende November ließ sich der Schweif nur auf lang belichteten Fotografien erkennen. Das kann sich im Dezember ändern, voraussagen lässt es sich nicht. Um Wirtanen im Dezember zu sehen, ist Dunkelheit das A und O: Ist der Nachthimmel durch Mond oder Lichtverschmutzung aufgehellt, dann »ertrinkt« die ausgedehnte Koma des Kometen im Hintergrundlicht.
Um 46P/Wirtanen zu sehen, sind folgende Tipps wertvoll:
- Beobachten Sie nur, wenn die Dämmerung vorbei ist und der Mond nicht am Himmel steht. Anfang Dezember stört der Mond kaum – Neumond ist am 7. Während der Erdannäherung Mitte Dezember ist die Zeit nach Mitternacht zu bevorzugen, da der zunehmende Mond am Abendhimmel steht. Zum Monatsende nach Vollmond können die Abendstunden genutzt werden.
- Suchen Sie einen möglichst dunklen Ort ohne direktes Licht auf. Der Himmel sollte am besten dunkel sein, vor allem in Richtung Süden. Wenn Sie in der Nähe einer Stadt beobachten, achten Sie deshalb darauf, das die Stadtlichter nördlich von Ihnen sind.
- Lassen Sie Ihre Augen sich wenigstens 15, besser 30 Minuten an die Dunkelheit gewöhnen und vermeiden Sie es dabei, in helle Lichtquellen wie Smartphones zu blicken.
- Nehmen Sie ein Fernglas oder ein Teleskop zu Hilfe. Jedes Modell eignet sich.
- Wenn Sie den Kometen fotografieren wollen, verwenden Sie ein Stativ. Stellen Sie an Ihrer Kamera eine Belichtungszeit von etwa 30 Sekunden ein, verwenden Sie eine offene Blende und einen hohen ISO-Wert. Besser noch: Führen Sie die Kamera der Erddrehung nach. Gute Ergebnisse erzielt man zum Beispiel mit einem 200-Millimeter-Teleobjektiv, Blende f/2,8-f/4, ISO 1600 und 30 Sekunden bis 2 Minuten Belichtungszeit bei nachgeführter Kamera. Belichten Sie nicht zu lange: Der Komet bewegt sich innerhalb weniger Minuten relativ zu den Sternen merklich weiter!
Viel Erfolg bei der Kometenbeobachtung – und denken Sie daran: Überraschungen sind immer möglich!
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