News: Wirksame Werte
Brasilien verliert jährlich eine Milliarde Euro durch Biopiraterie, Patente auf Weizen gefährden den traditionellen Anbau in Indien, Pharmafirmen verdienen an Medikamenten aus tropischen Pflanzen, deren Herkunftsländer leer ausgehen. Geht es auch anders?
Viele der ärmsten Staaten unseres Planeten sind unschätzbar reich – gemessen in der biologischen Währung namens Artenvielfalt. Dieser Reichtum wurde allerdings lange Zeit nicht gewürdigt, im Gegenteil: Gerechnet wurde in Anbauflächen und Erträgen für den Weltmarkt, Baum um Baum fiel der Säge oder dem Feuer zum Opfer. Erst allmählich erkannten die Pharmafirmen der Industrienationen und auch die Regierungen der betroffenen Staaten, welchen natürlichen Schatz sie dabei verloren – einen Schatz von chemischen Inhaltsstoffen, die sich wirksam gegen eine ganze Palette menschlicher Plagen und Leiden zeigen und deren Nutzung die Kassen klingeln lässt.
Doch klingeln die richtigen Kassen? Bisher verdienen vor allem die ausländischen Firmen an den Medikamenten, die sie aus den pflanzlichen Inhaltsstoffen entwickelt haben. Oft genug waren sie dabei im ersten Schritt auf das alte Wissen der Einheimischen angewiesen. "Ethnobotanik" nennt sich diese Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und indigenen Gruppen – doch häufig wird der Vorwurf laut, dass es zu wahrer "Biopiraterie" kam, bei der das Knowhow im Herkunftsland skrupellos ausgebeutet werde. So kritisieren viele Nichtregierungsorganisationen, dass einige Pharmafirmen Millionen mit Herz- oder Krebsmedikamenten verdienen, die sie aus tropischen Pflanzenextrakten entwickelt haben, während die Herkunftsländer jener grünen Kassenfüller keinen Cent davon sehen.
Dabei wären gerade solche Einnahmen ein wichtiges Instrument, den gefährdeten Wäldern einen ökonomischen Wert zu verleihen – und sie damit gleichzeitig auch schützenswert zu machen. Bisher gibt es nur wenige Beispiele für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von ausländischen Firmen oder Institutionen und den Regierungen und Menschen vor Ort zum Schutz der wertvollen natürlichen Güter. Eines davon ist das fünfjährige Projekt der International Cooperative Biodiversity Groups, finanziert und unterstützt von der Regierung und mehreren staatlichen Einrichtungen und Universitäten der USA.
Ziel des Projektes ist, in Panama nach Pflanzen zu suchen, die von medizinischem Interesse sein könnten – und das in enger Zusammenarbeit mit Panamaern. Doch die Wissenschaftler gingen noch weiter: Auch die nächsten Schritte wurden im Land durchgeführt – von den grundlegenden Laborarbeiten wie dem Aufreinigen und Identifizieren der Substanzen sowie ihrer Synthese bis hin zu den ersten Tests an Zellkulturen oder Versuchstieren beziehungsweise Erregern oder Parasiten. Sechs Labors mit einheimischen Angestellten, Studenten und Wissenschaftlern wurden so im Laufe der Jahre aufgebaut; der letzte Erfolg ist ein vorläufiges Patent auf drei aufgespürte Alkaloide, die sich als höchst wirksam gegen Leishmania-Parasiten erwiesen.
Nebenbei stellten die Wissenschaftler fest, dass besonders junge Blätter von im Schatten wachsenden Arten am ergiebigsten für die medizinische Forschung sind: Da ihr Verlust für die Pflanze am schwersten wiegt, sind sie mit einem reichen Arsenal an Abwehrstoffen ausgestattet, die in älteren Blättern zum großen Teil wieder verloren gehen. Und gerade diese Stoffe sind es, die in der Medizin häufig ein Anwendungsgebiet finden – so könnte das Ergebnis dazu beitragen, die Suche nach weiteren interessanten Substanzen zukünftig noch effizienter zu gestalten.
Doch warum sollten sich Firmen darauf einlassen, die grundlegende Forschung in Labors vor Ort zu finanzieren, statt sie im eigenen Hause durchzuführen? Sie könnten Kosten sparen, meint Tom Kursar, Mitinitiator des Projektes. Denn viele der großen Pharmaunternehmen arbeiten mit einer Reihe von kleineren Firmen überall auf der Welt zusammen. Wenn die entsprechende Forschung dann statt in einem anderen Industrieland direkt im Herkunftsgebiet der Pflanzen gemacht werden könnte, wäre das eventuell günstiger. Bei den geschätzt 23 bis 37 Milliarden Euro, welche die Pharmaforschung jährlich in die Medikamentenentwicklung investiert, könnte es durchaus von Interesse sein, wenn ein Drittel der Arbeit zukünftig in den Entwicklungsländern stattfinden würde, erklärt Kursar.
Der Vorteil für die Heimatländer der grünen Apotheken liegt auf der Hand: Sie müssen nicht mehr jahrelang warten, ob überhaupt etwas für sie herausspringt, sondern haben vom "Bioschürfen" einen direkten Nutzen in Form von Arbeitsplätzen und Forschungsfianzierungen. Das macht es sehr viel einleuchtender und lohnender, diese wertvollen Wälder zu schützen. Denn wer sägt schon den Ast ab, auf dem er sitzt, wenn er sogar mit dessen Blättern noch Geld verdienen kann?
Doch klingeln die richtigen Kassen? Bisher verdienen vor allem die ausländischen Firmen an den Medikamenten, die sie aus den pflanzlichen Inhaltsstoffen entwickelt haben. Oft genug waren sie dabei im ersten Schritt auf das alte Wissen der Einheimischen angewiesen. "Ethnobotanik" nennt sich diese Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und indigenen Gruppen – doch häufig wird der Vorwurf laut, dass es zu wahrer "Biopiraterie" kam, bei der das Knowhow im Herkunftsland skrupellos ausgebeutet werde. So kritisieren viele Nichtregierungsorganisationen, dass einige Pharmafirmen Millionen mit Herz- oder Krebsmedikamenten verdienen, die sie aus tropischen Pflanzenextrakten entwickelt haben, während die Herkunftsländer jener grünen Kassenfüller keinen Cent davon sehen.
Dabei wären gerade solche Einnahmen ein wichtiges Instrument, den gefährdeten Wäldern einen ökonomischen Wert zu verleihen – und sie damit gleichzeitig auch schützenswert zu machen. Bisher gibt es nur wenige Beispiele für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von ausländischen Firmen oder Institutionen und den Regierungen und Menschen vor Ort zum Schutz der wertvollen natürlichen Güter. Eines davon ist das fünfjährige Projekt der International Cooperative Biodiversity Groups, finanziert und unterstützt von der Regierung und mehreren staatlichen Einrichtungen und Universitäten der USA.
Ziel des Projektes ist, in Panama nach Pflanzen zu suchen, die von medizinischem Interesse sein könnten – und das in enger Zusammenarbeit mit Panamaern. Doch die Wissenschaftler gingen noch weiter: Auch die nächsten Schritte wurden im Land durchgeführt – von den grundlegenden Laborarbeiten wie dem Aufreinigen und Identifizieren der Substanzen sowie ihrer Synthese bis hin zu den ersten Tests an Zellkulturen oder Versuchstieren beziehungsweise Erregern oder Parasiten. Sechs Labors mit einheimischen Angestellten, Studenten und Wissenschaftlern wurden so im Laufe der Jahre aufgebaut; der letzte Erfolg ist ein vorläufiges Patent auf drei aufgespürte Alkaloide, die sich als höchst wirksam gegen Leishmania-Parasiten erwiesen.
Nebenbei stellten die Wissenschaftler fest, dass besonders junge Blätter von im Schatten wachsenden Arten am ergiebigsten für die medizinische Forschung sind: Da ihr Verlust für die Pflanze am schwersten wiegt, sind sie mit einem reichen Arsenal an Abwehrstoffen ausgestattet, die in älteren Blättern zum großen Teil wieder verloren gehen. Und gerade diese Stoffe sind es, die in der Medizin häufig ein Anwendungsgebiet finden – so könnte das Ergebnis dazu beitragen, die Suche nach weiteren interessanten Substanzen zukünftig noch effizienter zu gestalten.
Doch warum sollten sich Firmen darauf einlassen, die grundlegende Forschung in Labors vor Ort zu finanzieren, statt sie im eigenen Hause durchzuführen? Sie könnten Kosten sparen, meint Tom Kursar, Mitinitiator des Projektes. Denn viele der großen Pharmaunternehmen arbeiten mit einer Reihe von kleineren Firmen überall auf der Welt zusammen. Wenn die entsprechende Forschung dann statt in einem anderen Industrieland direkt im Herkunftsgebiet der Pflanzen gemacht werden könnte, wäre das eventuell günstiger. Bei den geschätzt 23 bis 37 Milliarden Euro, welche die Pharmaforschung jährlich in die Medikamentenentwicklung investiert, könnte es durchaus von Interesse sein, wenn ein Drittel der Arbeit zukünftig in den Entwicklungsländern stattfinden würde, erklärt Kursar.
Der Vorteil für die Heimatländer der grünen Apotheken liegt auf der Hand: Sie müssen nicht mehr jahrelang warten, ob überhaupt etwas für sie herausspringt, sondern haben vom "Bioschürfen" einen direkten Nutzen in Form von Arbeitsplätzen und Forschungsfianzierungen. Das macht es sehr viel einleuchtender und lohnender, diese wertvollen Wälder zu schützen. Denn wer sägt schon den Ast ab, auf dem er sitzt, wenn er sogar mit dessen Blättern noch Geld verdienen kann?
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