Medikamentenentwicklung: Wirkstoff stört Coronaviren bei der Vermehrung
Seit der Sars-Epidemie im Jahr 2003 kennen Mediziner die Coronaviren als unterschätzte Krankheitserreger. Gegen die Viren, die gerade im Nahen Osten auch für das Atemwegssyndrom (Mers) verantwortlich sind, suchten Mediziner bisher vergebens nach wirksamen Gegenmitteln. Ein internationales Team um Edward Trybala von der schwedischen Universität Göteborg glaubt nun, einen Schritt vorangekommen zu sein: Sie entdeckten die antivirale chemische Verbindung K22 und fanden heraus, wie sie die Vermehrung der Coronaviren in den Wirtszellen blockiert.
Die Forscher hatten zunächst in umfangreichen Reihenuntersuchungen an menschlichen Epithelzellen beobachtet, dass K22 – ein Benzamid – relativ harmlose Coronaviren blockiert, die sonst leichte Erkältungssymptome hervorrufen. Tatsächlich wirkt K22 aber auch auf eine große Bandbreite an Coronaviren, darunter die Erreger von Sars und Mers.
Die Substanz stört dabei die Ausbildung von charakteristischen Vesikelbündeln, die für die Replikation des Virus unerlässlich sind: Coronaviren vermehren sich im Zellplasma ihres Wirts mit Hilfe von Organellmembranen der Wirtszellen, mit denen sie sich spezielle Reaktionsräume zusammenbauen. Dabei errichten die Viren mit Proteinen und der äußeren Membran des rauen endoplasmatischen Retikulums ein Vesikelnetzwerk aus Doppelmembranen, in dem sie die virale Genomreplikation und Transkription in unterschiedlichen Kompartimenten durchführen können. Diese Organisation dient vermutlich dem Schutz der RNA-Synthese vor wirtseigenen Verteidigungsmechanismen gegen das Virus.
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