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Wissenschaftspolitik: Die Forschung im Fokus

Seit der Amtseinführung von Donald Trump erlebt die Wissenschaft in den USA turbulente Tage. Auch die deutsche Forschung bekommt die Folgen bereits zu spüren.
Ein Mikroskop steht im Vordergrund vor einer unscharfen amerikanischen Flagge. Das Bild symbolisiert die Forschung in den USA.
Ende einer Einheit? Jahrzehntelang passten die USA und die Wissenschaft hervorragend zusammen.

Von der ersten Mondlandung über die Entschlüsselung des menschlichen Genoms bis zum Boom der künstlichen Intelligenz – seit Jahrzehnten sind die USA die Wissenschaftsnation Nummer eins. Die Erfolge von US-Forscherinnen und -Forschern sind Legende, was sich auch bei den Nobelpreisen widerspiegelt. Bisher 420 und damit fast die Hälfte aller Preisträgerinnen und Preisträger kommen aus den USA. Großbritannien liegt weit dahinter auf Platz 2. Die Erfolge entstammen einer Wissenschaftslandschaft, die über so viele renommierte Forschungszentren und Universitäten und so große Wissenschaftsbudgets verfügt wie kein anderes Land der Welt. Für viele junge Forscherinnen und Forscher ist es Traum und Ziel, in den USA zu arbeiten.

Doch diese führende Rolle sei in wichtigen Bereichen in Gefahr, seit der neue US-Präsident einen regelrechten Angriff auf die Wissenschaft seines Landes begonnen hat, warnen bedeutende Vertreter der US-Wissenschaft. Donald Trump hat nicht nur einen Impfskeptiker zum Chef der Gesundheitsbehörden und einen Fossil-Manager zum Energieminister gemacht, er lässt auch dem von Republikanern und Verschwörungstheoretikern angefeindeten früheren Corona-Berater Anthony Fauci den Personenschutz entziehen, Maulkörbe gegen Umweltforscher verhängen und Kürzungen in Höhe von vielen Milliarden US-Dollar durchsetzen. »Das ist ein sicherer Weg, um lebensrettende Forschung und Innovation zu lähmen«, warnt Matt Owens, Präsident des Council on Governmental Relations (COGR), einer Vereinigung von 220 großen US-amerikanischen Forschungseinrichtungen.

Auch in Deutschland, einem wichtigen akademischen Partnerland der USA, wachsen die Sorgen. Das Alfred-Wegener-Institut (AWI), Deutschlands größtes Zentrum für Meeres- und Polarforschung, teilte auf Anfrage mit, dass man in den USA »fundamentale Eingriffe in die Forschungsprozesse« beobachte. Trump sende »Signale der Einschüchterung« in die wissenschaftlichen Institute des Landes, sagte Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, dem »Spiegel«. Cramer sieht allerdings auch neue Chancen für den Wissenschaftsstandort Deutschland.

Schon in seiner ersten Amtszeit von 2016 bis 2020 brachte Trump die Wissenschaft gegen sich auf. Noch gut in Erinnerung sind seine Empfehlungen, dass Licht, Bleiche oder ein Entwurmungsmittel gegen Coronaviren helfen würden. Doch die von ihm angesetzten Mittelkürzungen machte der Kongress direkt wieder rückgängig, erhöhte die Budgets sogar. Im Wahlkampf 2024 ging Trumps Mitstreiter, der heutige Vizepräsident J. D. Vance, bei seinen Reden dann erneut auf Kurs gegen die Wissenschaft. Vance brachte in seinen Wahlkampfreden mehrfach ein Zitat von Richard Nixon, dem zufolge »die Professoren die Feinde sind«. Obwohl er selbst an der Eliteuniversität Yale studiert hat, stimmte Vance zudem in Slogans ein, die speziell Klimaforscher als Teil eines verteufelten »deep state« und als verachtungswürdige »Elite« darstellen.

Erste Schockwelle in Richtung Academia

Eine Woche nach seiner Amtseinführung am 20. Januar begann Trump, Ernst zu machen und die Wissenschaft seine Antipathie spüren zu lassen. Per Erlass wies er die Bundesbediensteten an, alle Zahlungen von Zuschüssen und sonstigen finanziellen Verpflichtungen vorerst einzustellen – auch solche an Wissenschaftseinrichtungen. Zwar kassierte ein Gericht diese Entscheidung wenige Tage später wieder ein, doch die gewünschte Schockwelle war schon unterwegs. Forscherinnen und Forscher begannen um ihre Projekte und um die Lohnzahlungen an ihre Mitarbeiter zu bangen.

Ein Mann in braunem Sakko und weißem Hemd spricht auf einer Bühne. Im Hintergrund ist ein rundes Logo mit der Aufschrift »ACC Summit« zu sehen. Der Mann gestikuliert mit den Händen, während er spricht. Die Umgebung besteht aus Holzwänden, die eine rustikale Atmosphäre schaffen.
Chris Wright | Der CEO von Liberty Energy, einem großen Fracking-Unternehmen, im Januar 2025 bei einer Veranstaltung der American Conservation Coalition (ACC). Die konservative Organisation setzt sich nach eigenen Angaben für eine »bessere Umweltbewegung für alle Amerikaner« ein. Seit dem 4. Februar 2025 ist Wright Energieminister der USA.

Als Nächstes zwang die Trump-Regierung die National Science Foundation, die 2024 mit neun Milliarden US-Dollar Grundlagenforschung gefördert hat, mit einem Screening all ihrer Projekte zu beginnen. Dabei muss eine Liste von Schlüsselbegriffen eingesetzt werden, die Forschungsvorhaben verdächtig machen, weil sie mit »DEI« zu tun haben – »diversity, equity and inclusion« –, den von den Republikanern bekämpften Zielen von Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion. Zu den mehr als 40 Suchbegriffen zählen »Antirassismus«, »Gender« und »multikulturell« sowie »männerdominiert« und »Ungleichheit«, ja sogar »Frauen«. Tauchen diese Wörter in Forschungsanträgen auf, werden diese einer besonders strengen Nachprüfung unterzogen und im Zweifelsfall terminiert.

Streit um Overhead-Kosten

Schnell gerieten auch die direkt dem neuen Gesundheitsminister Robert Kennedy Junior unterstellten National Institutes of Health (NIH) ins Visier der Regierung. Zu den NIH zählen so bekannte Institute wie das National Cancer Institute, das National Institute of Allergy and Infectious Diseases und das National Institute of Mental Health. Die NIH-Budgets für Forschungsförderung beliefen sich zuletzt auf 35 Milliarden US-Dollar jährlich. Am 7. Februar wies die Trump-Regierung die NIH an, davon mindestens vier Milliarden US-Dollar einzusparen. Ansatzpunkte sind die so genannten »overheads«, Aufschläge auf die eigentlichen Forschungskosten in Höhe von zuletzt neun Milliarden Euro, die für die Verwaltung und das Projektmanagement von Forschungsvorhaben fließen. Elon Musk und sein Spezialkommando für »Regierungseffizienz« wittern hier Verschwendung. Sie wollen nun durchsetzen, den »overhead« von durchschnittlich 25 Prozent auf maximal 15 Prozent abzusenken.

An Universitäten und Spitzenforschungszentren wie dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) wird dies harte Einschnitte etwa bei biowissenschaftlichen Projekten bedeuten, warnt Maria Zuber, Beraterin des MIT-Präsidenten für Wissenschafts- und Technologiepolitik, in der »Washington Post«. »Ich gehe davon aus, dass dies dazu führen wird, dass einige Universitäten es sich nicht mehr leisten können, Bundeszuschüsse für die Biowissenschaften anzunehmen«, sagte Zuber und fügte hinzu: »Ich kann nicht verstehen, wie dies den Amerikanern nützen soll.« »Die Erstattung von Verwaltungsausgaben ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesamtkosten für Forschung von Weltklasse«, erklärte auch COGR-Präsident Matthew Owens. Und: Die Konkurrenten der USA in der Biomedizin würden sich »über diese selbst zugefügten Wunden freuen«.

Die »Drill, baby, drill«-Energiepolitik nimmt Fahrt auf

Große Sorgen machen sich die US-Forscherinnen und -Forscher auch in den Bereichen Klima, Energie und Umwelt. Die Politik der US-Regierung verantworten jetzt mit Chris Wright als Energieminister der bisherige CEO einer der größten Fracking-Firmen des Landes und mit Lee Zeldin als Chef der US-Umweltbehörde EPA ein eingefleischter Trump-Getreuer. Bei den Anhörungen im Kongress leugneten die beiden zwar nicht, dass es den Klimawandel gibt, stellten sich aber in den Dienst des Mottos »Drill, baby, drill« des neuen Präsidenten, also des Plans, die Förderung fossiler Energieträger in den USA künftig massiv auszuweiten und andere Länder zum Kauf zu zwingen, zum Beispiel mit Zöllen.

»Viele Menschen fürchten, den Zugriff auf Daten der staatlichen US-Klimaforschung zu verlieren«Katharine Hayhoe, Klimaforscherin

Den Weltklimavertrag von Paris hat Trump bereits aufgekündigt – nun lässt er Regierungsagenturen wie die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) auf Linie bringen. Noch kann man auf deren Website eine Mitteilung vom 10. Januar lesen, dass 2024 das weltweit wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen war. Doch zumindest zeitweise waren Webseiten der NOAA mit Klimabezug schon offline. Die Forscherinnen und Forscher der NOAA, die bisher in der globalen Klimaforschung eine zentrale Rolle eingenommen haben, sorgen sich insbesondere um ihre Datenbanken und Informationsportale. »Viele Menschen fürchten, den Zugriff auf Daten der staatlichen US-Klimaforschung zu verlieren, die möglicherweise offline gehen oder bereits offline sind«, sagt Klimaforscherin Katharine Hayhoe von der Texas Tech University, die zugleich Chefwissenschaftlerin der Umweltorganisation Nature Conservancy ist. Sie hält koordinierte Vorhaben etwa an den Universitäten Harvard und Stanford, Datenbanken aus den ganzen USA zu sichern, jetzt für dringend geboten. Für zusätzliche Unruhe sorgten Berichte, denen zufolge den Wissenschaftlern der NOAA auch in Bereichen wie der Fischerei bis auf Weiteres internationale Kooperationen und sogar Telefongespräche mit ausländischen Kolleginnen und Kollegen untersagt sind.

Am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven teilt man die Angst um die Zukunft der US-Klimaforschung. »Es herrscht eine große Verunsicherung, und es sind Restriktionen von US-amerikanischer Seite zu erwarten«, erklärt das Institut. Es gebe bereits einen »Rückzug von US-Forschenden aus internationalen Kooperationen mit Verweis auf die neue Administration«. Dabei sei globale Zusammenarbeit für die internationale Polar- und Klimaforschungsgemeinschaft essenziell. Für eine abschließende Bewertung spezifischer Auswirkungen auf Infrastrukturen, Datenflüsse und internationale Ziele wie die Entwicklung der Konzepte von Forschungsmissionen und geteilten Infrastrukturen sei es derzeit aber noch zu früh.

Als Vertreter des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) mit Sitz in New York beobachtet Christian Strowa die Geschehnisse aus nächster Nähe. Auch er nimmt eine »große Verunsicherung« wahr. Hoffnung macht ihm, dass Gerichte Trumps Pläne bereits durchkreuzen. »Das Allermeiste, was durch die Regierung Trump bislang angeordnet wurde, steht auf keinem soliden juristischen Fundament und ist nicht durch den Kongress verabschiedet worden«, sagt er. Zudem wachse der »koordinierte Widerstand« an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen wie auch bei Bundesstaaten wie Kalifornien und bei den Demokraten, die nun einen überparteilichen »Scientific Integrity Act« vorgelegt haben, um die Wissenschaft der USA vor Übergriffen zu schützen.

Angebote und Hilfsaktionen aus dem Ausland, Terabyte an Daten eine Exilheimat zu geben, können die Probleme höchstens lindern

Doch allen ist klar: Legt es das Weiße Haus am Ende wirklich darauf an, Datenbanken zu löschen oder tiefgefrorene Eisproben zu zerstören, ist der potenzielle Schaden immens, vielleicht sogar irreparabel. Angebote und Hilfsaktionen aus dem Ausland, Terabyte an Daten eine Exilheimat zu geben, können die Probleme höchstens lindern. Mit der Kampfansage an DEI – also jene Gleichberechtigungsinitiativen, die an den meisten Hochschulen in den vergangenen Jahren prägend für Auswahl- und Anstellungsverfahren sowie Regeln für den Umgang zwischen akademischem Personal und Studierenden waren – hat Trump ein zusätzliches Druckmittel an der Hand. Wer DEI nicht beendet, läuft als Institution Gefahr, seine gesamten Bundeszuschüsse zu verlieren. Der renommierte Historiker Timothy Snyder von der Yale University warnt vor diesem Hintergrund bereits vor »vorauseilendem Gehorsam«.

Wie breit angelegt der Angriff auf die US-Wissenschaft ist, zeigt sich auch in der Entwicklungshilfe. Die Regierungsagentur USAID sah es bisher als ihre Aufgabe an, weltweit moderne Medikamente etwa gegen HIV zu verteilen und zudem Impfkampagnen durchzuführen – zwei Tätigkeiten, die Pharma- und Impfskeptikern wie dem neuen Gesundheitsminister ein Dorn im Auge sind. Inzwischen ist USAID praktisch handlungsunfähig, weil Trumps Sonderbeauftragter Elon Musk die weltweit rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Zwangsurlaub geschickt hat und nur noch 300 Menschen als Belegschaft übrig sind. Musk ging dabei so radikal vor, dass Kritiker von einem »Staatsstreich« und einer Verfassungskrise sprechen. Denn eigentlich ist nur der US-Kongress dazu befugt, Regierungsagenturen abzuschaffen oder ihre Budgets derart drastisch zu kürzen. Leidtragende der Aktionen des reichsten Mannes der Welt sind Millionen der ärmsten Menschen rund um den Globus, deren Gesundheit bisher von Medikamenten und Impfstoffen aus den USA abhing.

Wie es mit der US-Wissenschaftspolitik weitergeht, ist offen – für Optimismus gibt es wenig Anlass. Einige Forschungsstrategen versuchen sich damit zu trösten, dass Trump auch in seiner letzten Amtszeit angekündigte Kürzungen nicht wirklich umsetzen konnte. Doch damals war der Überraschungssieger der Präsidentschaftswahl schlecht auf das Regieren vorbereitet. Jetzt hatte er Jahre Zeit, mit einem Heer von Beratern einen Masterplan auszuarbeiten – mit dem Ziel, den Regierungsapparat drastisch zu verkleinern und auf seine eigenen Ziele einzuschwören, stets verbunden mit einer aggressiven Kampfansage an den »deep state« und »die Eliten«. Da ist es wahrscheinlich, dass es mit der Strategie von »shock and awe« weitergehen wird. Elon Musks unternehmerische Taktik, bestehende Strukturen im Zweifelsfall einfach kaputt zu machen, um dadurch zu ermitteln, was fehlt und wirklich benötigt wird, könnte in einer über Jahrzehnte gewachsenen Wissenschaftslandschaft großen Flurschaden erzeugen.

Rückenwind für die KI-Industrie

In einem Bereich von Wissenschaft und Technik bläst Trump jedoch zum Aufbruch: Sein Schulterschluss mit den mächtigen Chefs von Meta, Google, OpenAI, Oracle und anderen IT-Konzernen im Bereich der künstlichen Intelligenz spiegelt wider, dass er sich von dieser Technologie sehr viel Nützliches – und vor allem Wirtschaftswachstum – erwartet, während er alles, was mit Klimaschutz zu tun hat, als Wachstumshemmnis sieht.

In Deutschland versuchen die führenden Wissenschaftsorganisationen und ihre Repräsentanten noch, sich einen Reim auf die rasante Abfolge der Ereignisse seit dem 20. Januar 2025 zu machen. Das Bundesforschungsministerium hebt auf Anfrage hervor, wie wichtig die USA als Forschungspartner seien. Es gebe laut aktuellem Hochschulkompass knapp 2300 Kooperationen zwischen 238 deutschen und 657 US-amerikanischen Hochschulen. Seit 2020 habe das BMBF Projekte mit 31 Millionen Euro gefördert. Zu den wichtigen Kooperationen gehören auch Weltraummissionen, wie etwa die Klima- und Umweltmessungen des Satellitentandems GRACE-C. Erst im Frühjahr 2024 hatten die Ampelkoalition und die Regierung Biden eine Fortsetzung vereinbart. Doch GRACE-C nützt vor allem der Klimaforschung, frühere Missionen dienten dem Weltklimarat IPCC als Datengrundlage – was der Trump-Regierung nicht gefallen dürfte.

Ein Mann mit Brille und Anzug spricht vor einem hellen Hintergrund mit einem Muster aus kleinen Punkten. Der Hintergrund ist unscharf, und das Bild vermittelt den Eindruck eines formellen Gesprächs oder Interviews.
Patrick Cramer | Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft erkennt in den USA erhebliche Eingriffe in die Forschung, gleichzeitig aber auch Chancen für den Wissenschaftsstandort Deutschland.

Sowohl das BMBF als auch die größte außeruniversitäre Forschungsorganisation in Deutschland, die Helmholtz-Gemeinschaft, beschwören eine fortgesetzt gute Zusammenarbeit. »Unsere Kooperation ist geprägt durch die exzellenten Forschenden und Wissenschaftseinrichtungen auf beiden Seiten des Atlantiks und ihre vielfältigen Partnerschaften«, erklärt das BMBF und fügt hinzu: »Hieran wollen wir auch in Zukunft anknüpfen.« »Wir erwarten nicht, dass sich an den Grundpfeilern der engen und vielfältigen Kooperationen etwas ändern wird«, teilte der Sprecher der Helmholtz-Gemeinschaft, Sebastian Grote, auf Anfrage mit – ganz im Widerspruch zu den Aussagen aus dem AWI, das eines von 18 Helmholtz-Zentren ist.

Ganz andere Töne schlägt dagegen mit Patrick Cramer der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft an. Er benennt offen, dass viele Kolleginnen und Kollegen in den USA »verunsichert« seien und er befürchte, »dass vor allem die von Trump gewünschte Forschung gefördert werden soll und unliebsame Wissenschaftler, deren Arbeit nicht in sein Weltbild passt, mit Kürzungen rechnen müssen«.

»Die USA sind ein neuer Talentpool für uns«Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft

Ebenso offen spricht Cramer darüber, dass Deutschland und Europa von der Misere der Wissenschaft in den USA profitieren könnten. »Die USA sind ein neuer Talentpool für uns«, sagte er im »Spiegel«-Interview. Auf die jüngste Ausschreibung für die Leitung von Forschungsgruppen habe die MPG doppelt so viele Bewerbungen aus den USA erhalten wie noch im Jahr zuvor. So weit wie möglich werde man weitere Stellen schaffen, »um diesen Menschen eine Perspektive zu bieten und zugleich die Max-Planck-Gesellschaft zu stärken«, sagte er.

Bisher hatte die deutsche Wissenschaft mit einem Sog in Richtung USA zu kämpfen. Zu den letzten prominenten Abgängen zählt etwa die langjährige AWI-Chefin Antje Boetius, die am 1. Mai 2025 die Leitung des Monterey Bay Aquarium Research Institute in Kalifornien übernimmt. Viel war früher vom Braindrain in Richtung USA die Rede. Damit dieser Trend sich umkehrt, braucht es allerdings auch gute Arbeitsbedingungen für Forschende in Deutschland und Europa. So will MPG-Präsident Cramer die nächste Bundesregierung und die EU-Kommission dazu bringen, in Feldern wie der künstlichen Intelligenz die Kräfte »besser zu bündeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben«.

DAAD-Vertreter Strowa fürchtet eine andere Art von Braindrain. Sollte der wissenschaftliche Austausch zwischen den USA und Europa lahmen, drohe ein Mangel an jungen Führungskräften mit transatlantischer Erfahrung. Die Förderung des Wissenschaftsaustauschs und die Festigung und Ausweitung bestehender Wissenschaftskontakte seien aktuell bedeutender denn je, sagt er: »Wenn uns jetzt eine ganze Generation junger Menschen mit Transatlantik-Kompetenz wegbrechen sollte, fehlen uns in 10 bis 15 Jahren zentrale Brückenbauer in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur.«

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