Hirnforschung: Wo die Furcht herkommt
Wenn das Gehirn lernt, etwas Unangenehmes zu fürchten und zu vermeiden, sind die Amygdalae im Spiel – mandelförmige Kerne, die am vorderen Ende des Hippocampus liegen, der Gedächtniszentrale tief im Inneren des Gehirns. Genauer gesagt hielt man bis dato "Veränderungen an Synapsen im lateralen Teil der Amygdala" für die Grundlage solcher Assoziationen, wie Hirnforscher um Bo Li von der Columbia University in New York berichten.
Doch das 14-köpfige Team kam nun zu einem anderen Ergebnis: Die Hauptrolle beim Lernen von Furchtreaktionen spielen demnach zentral gelegene Neurone. "Sie geben Informationen an die seitlich gelegenen Nervenzellen weiter." Deren Aktivität setze erst daraufhin ein. Das untermauerten die Wissenschaftler gleich mit drei verschiedenen Experimenten, die sie jetzt in der Fachzeitschrift "Nature Neuroscience" schildern.
Zuerst versetzten sie Mäusen leichte elektrische Schocks an den Pfoten und verfolgten zugleich mit bildgebenden Verfahren, welche Teile der Amygdala zuerst reagierten. Im nächsten Schritt blockierten sie die betreffenden, zentral gelegenen Neurone. Wenn die Tiere nun einen Stromstoß erhielten, fiel die Aktivität in ihren seitlichen Mandelkernen gedämpft aus. Das wäre nicht zu erwarten gewesen, wenn die Furchtassoziation dort entstehen würde, erklären Li und Kollegen.
Das "Herzstück" der Furcht
Schließlich manipulierten die Forscher auch noch das Gedächtnis der Mäuse: Als sich die Tiere in einem bestimmten Raum befanden, aktivierten die Forscher bei ihnen mittels optogenetischer Verfahren zentrale Amygdalaneurone – eine Prozedur, die für die Tiere nicht schmerzhaft gewesen sei, wie Li sagt. So sei es gelungen, ihnen eine falsche Erinnerung einzupflanzen, denn die Mäuse wollten den Raum später nicht mehr betreten. Offenbar habe sich eine stabile künstliche Gedächtnisspur gebildet, folgert Li. Die Aktivierung bestimmter Nervenzellen in den zentralen Mandelkernen sei demnach "das Herzstück aversiver Lernprozesse".
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