Meteorologie: Wo werden Hurrikane geboren?
Was mit tödlicher Wucht wie Hurrikan Andrew 1992 oder Katrina 2005 durch die Karibik und den Golf von Mexiko zieht, beginnt meist als eher harmloses Gewitter über Teilen Afrikas. Doch nicht jede Gewitterzelle endet schließlich als gewaltiger Wirbelsturm – einen möglichen Einflussfaktor dafür haben nun anscheinend Colin Price von der Universität Tel Aviv und seine Kollegen entdeckt: die Ausdehnung der gewittrigen Kumulonimbuswolken und ihre Temperatur am oberen Ende des Wolkenturms, wie sie in den "Geophysical Research Letters" schreiben. "85 Prozent der stärksten Wirbelstürme, die Nordamerika treffen, entwickeln sich aus atmosphärischen Störungen über Westafrika", so Price. Und je mehr Fläche die Gewitter einnehmen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie sich zu einem Hurrikan fortentwickeln.
Die stärkste Vorhersagegüte erreichten die Forscher jedoch mit den Temperaturen: Wenn mindestens fünf Prozent der Fläche an der Oberseite des Wolkenturms eine Temperatur von minus 50 Grad Celsius aufweisen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich daraus eine so genannte tropische Welle (englisch: easterly wave) in der Atmosphäre entwickelt. Diese Störungen wandern mit der vorherrschenden östlichen Windströmung auf den Atlantik hinaus, bis sie auf warmes Wasser treffen. Die vorhandene Wärmeenergie reaktiviert die ehemalige Gewitterzelle, und der in der Welle vorhandene Spin sorgt zusammen mit den Winden dafür, dass das Gebilde anfängt, sich zu drehen. Ein Hurrikan beginnt sich zu entwickeln. Von den rund 60 Störungen vor der westafrikanischen Küste, die während der Hurrikansaison zwischen Juni und Oktober auftreten, erreichen jedoch nur zehn die nötige Mindestgröße, um einen Wirbelsturm auszulösen. Mit diesen Daten lassen sich die Stürme nun vielleicht noch früher prognostizieren, so dass sich Behörden und Bewohner zeitiger auf das nahende Unwetter einstellen können. Bis zu zwei Wochen Zeitgewinn erhoffen sich die Forscher.
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