Menschheitsgeschichte: Wofür waren diese Steine gut?
Die Hunderte von nahezu identischen und kugelrunden Steinen, die vor 30 Jahren bei Ausgrabungen in der Cave of Hearths in Südafrika zum Vorschein kamen, waren sicher nicht per Zufall an diesen Ort gelangt. Aber welchem Zweck dienten sie einst? Und wie lässt sich dies überhaupt herausfinden? Ein Team um Geoffrey Bingham von der Indiana University in Bloomington hat sich nun 55 der Steine genauestens angeschaut und mit Hilfe von Psychologen und Bewegungsexperten analysiert.
Demnach dienten die Kugeln wohl zumindest auch als Wurfobjekte bei der Jagd oder der Selbstverteidigung. Das schlussfolgern die Wissenschaftler aus der Form der Objekte, die laut ihren Simulationen ideal dafür geeignet sei, um ein Ziel in rund 25 Meter Entfernung zu treffen. Handelt es sich bei diesem Ziel um ein mittelgroßes Tier wie etwa ein Impala, würden die Geschosse zudem einen nicht unerheblichen Schaden anrichten. 81 Prozent der Steine hätten der Idealform für diesen Zweck entsprochen, berichten die Forscher.
Die Steine, die nicht bearbeitet, aber offenbar gezielt ausgesucht wurden, könnten damit eine Vorform oder simple Alternative zu Speeren darstellen. Sie sind ungefähr tennisballgroß, aber deutlich schwerer. Die Wissenschaftler sind überzeugt davon: Wären die Steine hauptsächlich als Werkzeuge zum Zerkleinern oder Mahlen genutzt worden, hätten die Menschen noch einmal deutlich schwerere Gegenstände bevorzugt. Nicht auszuschließen ist aber, dass die Steine neben ihrer Funktion als Wurfgeschoss auch noch anderen – oder sogar hauptsächlich anderen – Zwecken dienten.
Wer sich in der Höhle im Makapan-Tal und andernorts mit der mutmaßlichen Wurfmunition eingedeckt hatte, weiß man allerdings nicht genau. Sammlungen kugelrunder Steine finden sich in bis zu 1,8 Millionen Jahre alten sowie in erheblich jüngeren Schichten. Möglicherweise begeisterten sich unsere Vorfahren über Artgrenzen hinweg für die vielfältigen Verwendungen derartiger Steine. Gezieltes Werfen gilt als Kernfähigkeit unserer Spezies; kein anderes Tier kann mit einem unterwegs aufgelesenen und präzise geworfenen Geschoss seine Beute erlegen. Nach Meinung mancher Forscher könnte der menschliche Oberkörper sogar von der Evolution primär aufs Werfen optimiert sein.
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