Evolution des Menschen: Woher die helle Haut kommt
Der eingängigen Theorie zufolge haben Europäer hellere Haut als Afrikaner, weil sie im kalten Norden im Laufe der Evolutionsgeschichte weniger Sonnenstrahlen abbekommen. Dunkle Haut blockiert das wichtige UV-Licht, und ohne Strahlung stellt der Körper kein Vitamin D her: Also mussten die Nordlichter schnell weißer werden, um nicht an Vitamin-D-Mangel zu leiden. Klingt plausibel, meint nun nun ein Team von Dermatologen, ist aber wohl falsch: Eine Alternativhypothese passe jedenfalls viel besser zu den Fakten.
Stärker als Melanin: Alternative UV-Absorption
Zwar bestehe tatsächlich eine Korrelation zwischen hellerer Haut und nördlichem Wohnsitz – dies sei aber vor allem ein sekundärer Effekt. Denn Genanalysen zeigen, das Nordeuropäer deutlich häufiger auch eine Mutation tragen, die das Gen Filaggrin funktionslos macht. Mutationsbedingt entsteht in Hautzellen daher kein Filaggrin-Protein mehr. Auf die sichtbare Hautfarbe hat das keinen Einfluss, allerdings ist das Protein im Normalfall an der Produktion von trans-Urocansäure (4-Imidazolacrylsäure) beteiligt, einem der wichtigsten UV-absorbierenden Moleküle der Haut. Ohne das mutationsbedingt ausfallende Filaggrin und damit weniger Urocansäure gelange nun viel mehr UV-Licht in die Hautzellen, die deshalb auch bei geringer Sonneneinstrahlung ausreichend Vitamin D produzieren.
Erst allmählich sei dann nebenbei nach und nach bei Menschen im Norden auch der Melanin-Pigmentgehalt in der Haut gesunken und sie wurden weißer – schlicht deshalb, weil er als zusätzlicher Schutz vor zu intensiver UV-Strahlung nicht mehr benötigt wurde, vermuten die Forscher: "Der menschliche Körper verschwendet keine wertvolle Energie zur Produktion von Proteinen, die nicht benötigt werden", erklärt Studienleiter Peter Elias.
Schneller Sonnenbrand und Asthma?
Die im sonnenarmen Norden hilfreiche Filaggrin-Mutation hat übrigens auch Nachteile: Die hellhäutigen Betroffenen haben insgesamt eine deutlich trockenere Haut, leiden häufiger unter Dermatitis und wohl auch unter Nahrungsallergien und Asthma. Dass die Genveränderung sich im Laufe der Wanderung des Menschen nach Norden dennoch in sonnenarmen Regionen durchgesetzt hat, musste also sehr gute Gründe haben.
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