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News: Wohlhabende und Gebildete leben länger

Wovon hängt die Gesundheit eines alten Menschen ab? Dieser auch in sozial-und gesellschaftspolitischer Hinsicht wichtigen Frage sind Wiener Sozialforscher nachgegangen. Dabei stellten sie fest, daß bei Menschen mit einer guten sozialen Einbindung die Lebenserwartung höher ist. Auch geistige Tätigkeiten bis ins hohe Alter und der Wunsch, aktiv zu sein, wirken sich positiv auf die Gesundheit aus.
Unterstützt vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) haben Leopold Rosenmayr und Gerhard Majce vom Ludwig Boltzmann Institut für Sozialgerontologie und Lebenslaufforschung in Wien in einer dreijährigen Pilotstudie die grundsätzlichen Bedingungen der Gesundheit im Alter erarbeitet und stellen nun ihre Ergebnisse für praxisbezogene Berichte unter anderem dem Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie zur Verfügung. Die nächste große Studie zu diesem Themenbereich ist bereits in Vorbereitung.

Viele der heutigen jungen Alten fühlen sich fit, sie zeichnen sich durch große Lebensfreude und Unternehmungslust aus. Allerdings fühlen sie sich häufig auch gesünder, als sie es klinisch betrachtet eigentlich sind. Das subjektive Empfinden und die individuelle Lebenseinstellung gehören ganz eindeutig zu den wichtigsten Bedingungen der Gesundheit im Alter. Erst ab 85 läßt diese Wirkung nach. Genauso läßt sich auch eine Gesundheitsbeeinflussung durch gesellschaftliche Verhältnisse und Strukturen sowie die soziale Integration von älteren Menschen nachweisen.

"Wir haben unter anderem festgestellt, daß Singles eher sterben als Verheiratete und sozial integrierte ältere Menschen. Bildung und Einkommen sind zwei der hauptsächlichen Faktoren für die Lebenserwartung. Je besser die Bildung, je höher das Einkommen, desto mehr steigt die durchschnittliche Lebensdauer", erklärt Rosenmayr einige zentrale Ergebnisse seiner Studie. Viele der heutigen Alten fühlen sich zwar fit, sind aber häufig überernährt und "unterbewegt". Im hohen Alter droht Multimorbidität, also eine Verflechtung mehrerer Krankheiten.

Die Studienergebnisse zeigen auf, wo die zu bewältigenden Herausforderungen für die Zukunft liegen – sollen die Gesundheitskosten für die steigende Zahl der Älteren überschaubar bleiben und somit der ohnehin bereits diskutierte Generationenkonflikt nicht verstärkt werden. Rosenmayr: "Gesund ist, wer in der heutigen Konsumgesellschaft noch verzichten kann, wer in der Lage ist, seine Lebensfreude auch im Alter aufrecht zu erhalten, und wer ein passendes soziales Netzwerk zur Verfügung hat, das ihn optimal unterstützt." Aber nicht nur die Menschen selbst sind gefordert, auch die Medizin muß umdenken.

Die moderne Diagnosemedizin fragmentiert den Menschen in Teile und ist auf diese Teile, wie zum Beispiel Lunge, Herz, usw. spezialisiert. In Zukunft gilt es hier den Menschen als Ganzes zu betrachten und zu beraten. Menschen, die alles fördern, "was von innen kommt" (so etwa der Wunsch aktiv zu sein, geistig tätig zu sein...) und bewußt selektieren, "was von außen kommt" (etwa das Vermeiden von zu cholesterinreicher Nahrung...) haben die Chance auf ein langes und gesundes Leben.

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