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Meteorologie: Wolken verschärfen Lichtverschmutzung

Große Städte verraten sich schon aus der Ferne durch eine helle Lichtglocke, die sich über ihnen ausbreitet: Die umfangreiche Strahlung aus Quellen wie Werbung, Straßenlaternen, Verkehr wird in der Luft gestreut und Richtung Boden zurückgestrahlt. Auf diese Weise erscheinen auch Wolken über Siedlungszentren nachts erleuchtet, während sie in ländlichen Gegenden als dunkle Flecken am Himmel die Sterne verdecken. Tatsächlich verstärken Wolken den Effekt dramatisch, so dass die Nacht in der Stadt für viele Lebewesen zunehmend zum Tag wird.

Lichtglocke über Berlin | Blick vom Messturm über die Hauptstadt: Die Wolken sorgen dafür, dass die Lichter der Stadt reflektiert werden. Dadurch verstärkt sich die Lichtverschmutzung noch weiter und strahlt im wahrsten Sinne bis weit ins Umland aus.
Forscher um Christopher Kyba von der Freien Universität Berlin und dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei verglichen nächtliche Helligkeitsmessungen von Standorten, die etwa 10, 18 und 32 Kilometer vom Zentrum Berlins entfernt lagen – an der Universität, einer Spreeinsel außerhalb der Stadt und dem Institutssitz.

Generell waren die – mondlosen – Nächte in der Stadt heller als auf dem Land, doch zeigte sich dieser Unterschied bei vollständiger Wolkenbedeckung um einiges deutlicher: Dann kletterten die Stadtwerte auf das Vierfache einer sommerlichen Vollmondnacht im ländlichen Gebiet. Und auch innerhalb der Stadt machten sich die Wolken erheblich bemerkbar: In einer bedeckten Nacht lagen dort die Messwerte zehnmal so hoch wie in einer klaren Neumondnacht. Welchen Einfluss die Wolkentypen und ihre Dicke haben, konnten die Forscher bislang nicht erfassen.

Berlin bei Nacht | Licht zaubert die Museumsinsel in Berlin in eine stimmungsvolle Atmosphäre, doch übertreiben es die Städte bisweilen. Das deutet der Skybeamer genannte Scheinwerfer im Hintergrund an, der den Fernsehturm am Alexanderplatz anstrahlen soll. Er leuchtet überwiegend in den Nachthimmel – lockt Zugvögel ins Verderben und verdirbt Sternenguckern das Vergnügen.
Für viele Lebewesen hat das dramatische Konsequenzen: Sie nutzen Helligkeit als Taktgeber für verschiedene Verhaltensweisen. In Gebieten mit hoher Lichtverschmutzung stehen sie bereits unter Stress, da dieses Umweltsignal dadurch verschleiert wird. Wolken verschärfen diese Situation offenbar noch in bisher nicht erkanntem Ausmaß. Nur ein Beispiel: Die Lichtverhältnisse regeln unter anderem das Auf und Ab von Zooplankton in Seen – fällt dieser Steuermechanismus aus, ändert sich auch, wie viel Phytoplankton von den Kleinkrebsen und Co gefressen wird und damit das gesamte Nahrungsnetz des Ökosystems. (af)
  • Quellen
PLoS ONE 6(3), e17307, 2011

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