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News: Wozu ist eigentlich Rhesus gut?

Kennen Sie Ihre Blutgruppe? In jedem Fall wird dahinter ein 'positiv' oder ein 'negativ' stehen und Ihren Rhesusfaktor angeben. Dieser ist bei Bluttransfusionen sehr wichtig: Übertragungen von Blut mit 'falschem' Rhesusfaktor führen zu Abwehrreaktionen des Immunsystems und dann zu Blutverklumpungen. Doch die Wissenschaft war sich lange nicht darüber im Klaren, welche Funktion die Rhesus-Proteine im Blut haben. Untersuchungen belgischer Forscher liefern hierzu jetzt neue Erkenntnisse.
Etwa 85 Prozent aller Menschen sind "Rhesus-positiv" (Rh-positiv): Ihre roten Blutkörperchen tragen Rhesus-Proteine (Rh-Proteine). Den restlichen 15 Prozent der Weltbevölkerung fehlt der Rhesusfaktor, sie sind daher "Rhesus-negativ" (Rh-negativ). Neben dem Problem der Verklumpung bei der Bluttransfusion, können auch Komplikationen bei Schwangerschaften auftreten. Das Rh-positive Kind einer Rh-negativen Mutter ist gesundheitlich stark gefährdet, wenn keine Behandlung (z.B. Anti-D-Prophylaxe) durchgeführt wird. Bisher war jedoch nicht bekannt, welchen Nutzen die Rh-Proteine haben. Jetzt zeigt eine Untersuchung von Wissenschaftlern der Université Libre de Bruxelles, dass Rh-Proteine in Verbindung zum Ammonium-Transport des menschlichen Blutkreislaufes stehen (Nature Genetics vom November 2000).

Dieses Ergebnis war für die Forscher um Bruno André völlig unerwartet. Schon vor mehreren Jahren hatten sie bei der Untersuchung von Hefeproteinen festgestellt, dass diese Ammonium transportieren. Sie trugen die Gensequenz der Ammonium-transportierenden Hefeproteine in eine Datenbank ein und erkannten große Ähnlichkeiten zu menschlichen Rh-Proteinen. Um festzustellen, ob letztere eine vergleichbare Funktion haben wie die Hefeproteine, inaktivierten die Wissenschaftler die Gensequenz der Hefe und ersetzten sie durch die der Rh-Proteine. Es zeigte sich, dass die Rh-Proteine das Ammonium aus den Zellen pumpen.

"Das ist der erste wirkliche Nachweis einer biologischen Rolle der Rhesus-Proteine", meint Peter Agre von der Johns Hopkins University. André nimmt an, dass die roten Blutkörperchen überschüssiges Ammonium, das als Nebenprodukt des Stoffwechsels entsteht, aus dem Blut aufnehmen und zu den Nieren befördern, wo es ausgefiltert wird. Dadurch wird das Blut von dem giftigen Stoff gereinigt und gleichzeitig sein pH-Wert geregelt.

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